Mit den beiden Radolfzeller Märkten geht es bergab, kritisierte Rudolf Ehrle Anfang August in einem Leserbrief im SÜDKURIER die vermeintlich negative Entwicklung von Abendmarkt und Wochenmarkt. Die Schuld daran gibt er jeweils der Stadtverwaltung beziehungsweise der Tourismus- und Stadtmarketing GmbH (TBR).

So sei der Radolfzeller Wochenmarkt zwar einer „der schönsten in der Umgebung“, allerdings werde die Leistung der Stadt auf dem Markt immer geringer. Zwar würden Schildern anzeigen, dass Radfahrer und Hunde auf dem Gelände verboten sind. „Aber Fakt ist, dass es immer mehr werden. Die Besucher halten sich einfach nicht daran“, schreibt Ehrle. Besonders am Samstag sei es so schlimm, dass man „über Hundeleinen stolpert oder Fahrräder geschoben oder sogar gefahren werden.“ Früher habe es einen Marktmeister gegeben, der dies kontrolliert habe. Inzwischen leiste die Stadt dies jedoch nicht mehr.

Keine freie Platzwahl auf dem Abendmarkt?

Bei den Abendmärkten stört Rudolf Ehrle hingegen nicht das Zuwenig, sondern das vermeintliche Zuviel an Regeln. Denn bei den Sitzgelegenheiten gebe es zu strenge Vorschriften durch die Stadt, die dem Grundkonzept des Abendmarktes widersprächen.

Konkret dürften Besucher nur noch dort sitzen, wo sie auch Essen und Trinken gekauft haben. An den Tischen der Stände gebe es Schilder, dass die Plätz ausschließlich für ihre Gäste vorbehalten seien. Das eigentliche Konzept, hier und da etwas Leckeres mitzunehmen und sich am Ende irgendwo anders mit Gleichgesinnten zum netten Gespräch zusammenzusetzen, sei nicht mehr erlaubt. Dazu zwinge die TSR die Händler, ist sich Ehrle sicher. „Das ist der Tod der Veranstaltung“, fasst er seine Kritik zusammen.

Aber stimmen die Kritikpunkte? Und wenn ja, möchte die Stadt angesichts der Kritik umdenken?

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Regeln werden noch immer kontrolliert

Natalie Reiser aus der Pressestelle der Stadtverwaltung stimmt auf SÜDKURIER-Nachfrage zu, dass das Verbot von Hunden und Rädern zwar per Schilder auf dem Wochenmarkt angezeigt, jedoch nicht immer beachtet wird. Aber, fügt sie hinzu: „Selbstredend besteht eine Marktmeisterei, die vom städtischen Gemeindevollzugsdienst neben seinen originären Aufgaben in der Verkehrsüberwachung mit wahrgenommen wird.“ Diese spreche noch immer Personen an und weise auf die Regelungen hin, sobald sie ein Fehlverhalten entdecke.

„Allerdings ist eine ständige Präsenz der Marktmeisterei während der Wochenmarktzeiten aufgrund der vielfältigen Aufgaben des Gemeindevollzugsdienstes und dessen Personalstärke leider nicht herstellbar“, räumt Reiser ein.

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TSR-Leitung kann Kritik am Abendmarkt nicht nachvollziehen

Und TSR-Leiterin Regina Brüsewitz erklärt zu Ehrles Kritik am Abendmarkt: „Es stimmt nicht, dass seitens der Stadtverwaltung oder der TSR darauf geachtet wird, dass man nur dort isst und trinkt, wo man etwas gekauft hat.“ Es sei jedoch „ganz selbstverständlich“, dass man dort, wo man sitzt, auch konsumiert. „So sind die normalen Gepflogenheiten“, so Brüsewitz.

Die TSR könne und wolle jedoch niemandem vorschreiben, wo er sitzen darf und wo nicht. Es sei aber nachvollziehbar, dass Betreiber nicht begeistert sind, wenn ihre mühsam aufgestellten Bierbankgarnituren überwiegend von Gästen anderer Stände dauerhaft belegt werden, die zum Beispiel selbst nur Stehtische anbieten. So könnten Gäste, die am eigenen Stand etwas gekauft haben, ihren Teller nirgendwo mehr abstellen.

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Aus Sicht der TSR spreche es daher nicht gegen das Konzept des Abendmarktes und sei auch nicht verkehrt, wenn Betreiber darum bitten, auch Platz für die eigenen Kunden zu lassen. Ändern möchte die TSR dieses Verhalten daher nicht.