Sie gelten als Krisengewinner. Handwerker haben fast die gesamte Pandemie – mit Auflagen – arbeiten können. Und da die Menschen viel Zeit in den eigenen vier Wänden verbracht haben, füllten sich die Auftragsbücher für notwendige oder gewollte Verbesserungsmaßnahmen praktisch von allein. So zumindest die Annahme. Doch trifft das auch zu? Elektromeister Bernd Buhl kann das zumindest in Teilen bestätigen. „Uns geht es wirklich vergleichsweise gut“, sagt der Geschäftsführer des Familienbetriebes.

Viele Aufträge unter erschwerten Bedingungen

Die Auftragslage sei in der Tat sehr gut, dennoch hätte auch hier die Corona-Pandemie ihre Spuren hinterlassen. Einige Aufträge habe man wegen einer Quarantäne-Anordnung der Mitarbeiter oder einem Corona-Ausbruch in einer anderen Firma, die für andere Gewerke an der Baustelle verantwortlich war, vorübergehend aussetzen müssen. „Wir hatten bisher keinen Corona-Fall im Betrieb, aber unsere Mitarbeiter waren Kontaktpersonen und mussten deswegen zu Hause bleiben“, erklärt Bernd Buhl. Dies hätte zu Verzögerungen geführt, die man später wieder habe aufholen müssen.

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Als Beispiel nennt Buhl die Lage auf der Cano-Baustelle in Singen Ende Oktober 2020, bei der mehr als 100 Arbeiter auf der Baustelle positiv auf das Virus getestet worden sind. Die Arbeiten stagnierten für eine Weile und auch der Zeitplan des Elektro-Unternehmens kam durcheinander. Anfänglich verursachten auch Lieferschwierigkeiten der Zulieferer, vor allem in der ersten Phase der Pandemie, große Verzögerungen. „Wir haben einmal vier Monate auf einen Dimmschalter für eine Stehlampe warten müssen. Sowas geht normalerweise in wenigen Tagen“, berichtet Bernd Buhl.

Zwischen Leerlauf und Stress

Extreme Ruhe und viel Stress – diese zwei Phasen hätten das vergangene Jahr geprägt. Der Alltag im zweiten Lockdown klappe aber deutlich besser und routinierter als im ersten. In dem Elektro-Unternehmen arbeite man in Zweierteams, fast überall herrsche Maskenpflicht und im Zweifelsfall werde auch im Betrieb auf Corona getestet. „Wir haben Tests hier und ein Mitarbeiter, der auch bei der Feuerwehr ist, kann diese professionell durchführen“, erklärt der Geschäftsführer.

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Auch in die Digitalisierung habe der Handwerksbetrieb investieren müssen, obwohl dies nur bedingt möglich sei. Alle Büros seien mit Luftfiltern ausgestattet worden. „Wir haben vier bis fünf Mitarbeiter, die im Büro tätig sind und diese haben ohnehin Einzelbüros“, sagt Bernd Buhl. Homeoffice sei zwar möglich, würde aber wegen dieser Voraussetzungen nicht so stark in Anspruch genommen werden.

Digitales Büro für Monteure

Die Monteure auf den Baustellen und bei Kunden könnten kein Homeoffice machen, würden aber seit einiger Zeit mit einem digitalen Büro arbeiten und so ihre Stunden und die Berichte mobil und digital erfassen, ohne dafür extra in die Büroräume kommen zu müssen. Das Ladengeschäft hat Bernd Buhl für Publikumsverkehr aber schnell geschlossen, obwohl er dies gar nicht musste. Nachdem die Baumärkte schließen mussten, seien aber immer mehr Kunden vorbei gekommen, die einen Lichtschalter oder eine Steckdose kaufen wollten. „Das war uns zu gefährlich so viel Kundschaft hier drin zu haben“, sagt der Elektromeister.

Problematisch sei es auch mit seinen zwei polnischen Mitarbeitern gewesen. Bei Elektro Buhl arbeiten 30 Mitarbeiter, zwei davon hätten ihren Erstwohnsitz in ihrer polnischen Heimat, in Radolfzell den Zweitwohnsitz. Die komplizierte Quarantäneverordnung, nachdem diese zum Beispiel über die Weihnachtsfeiertage zu Hause waren, habe den Arbeitsalltag erheblich gestört.