Petra Reichle

Das Bild hätte schöner nicht sein können – Sonntag im Juli um 8.30 Uhr. Am Brunnen auf dem Marktplatz sitzt umrahmt von drei Damen der „Alt-Radolfzeller“ Trachtengruppe Bruno Epple und blickt über den fast menschenleeren Platz.

Bruno Epple genießt gemeinsam mit Lucia Riester, Lioba Morielle und Gabriele Riester den Blick auf den menschenleeren Markplatz, während ...
Bruno Epple genießt gemeinsam mit Lucia Riester, Lioba Morielle und Gabriele Riester den Blick auf den menschenleeren Markplatz, während vom Münsterturm das Hausherrenlied erklingt. | Bild: Petra Reichle

Die Fahnen des festlich geschmückten Münsters wehen im Sommerwind und gemeinsam lauschen die vier Urzeller der Musik. Von den Höhen des Münsterturms erklingt das Hausherrenlied, das der Heimatdichter und Künstler Bruno Epple seiner Stadt gewidmet hat.

Das Münster bot ein gewohnt festliches Bild am Hausherrensonntag. Morgens um 9 Uhr ist der Marktplatz fast menschenleer, denn die große ...
Das Münster bot ein gewohnt festliches Bild am Hausherrensonntag. Morgens um 9 Uhr ist der Marktplatz fast menschenleer, denn die große Prozession konnte in diesem Jahr nicht stattfinden. | Bild: Petra Reichle

Es ist aber nicht irgendein Sommersonntag in Radolfzell – es ist das dritte Wochenende im Juli und mit den Klängen des Hausherrenliedes wird traditionell der kirchliche Höhepunkt des Hausherrenfestes eingeleitet.

Doch ist in diesem Jahr vieles anders. „In diesem Jahr ist alles weniger – aber auch weniger laut“ wird Monsignore Bernd Kaut in seiner Predigt sagen, genau diese Botschaft symbolisiert das Bild auf dem Marktplatz. Das diesjährige Hausherrenfest findet im Rahmen der Regelungen der Corona-Verordnung statt.

Bei strahlendem Sonnenschein zog eine kleine Prozession pünktlich um 9.15 über den Marktplatz zum Münster. In diesem Jahr musste auf ...
Bei strahlendem Sonnenschein zog eine kleine Prozession pünktlich um 9.15 über den Marktplatz zum Münster. In diesem Jahr musste auf eine große Prozession vor hunderten von Zuschauern verzichtet werden. | Bild: Petra Reichle

Wo normalerweise hunderte Menschen die Straßen säumen und eine Prozession begleitet von der Stadtmusik über den Marktplatz ins Münster einzieht, könnte das Bild in diesem Jahr kaum gegensätzlicher sein.

Begleitet von Monsignore Bernd Kaut, Ministranten und Vertretern der Trachtengruppe „Alt-Radolfzell“ läuft Stadtpfarrer Heinz Vogel über den stillen Platz zum Münster.

Stadtpfarrer Heinz Vogel (rechts im Bild) konnte in diesem Jahr Monsignore Bernd Kaut nach Radolfzell einladen, der eine bewegende ...
Stadtpfarrer Heinz Vogel (rechts im Bild) konnte in diesem Jahr Monsignore Bernd Kaut nach Radolfzell einladen, der eine bewegende Predigt über die Botschaft der Hausherren hielt. | Bild: Petra Reichle

„Das diesjährige Hausherrenfest ist anders, trotzdem hat man in den vergangenen Tagen gespürt, wie die Spannung steigt und Feststimmung in unserer Stadt aufkommt“, sagte Heinz Vogel zu den rund 100 Besuchern des Gottesdienstes.

„Seit Generationen haben sich Menschen hier versammelt, um zu beten – auch wir sind heute gekommen, um zu beten und um unseren Hausherren Theopont, Senesius und Zeno zu gedenken“, so Vogel. Die drei Hausherren standen im Mittelpunkt der Botschaft, die Monsignore Bernd Kaut in seiner bewegenden Festpredigt übermittelte.

Traditionell eröffnen Bläser der Stadtkapelle Radolfzell den Hausherren-Sonntag (von links): Wolfgang Riester, Klaus Bosch, Dietmar ...
Traditionell eröffnen Bläser der Stadtkapelle Radolfzell den Hausherren-Sonntag (von links): Wolfgang Riester, Klaus Bosch, Dietmar Baumgartner, Manuel Riester, Marc Baumgartner, Thomas Kassner und Tobias Franz. | Bild: Petra Reichle

„Welch Geschichte können wir heute hier feiern liebe Schwestern und Brüder“, sagte Monsignore Kaut zu Beginn seiner Predigt. Es seien die Lehren aus der Geschichte der Hausherren, die uns in Zeiten der Krise leiten können.

Die drei Hausherren sind als Reliquien nach Radolfzell gekommen, alle haben einen Migrationshintergrund. Radolfzell sei eine weltoffene Stadt, in der sich Menschen aus allen Regionen und Kulturen begegnen. Es sei die Geschichte der Hausherren, die uns diese Weltoffenheit lehre.

Bürgermeisterin Monika Laule, Oberbürgermeister Martin Staab, Monsignore Bernd Kaut und Stadtpfarrer Heinz Vogel unterhielten sich im ...
Bürgermeisterin Monika Laule, Oberbürgermeister Martin Staab, Monsignore Bernd Kaut und Stadtpfarrer Heinz Vogel unterhielten sich im Anschluss an den Gottesdienst „mit Abstand“ auf dem fast menschenleeren Marktplatz. | Bild: Petra Reichle

Im Moment würden viele Menschen die Sorge umtreiben, ob sie bald wieder so leben könnten wie vor der Pandemie. Man habe Sorge, dass das Gute, das man gewohnt sei, Schaden nehme.

„Doch Jesus erinnert uns daran, dass Weizen und Unkraut auf dem gleichen Acker wachsen, die gleiche Luft atmen und in die gleiche Sonne schauen“, predigte Kaut. „Wir müssen hinnehmen, dass es Gutes und Schlechtes gibt, denn Gott lässt beides zu“. Er sieht eine Krise auch als Chance für einen neuen Blick: „Ab und zu müssen wir ungewohnte Wege gehen, um ans Ziel zu gelangen“.

Auch wenn der Gottesdienst in diesem Jahre vor nur rund 100 Besuchern stattfinden konnte, bewegten Monsignore Kaut und Stadtpfarrer ...
Auch wenn der Gottesdienst in diesem Jahre vor nur rund 100 Besuchern stattfinden konnte, bewegten Monsignore Kaut und Stadtpfarrer Heinz Vogel die Besucher mit ihrer Botschaft. | Bild: Petra Reichle

Viele leere Plätze, die Musiker auf der Empore und Kommunion mit Maskenschutz – auch beim Gottesdienst musste ein ungewohnter Weg gegangen werden. Pfarrer Heinz Vogel: „Es ist faszinierend zu sehen, was alles möglich gemacht wurde“.

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Einen besonderen Dank richtete Vogel an Bruno Epple für seine Herzensgedanken, die er auch im „Hausherrenlied„ verewigt hat. „Und es stehn in unsrer Mitte die drei Hausherrn allezeit“, heißt es im Lied und so lautete auch die Botschaft eines ganz besonderen Gottesdienstes.

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