Der Tag beginnt wie immer geschäftig für Bauunternehmer Roland Zimmer aus Radolfzell. Sein Familienbetrieb betreut gerade mehrere Baustellen, größere und kleinere Aufträge, die Mitarbeiter haben Fragen. Die Pandemie hat sein Geschäft nicht nachhaltig gestört. „Wir hatten keinen Einbruch, die Auftragslage ist sogar eher besser geworden“, sagt Roland Zimmer.

Die größeren Projekte seien ohnehin von längerer Hand geplant. Und weil nach ausgefallenem Urlaub mehr Geld in den Haushaltskassen übrig sei, werde vermehrt in die eigenen vier Wände investiert. Die Verschönerung des eigenen Zuhauses sei bei vielen durch die Pandemie auf der Prioritätenliste nach oben gerutscht. Gute Zeiten also für Handwerker. „Ein Bauunternehmer der jetzt noch freie Termine hat, macht was falsch“, so Zimmer.

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Doch natürlich habe das Coronavirus auch den Alltag von ihm und seiner zehn Mitarbeiter verändert. Das große Büro stehe die meiste Zeit leer. Nur Barbara Drosdek, Roland Zimmers Schwester, mit der er sich die Geschäftsleitung des Familienbetriebs teilt, arbeitet noch dort und erledigt die Büroarbeiten für das Unternehmen. „Hier ist es mittlerweile ziemlich einsam geworden, es kommt kaum noch jemand vorbei“, berichtet sie. Die Meister, Facharbeiter, Bauhelfer und Auszubildenden würden direkt auf die Baustellen fahren und ihren eigenen Papierkram daheim erledigen, statt ins Büro zu kommen.

Von ihrem Dachverband für Bauunternehmer fühlen sich sowohl Roland Zimmer als auch Barbara Drosdek bestens betreut. „Binnen weniger Wochen waren alle Fortbildung komplett auf Online umgestellt“, berichtet Drosdek. Der Verband kümmere sich auch um die wichtigen Themen Schnelltests und Impfungen, die für ihre Mitglieder von Interesse wären.

Impfungen am Arbeitsplatz sorgen für eine höhere Impfquote

In diesem Bestreben sieht Roland Zimmer auch eine Chance, die Impfquote zu verbessern. Eine Impfung am Arbeitsplatz durch den Impfarzt würde mehr Menschen erreichen und man könne schneller weite Teile der Bevölkerung ansprechen, ist sich der Bauunternehmer sicher. Er sei dankbar, dass sich der Verband um diese Dinge kümmere, da es für einzelne mittelständische Betriebe ein zu großer Aufwand wäre.

So lange gelten für ihn und seine Mitarbeiter strenge Hygienevorschriften am Arbeitsplatz. Im Auto herrscht Maskenpflicht für alle, ebenso wenn sich der Arbeitsplatz in Gebäuden befindet. Draußen auf den Baustellen könnten sie ohne Maske, dafür aber mit Sicherheitsabstand, arbeiten. Der Maurer-Meister Benjamin Winter ist schon lange bei Roland Zimmer angestellt und kommt mit den Corona-Regeln gut klar.

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„Bei schönem Wetter ist das ohnehin alles gar kein Problem“, sagt er. Wenn es allerdings kalt sei oder es regne, müsse man sich ja nach Einsatzort während der Pause aufteilen, um die Abstände im Bauwagen einzuhalten. „Dann verbringt man seine Pause auch mal im Auto“, sagt Benjamin Winter. Ansonsten habe sich sein Arbeitsalltag im Vergleich zu vielen Menschen in seinem Umfeld kaum verändert. Arbeit sei schließlich immer da gewesen.

Es fehlt das Zwischenmenschliche und der Austausch

Was Roland Zimmer allerdings vermisst, ist das Zwischenmenschliche bei der Arbeit. Der Austausch in den Pausen oder nach der Arbeit, das fehle sehr. „Der Zusammenhalt ist für das Betriebsklima enorm wichtig und das bleibt gerade auf der Strecke“, sagt er. Doch auch beruflich fehle der Austausch, vor allem in der Zusammenarbeit mit anderen Unternehmen und beim gemeinsamen Beraten bei Problemen.

Um Kontakte zwischen einzelnen Gewerken zu vermeiden, seien manche Bauprojekte so organisiert, dass die unterschiedliche Unternehmen nacheinander auf die Baustelle kämen. Dies sei aus Sicht des Infektionsschutzes zwar vernünftig, erklärt Roland Zimmer, doch würde es das Projekt teurer machen und es würden mehr Fehler passieren.