Welcher Comic-Fan kennt ihn nicht, den genialen Erfinder Daniel Düsentrieb aus Entenhausen. Seine skurrilen Erfindungen wie der Brotschmierapparat oder das Telefon mit eingebautem Bügeleisen sind legendär. Doch auch im Böhringer „Schlumpfhausen“ – so wird das Wohngebiet gegenüber der Evangelischen Kirche wegen seiner kleinen, schmalen Einfamilienhäuser liebevoll genannt – lässt Erfindergeist die Bevölkerung aufhorchen. Der Anlass ist brisant, denn es geht um eine tierfreundliche Lösung, um Störche vom Nestbau auf privaten Hausdächern abzuhalten.

Im Ortschaftsrat stellte eine Nachbarschaftsinitiative aus dem Dieter-Bonhoeffer-Weg jüngst ihre eigens entwickelte Konstruktion zur Storchenabwehr vor. Eines aber betonten die Sprecher Daniela Wagenhan und Dieter Pompe vorweg: „Die Störche waren vor uns da, und wir haben viele Jahre gut mit ihnen zusammengelebt!“

Brandgefahr durch Störche

Das Wohngebiet liegt mitten in der großen Storchenkolonie im Böhringer Unterdorf. 2004, als das Gebiet entstand, zählte man hier elf Horste, zehn Jahre später waren es bereits 30 Horste und aktuell gibt es sogar 53 Horste im gesamten Ort. Besonders im stark besiedelten Unterdorf wird der Platz knapp, vor allem weil zunehmend Photovoltaik-Anlagen auf den Dächern installiert werden.

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Die Störche hatten begonnen, Nester auf den Dachfirsten mehrerer Häuser in der Nachbarschaft zu bauen. „Dabei rutschte Nistmaterial unter die Module und behinderte die Hinterlüftung – bei Sommerhitze kann das brandgefährlich werden“, berichtete Dieter Pompe. Viele Nachbarn und er selbst seien oft mehrere Tage lang beschäftigt gewesen, die Stöcke zu entfernen – teils mit Hubsteiger oder auch mit Hilfe eines Zimmermanns.

Selbsthilfe mit Erfindung

Die Anwohner griffen darum schließlich zur Selbsthilfe: Gemeinsam mit der Unteren Naturschutzbehörde und Storchenbetreuer Hanspeter Wickert entwickelten sie verschiedene Ansätze zur tierfreundlichen Vergrämung. Ein erster Versuch an zwei Häusern mit gespannten Drähten über dem First zeigte wenig Erfolg. Die cleveren Störche hätten die Drähte heruntergedrückt und sogar in den Nestbau einbezogen.

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Nach intensiver Recherche und Tüftelei entstand schließlich ein funktionierender Prototyp: Edelstahlrollen, die über dem Dachfirst angebracht werden und sich drehen. So finden die Störche keinen Halt mehr. „Wir sind jetzt alle super entspannt und glücklich, keine Störche mehr auf dem Dach zu haben!“, so Pompe. Inzwischen wurde die ausgeklügelte moderne Vorrichtung auf sieben Häusern montiert. Die Kosten liegen bei etwa 4000 Euro pro zehn Meter Dachlänge, rund 3000 Euro waren vorab für die Entwicklung und Tests notwendig.

Das sagt der Storchenbeauftragte

Um die Idee zu schützen, habe man bei Deutschen Patentamt einen Gebrauchsmusterschutz beantragt, der genehmigt und eingetragen ist. Gleichzeitig sei man im Gespräch mit einer regionalen Firma, die die Lösung lizenzieren und als Komplettangebot vermarkten möchte. „Wir wollen damit aber kein Geschäftsmodell starten – wenn‘s reicht für ein schönes Straßenfest, sind wir zufrieden“, heißt es von Seiten der Tüftler-Initiative.

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Auch Storchenbeauftragter Hanspeter Wickert zeigte sich überzeugt: „Offensichtlich ist die Lösung eine gute Methode, die Störche von empfindlichen Dächern fernzuhalten.“ Im Oberdorf seien Doppeldraht-Konstruktionen im Einsatz, die ebenfalls Wirkung zeigen. Weitere einfache Maßnahmen wie Stäbe oder Ringe könnten ebenfalls helfen, wenn gewünscht. Eine Leitfaden zum Umgang mit den Störchen und den geschützten Nestern ist in der Ortsverwaltung Böhringen erhältlich. Bei Fragen zum Thema ist Hanspeter Wickert per Mail an die Adresse hp.wickert@web.de erreichbar.