Die Gesundheitsversorgung in Deutschland ist im internationalen Vergleich laut der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) sehr gut. Dennoch bemängeln viele Bürger und Involvierte seit Jahren einen Rückgang der Qualität und Quantität. Wer heute einen Facharzt aufsuchen muss oder zum Beispiel eine bestimmte Untersuchung benötigt, muss mitunter mehrere Wochen auf einen Termin warten. Das alles hat Gründe, die man jetzt in einer Veranstaltung des CDU-Bundestagsabgeordneten Andreas Jung aus dem Landkreis Konstanz benennen wollte, um sie in Zukunft verbessern zu können.
Eingeladen dazu hatte Jung am Donnerstag die Bundestagsabgeordnete Emmi Zeulner aus dem Wahlkreis Kulmbach, Lichtenfels, Bamberg-Land in Bayern. Sie sitzt als examinierte Kranken- und Gesundheitspflegerin für die CDU im Gesundheitsausschuss. Mit ihr wollte Jung darüber diskutieren, welche politischen Weichen gestellt werden müssen, damit eine hochwertige medizinische und pflegerische Versorgung in der Stadt und auf dem Land verlässlich funktioniert.
Kernproblem ist der Personalmangel
Dabei gilt es ein dickes Brett zu bohren, wie in den Ausführungen von Emmi Zeulner, aber auch den Besuchern im Zunfthaus der Narrizella Ratoldi zu hören war. Denn unter den Zuhörern fanden sich auch Betroffene aus den Reihen der Ärzteschaft, der Pflege und der Apotheker. Sie alle konnten von Missständen berichten, die auch Patienten, Betroffene und Angehörige in den vergangenen Jahren zunehmend kritisiert haben.
Als ein Kernproblem benannten sie den Personalmangel im gesamten Gesundheitswesen. Nicht nur in der Pflege, in der dieser Zustand seit Jahren bekannt ist, spüre man die Auswirkungen deutlich. Immer weniger Personal muss immer mehr Menschen versorgen, worunter die Qualität spürbar leide. „Klatschen allein reicht nicht“, zitierte Emmi Zeulner einen Ausspruch, der in Zeiten der Corona-Pandemie von dem Pflegepersonal geprägt wurde.
Pflege findet meist privat statt
Dabei sind die Rahmenbedingungen im Bereich der Pflege in den vergangenen Jahren deutlich besser geworden. So würden Auszubildende hier gut bezahlt und auch später erhielten die Fachkräfte eine gute Vergütung, erklärten die Diskussionsteilnehmer. Gleichwohl werden spätestens zum Ende des Jahrzehnts „mehr Menschen den Bereich verlassen, als hinzukommen“, berichtete der sozial- und gesundheitspolitische Sprecher der CDU-Kreistagsfraktion Andreas Hoffmann. Zusammen mit dem demografischen Wandel werde dies zu einer weiteren Verschärfung der Situation führen.
Emmi Zeulner warb vor diesem Hintergrund für noch mehr private Netzwerke, als es bisher schon gibt. Nach ihrer Aussage werden derzeit rund 80 Prozent der Menschen mit Pflegeanspruch privat gepflegt. Um die Situation zu verbessern, wünschte sie sich zudem ein Gesellschaftsjahr, das alle jungen Menschen vorübergehend zur Arbeit mit einem sozialen Charakter verpflichtet.
Dadurch verspricht sie sich, führte sie weiter aus, im Nachgang ebenfalls mehr Personal in den Gesundheits- und Pflegeberufen. Was man in jedem Fall benötigt, ist laut ihrer Aussage eine berufsständische Vertretung. Die gibt es für die Pflegeberufe zwar bereits, sie hat jedoch in den Entscheidungsphasen kein Mitspracherecht, wie einige Zuhörer bemerkten.
Apotheker kritisiert Bürokratie
Ohnehin befürchten Kritiker einer Pflegekammer, dass diese nur noch weitere bürokratische Hemmnisse verursacht. Wie groß die zum Beispiel bei den Apothekern sind, verdeutlichte eine Wortmeldung aus den Besucherreihen. So monierte ein Apotheken-Betreiber die Fülle der Bürokratie, die das ohnehin schwindende Personal binde. Auf diese Weise verstärke sich das Apothekensterben, das derzeit stattfindet, noch einmal.
Denn die finanzielle Situation sei auch dort schlechter, als viele annehmen. So seien Lohnbezüge in dem Bereich in den vergangenen zehn Jahren überhaupt nicht gestiegen. „Es hat nicht einmal einen Inflationsausgleich gegeben“, berichtete der Apotheker.
Emmi Zeulner stellte mit Blick auf die kommende Bundestagswahl in Aussicht: „Wir werden bei dem Thema Bürokratie ansetzen müssen. Und wir werden auch die Gesetze ändern müssen. Alles, was wir nicht brauchen, schaffen wir ab.“ Um das Personalproblem im gesamten Sektor zu lösen, komme man generell nicht umhin, weiteres Personal aus dem Ausland zu rekrutieren: „Wir brauchen Menschen aus dem Ausland. Das sollte man bei der Wahl bedenken“, erklärte Andreas Jung abschließend.