Georg Lange

Von Pflegern beim Laufen an die Hand genommen und mit wärmenden Decken versorgt, nahmen rund ein Dutzend ältere Mitbürger auf der Gartenterrasse der Markelfinger Seniorenwohngemeinschaft „Pflege mit Herz“ Platz. Manche Senioren blickten von ihrem Balkon aus auf den eigens leergeräumten Parkplatz am Hauptgebäude der Anlage. Andere schoben ihren Rollator vom angegliederten Wohnhaus in den von Hecken geschützten Garten.

Auf die Senioren wartete ein kleines Konzert der Initiative „Markelfingen hilft“. Mit Gitarre, Trompete, Querflöte und Gesang unterhielten Kinder und ihre Eltern bei gebührendem Abstand die Senioren mit Volksweisen, Kinder- und Frühlingsliedern zum Mitsingen. „Ich wohne schon lange in Markelfingen, doch das habe ich so noch nie erlebt“, strahlte Elfriede Schüli im Anschluss an das Konzert. Sichtlich angerührt von der kleinen Darbietung fügte Renate Bocka hinzu: „Ich finde es schön, dass Kinder ihre Freizeit für uns opfern.“ Sie hätten mit ihren Familien auch anderes machen können.

Für die Bewohner der Seniorenanlage sei es teilweise schwierig, dass sie keinen Besuch empfangen können, erzählt Pflegerin Sonja Hirling. Bis auf die Kontaktbeschränkungen nähmen die Senioren die Situation jedoch gelassen an. Der Betrieb laufe weiter. Die Senioren dürften auf die Terrasse und könnten mit ihren Angehörigen telefonieren. Doch letzteres gestalte sich manchmal durch die Schwerhörigkeit mancher Senioren etwas schwierig.

Vereinzelt führen Angehörige mit großem Abstand vom Parkplatz aus und über die Hecke hinweg mit Senioren Gespräche auf der Terrasse. „Die Senioren freuen sich, wenn sie sich austauschen können“, so die Pflegerin. „Konsequent lassen wir niemanden von Außen herein. Und die Angehörigen sind sehr diszipliniert“, hat die Pflegerin festgestellt. In der Anlage werde mit erforderlichen Schutzmaßnahmen gearbeitet. Aktuell habe die Seniorenwohngemeinschaft keinen positiv getesteten Corona-Fall.

Trainingspause war der Auslöser

Die kleine Musikdarbietung der Initiative war eine willkommene Abwechslung in der Zeit restriktiver Maßnahmen wegen der Corona-Pandemie. Die Initiative helfe mit allem, was Vorerkrankte und ältere Menschen in Zeiten der Pandemie bräuchten, erläuterte der stellvertretende Jugendleiter des SV Markelfingen und Mitinitiator von „Markelfingen hilft“, Frieder Demmer. Der Markelfinger Fußballclub stellte sein Training ein und überlegte sich, was er mit der frei gewordenen Zeit sinnvoll anfangen könne, erzählt Demmer.

Für gewöhnlich stelle der Club seine Zeit Jugendlichen und Kindern zur Verfügung. Nun könne er sie älteren Mitbürgern zur Verfügung stellen, die dazu beigetragen hätten, dass es dem Verein so gut gehe. Die Idee habe bei sämtlichen Vereinen in Markelfingen zum Mitmachen angesteckt, so Demmer: Sie schlossen sich zur Initiative zusammen, in der nun 30 Markelfinger in einer Hilfsgruppe organisiert und mit der Stadt und dem Ortschaftsrat vernetzt seien.

Netzwerk mit vielen Beteiligten

Senioren und Vorerkrankte können über den Ortschaftsrat Masken anfordern, die die Initiative an Betroffene verteilt. Senioren können Listen örtlicher Lebensmittelhändler und Bäcker ausfüllen, die die Initiative abholt und die Einkäufe nach Hause bringt. Die Initiative übernimmt auch Botengänge für Medikamente und Rezepte. Kinder verteilten rund 1000 Flugzettel in die Briefkästen der Markelfinger Haushalte mit dem Angebot der Initiative. Nun wolle sie sich auch den Senioren in den Heimen widmen, da diese durch Beschränkungen im Ausgang und bei den Besuchen besonders betroffen seien.