Der Juni war im Südwesten laut Deutschem Wetter Dienst (DWD) der zweitwärmste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Zum 14. Mal in Folge war er wärmer, als er laut Durchschnittswerten sein sollte. Die zweite Hälfte des Julis sowie der August waren bislang hingegen von Regen, Gewittern und kühleren Temperaturen geprägt. Für Anwohner und besonders Touristen am Bodensee nicht gerade ideal. Doch welche Folgen hatte das für die Campingplätze im Raum Radolfzell?
Camping als neuer Trendurlaub
Sowohl Matthias Kunz, Geschäftsführer des Markelfinger Campingplatzes, als auch Thomas Krieg, der den Campingplatz in Horn leitet, erklären, dass sie in dieser Saison 2023 mehr Buchungen haben. Denn generell wird Campingurlaub immer beliebter. Ob
Den Geschäftsführern zufolge
lässt sich die wachsende Beliebtheit unter anderem auf Corona zurückführen. Denn während der Pandemie habe es einen regelrechten Kaufboom bei Campingausrüstung und Wohnmobilen gegeben. „Die Leute wollen raus, der Überstimulation der Sinne durch technische Geräte entfliehen und frei sein“, so Kunz. Besonders stechen dabei die Wochenendurlauber hervor, die in diesem Jahr vermehrt vorbeischauen würden, berichtet Thomas Krieg.Neucampern reisen vorzeitig ab
Ebenfalls auffällig: Laut den beiden Betreibern würden sich sogenannte Wiederkehrer von den Neucampern in ihrem Campingverhalten deutlich unterscheiden. Während erfahrene Camper wetterfest scheinen, hätten viele Neulinge ihren Campingurlaub wegen des Wetters storniert oder gar abgebrochen, berichten die beiden. Denn die Neuen müssten sich laut Kunz und Krieg erst an die Widrigkeiten des Camper-Lebens gewöhnen.

Das Problem sei dabei aber nicht nur das Wetter mit Regen und Kälte gewesen. Vor allem in der Hitzeperiode im Juni und zu Beginn des Julis seien viele Gäste vorzeitig abgereist, um den hohen Temperaturen in Zelt, Wohnwagen oder Wohnmobil zu entfliehen, erläutert Kunz. Für ihn bedeutete das auch mehr Arbeit: So habe er den Folgen der Hitze durch höhere Hygienestandards, mehr Service und Präsenz auf dem Platz entgegenwirken müssen.
Auch Thomas Krieg vom Horner Campingplatz sagt: „Ich sehe minimale Veränderungen im Verhalten der Gäste. Abends sitzen aufgrund des Regens weniger Leute draußen, aber das ist in der Regel kein Problem. Camper werden dann eben kreativ und machen das Beste aus ihrer Zeit.“ So wisse der Großteil der Gäste, dass durchwachsenes Wetter im Campingurlaub stets der Fall sein könne und sei dementsprechend ausgerüstet.
Woher kommen die Bodenseecamper?
Besonders beliebt ist der Bodensee vor allem bei Deutschen. So sei der Großteil der Anreisenden aus Deutschland – erstaunlicherweise sogar aus der unmittelbaren Nähe, erklären Krieg und Kunz. Viele der Gäste kämen vom Obersee oder aus den umliegenden Gemeinden. Heimaturlaub sei demnach beliebter denn je und garantiere Abstand vom Alltag, ohne weite Distanzen zurücklegen zu müssen, erklären sie.

Sowohl in Markelfingen als auch in Horn würden die Schweizer auf Platz zwei auf der Übernachtungsstatistik liegen, gefolgt von Gästen aus den Beneluxstaaten, also Belgien, Niederlande und Luxemburg. Zudem kämen einige Besucher aus Italien und Frankreich.
Hält der Camping-Boom an?
Ebenso wie Matthias Kunz erwartet Thomas Krieg auch für das kommende Jahr einen weiteren Anstieg der Besucherzahlen. „Der Bodensee stellt ein stabiles Reiseziel dar, da es bereits eine große Fangemeinde besitzt“, erklärt Krieg. Laut Kunz seien in Markelfingen zudem bereits Buchungen bis ins Jahr 2026 bei ihm eingegangen. Auch die Saison 2024 sei bis Pfingsten bereits zu etwa 60 Prozent ausgebucht.
Ähnlich sei es auch auf dem Campingplatz in Horn, der für die Sommerferien 2024 schon zu großen Teilen besetzt sei, wie Thomas Krieg erklärt. Er sei daher zuversichtlich, dass sich Camping auch weiterhin positiv entwickeln wird.