Musik gehört zur Identität der Stadt Radolfzell. Das sagt nicht nur der Oberbürgermeister, auch die meisten Bürgerinnen und Bürger würden das so unterschreiben. Ein Musikinstrument zu erlernen, gehört deswegen in vielen Familien zu einem wichtigen Prozess. So auch für Monika Peglau, die nicht nur selbst begeisterte Musikerin ist, sondern auch ihren Kindern eine musikalische Ausbildung in der städtischen Musikschule ermöglicht. Als jüngst die Erhöhung der Gebührenerhöhungen für den Musikunterricht um im Schnitt 6 Prozent im Gemeinderat beschlossen wurde, hat sie sich hingesetzt und die neuen Kosten für ihre Familie durchgerechnet.

200 Euro mehr pro Jahr

Ihr Ergebnis: Für ihre zwei Kinder erhöhen sich die Kosten um über 14 Prozent, also mehr als doppelt so viel wie von der Stadt eigentlich vorgesehen. Pro Jahr lässt sich die Familie Peglau den Musikunterricht für den 13-jährigen Sohn und die zehnjährige Tochter zirka 1500 Euro kosten. Mit der Erhöhung steigen die Gebühren auf über 1700 Euro. „Das ist ein bisschen ein Etikettenschwindel“, sagt sie über die vom Gemeinderat beschlossenen 6 Prozent Gebührenerhöhung.

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Dem widerspricht Christina Burchardt, Leiterin der städtischen Musikschule. Dass die Peglaus deutlich höhere Gebühren bezahlen müssen, liege vor allem am veränderten Angebot des Unterrichts. Der so genannte Kombi-Unterricht ist abgeschafft worden. Bei dieser Form unterrichtete ein Lehrer zwei Schüler 50 Minuten lang, entweder gemeinsam oder jeweils 25 Minuten nacheinander alleine. Letzteres hatte sich dann so etabliert. „Das war eigentlich so nie geplant gewesen, dass der Kombi-Unterricht als Einzelunterricht gewertet wird. Denn dafür war er viel zu günstig“, erklärt Burchardt.

25 Minuten Einzelunterricht über das Kombi-Unterricht-Modell haben zuvor 69,30 Euro pro Monat gekostet. Als Ersatz bietet die Musikschule nun einen Doppelunterricht für 45 Minuten für zwei Kinder für 66 Euro pro Monat an. Für Monika Peglau ist dies aber nicht zwingend ein gleichwertiger Ersatz. „Das ist ein guter Unterricht, aber man muss eben jemanden finden, der auf einem ähnlichen Niveau spielt, damit das auch Sinn ergibt“, erklärt sie. Überhaupt wolle sie mit ihrer Kritik an den Gebühren nicht die Qualität des Musikunterrichts in Frage stellen. „An der Musikschule wird toll unterrichtet“, betont sie.

Gebührenerhöhung trifft die Kinder

Um allerdings einen aus ihrer Sicht gleichwertigen Ersatz für den Kombi-Unterricht zu bekommen, hat sie ihre Tochter für eine halbe Stunde Einzelunterricht angemeldet und dieser kostet dann 85 Euro pro Monat, also deutlich mehr als der Kombi-Unterricht zuvor. Auch wenn sie Verständnis für die finanzielle Situation der Stadt habe, diese Gebührenerhöhung gehe aus ihrer Sicht auf Lasten der Kinder. Denn nicht jede Familie könne diesen Kostensprung einfach so mitmachen.

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Und auch nicht jede Familie erfülle die Voraussetzungen für die Zeller Karte. Diese ermögliche einen Rabatt von 50 Prozent auf den Musikunterricht, Familien mit zwei Kindern müssen aber ein Jahreseinkommen unter 70.000 Euro nachweisen. „Und dann wird in der Stadt so viel Geld für WC-Anlagen am See und Stadtjubiläen ausgegeben, da finde ich stimmen die Prioritäten nicht“, so Monika Peglau.

Laut Musikschulleiterin Christina Burchardt hätten rund 80 Kinder diesen Kombi-Unterricht gebucht, der jetzt abgeschafft wird. Sie hat für die Kritik von Monika Peglau Verständnis, sieht aber auch die Qualität des Einzelunterrichts und meint: „Dieser darf dann auch etwas kosten.“