Familien hatten es in Radolfzell in der Vergangenheit nicht einfach: Weil es an Personal fehlte, kam es unter anderem zu geänderten Betreuungszeiten und verkürzten Öffnungszeiten in Kitas. Um die Belastung auch für Mitarbeiter zu reduzieren, richtete die Stadt die Kinderbetreuung im vergangenen Jahr komplett neu aus. Betreuungszeiten wurden umgestellt und gekürzt, außerdem wurde ein ergänzendes Angebot des Malteser Hilfsdiensts eingeführt.
Nun aber gibt es positive Nachrichten: „Die pädagogischen Fachkräfte können ihrer Arbeit wieder in der gewünschten Qualität und Konzentration nachgehen und Familien haben Planungssicherheit, was die Betreuung ihrer Kinder angeht“, so die Stadtverwaltung.
Möglich ist das, da laut Stadtverwaltung fast alle Erzieherinnen-Stellen besetzt sind. Wie Bürgermeisterin Monika Laule in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats berichtete, habe man es auch geschafft, ehemalige Mitarbeiter wieder zurückzugewinnen.
Arbeitsbedingungen verbessert und Stellen beworben
Um die Situation zu verbessern, habe die Stadt mehrere Anstrengungen unternommen. So seien etwa die Arbeitsbedingungen verändert und das Gesundheitsmanagement gefördert worden. Auch sei in einer breit angelegten Marketingkampagne, für die unter anderem auch in Zügen des Regionalverkehrs Plakate aufgehängt wurden, auf freie Stellen in der Kinderbetreuung aufmerksam gemacht worden.
Und die Stadt vergibt nun auch Stipendien an angehende Erzieherinnen und Erzieher in der klassischen Ausbildung, die dann monatlich mit 200 Euro gefördert werden. Das soll mehr Anreize für eine solche Ausbildung schaffen.
All das habe nun Erfolg gezeigt, teilt die Stadt mit. „Wir können den Eltern, Kindern und unseren Kita-Teams wieder verlässliche Strukturen anbieten und die pädagogische Qualität in den städtischen Kitas gewährleisten“, erklärt Bürgermeisterin Monika Laule.
Gibt es jetzt wieder mehr Betreuungsstunden?
Was aber bedeutet das für die Betreuungszeiten? Werden diese wieder an das Niveau angepasst, das vor der Umstellung galt? Tatsächlich nicht so wirklich: Wie die Stadt auf Nachfrage berichtet, handelt es sich bei der Neuausrichtung der Betreuung in 2023 um „eine Maßnahme, die auf Dauer angelegt ist und so lange Bestand hat, wie der Fachkräftemangel im Bereich der Kindertagesbetreuung andauert“.
Durch den Ausbau der Ganztagesschule „wird sich dieser – überregional gesehen – vermutlich in den kommenden Jahren nicht entspannen“. Dies betreffe alle Teilbereiche der Neuausrichtung, auch die Spielezeit durch die Malteser, die ergänzend eingeführt wurde.
Mehr Betreuungsstunden wird es künftig trotzdem geben: Im Rahmen der Neustrukturierung sei nämlich an verschiedenen Standorten zum 1. September dieses Jahres eine Erweiterung der Wochenstunden im Ü3-Bereich von 30 auf 35 Wochenstunden geplant – „sofern der Bedarf gegeben ist“.
Und die Stadt betont: „Es bleibt auch das Angebot von bis zu 45 Wochenstunden im Krippenbereich. Hier laufen derzeit bereits für einige Gruppen Bedarfsabfragen bei betroffenen Eltern für den Zeitraum ab Herbst, weitere werden die kommenden Wochen angestoßen.“
Herausforderungen bestehen weiterhin
Zudem hebt Oberbürgermeister Simon Gröger in der Mitteilung der Stadt hervor, dass die Verwaltung weiterhin „mit den Teams der Einrichtungen sowie den Elternvertretern in engem Kontakt und Gespräch bleiben und ein offenes Ohr für ihre Anliegen haben“ will. Man wolle auch künftig mit viel Engagement neue Plätze in der Kindertagesbetreuung schaffen.
Gerade dieser weitere geplante Kita-Ausbau mache es ebenso wie der weiterhin anhaltende Fachkräftemangel auch künftig zur Herausforderung, Personal zu gewinnen und zu halten, erklärte Bürgermeisterin Monika Laule im Gemeinderat.
Das bestätigt auch die Stadtverwaltung: „Die Maßnahmen der Personalgewinnung und -bindung werden weiterhin Teil unserer Arbeit sein und nicht abflachen.“ Und auch im Ausbildungsbereich will die Stadt weiter attraktiv sein.