Der Lehrermangel in Deutschland wird immer gravierender. Ein Beratergremium der Kultusministerkonferenz schätzte jüngst einen jährlichen Mangel von 1600 Lehrern bis zum Jahr 2035 – und verlangt sogar eine höhere Arbeitszeit für Lehrer. Für Baden-Württemberg rechnete die Gewerkschaft GEW vergangenen Herbst mit 16.000 offenen Stellen in den kommenden 13 Jahren – Kultusministerin Theresa Schopper (Grüne) hingegen mit nur 5000.

Doch welche Zahl auch stimmt, sie ist alarmierend. Aber wie ist die Lage vor Ort an den Radolfzeller Schulen?

„Wenn wir etwas ausschreiben, haben wir immer genug Bewerbungen“, sagt Markus Zähringer, Leiter des BSZ.
„Wenn wir etwas ausschreiben, haben wir immer genug Bewerbungen“, sagt Markus Zähringer, Leiter des BSZ. | Bild: Jarausch, Gerald

Unterricht fällt wegen Krankheit aus

„Wir haben keinen Grund uns zu beschweren“, sagt Markus Zähringer vom Berufsschulzentrum (BSZ). Zu Beginn des Schuljahres seien nahezu 100 Prozent der Stellen besetzt gewesen, Unterricht sei lediglich wegen Krankheiten ausgefallen. Offene Stellen nachzubesetzen sei meist kein Problem. „Wenn wir etwas ausschreiben, haben wir immer genug Bewerbungen“, so Zähringer.

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Die Kooperation mit der Uni Konstanz als Ausbildungsschule helfe zudem, Referendare zu bekommen. Problematisch würde es auf dem aktuellen Markt werden, wenn er eine Stelle im Maschinenbaubereich neu besetzen müsste. Aber aktuell fehle lediglich ein Lehrer für den Bereich Pflege.

Mettnau-Schule: Zu wenige Bewerber für Pflege- und Sozialpädagogik

Ein Problem, das auch Matthias Libruks von der Mettnau-Schule kennt. Zwar seien aktuell alle Stellen besetzt. „Im Bereich Pflegepädagogik können wir aber nicht alle Stunden mit Lehrkräften abdecken, die eine vollwertige Ausbildung als Lehrkraft, also zum Beispiel ein Referendariat oder einen Direkteinstieg absolviert haben“, sagt er. Dann braucht es so genannte „Nicht-Erfüller“, die einspringen – also Pädagogen, die nicht sämtliche Bedingungen für die Verbeamtung erfüllen, weil sie zum Beispiel keine Lehrerausbildung haben.

„Insgesamt ist die Bewerberlage im Bereich Pflegepädagogik und Sozialpädagogik schwach“, sagt Matthias Libruks, Schulleiter ...
„Insgesamt ist die Bewerberlage im Bereich Pflegepädagogik und Sozialpädagogik schwach“, sagt Matthias Libruks, Schulleiter der Mettnau-Schule. | Bild: Mettnau Schule

Für das kommende Jahr bilde man selbst vier Kräfte in diesem Bereich aus. Zusammen mit Rückkehrerinnen aus der Elternzeit sei der Bereich dann gut abgedeckt. „Insgesamt ist die Bewerberlage im Bereich Pflegepädagogik und Sozialpädagogik aber schwach“, sagt Libruks. Kritisch werde es daher bei unerwarteten Ausfällen, da man diese teils nicht schulintern abdecken könne.

Bei geplanten Ausfällen durch Elternzeiten würden die Stunden durch eine Kooperation mit anderen beruflichen Schulen, deren Lehrer kurzzeitig ihr Deputat aufstocken und an der Mettnau-Schule mitunterrichten, aufgefangen.

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An den Grundschulen sieht es gut aus

Laut Kultusministerium waren in diesem Schuljahr besonders die Grundschulen von Unterbesetzung betroffen. An den Grundschulen in Radolfzell ist die Situation allerdings gut. In Markelfingen gibt es laut Rektorin Petra Frengele weder Lehrermangel noch Unterrichtsausfall.

Auch Petra Wieshoff, Leiterin der Grundschule Stahringen, gibt Entwarnung: „Bei uns sind eigentlich keine Stellen unbesetzt, nur der Religionsunterricht entfällt momentan in Klasse und 3 und 4.“ Es mangle an kirchlichem Lehrpersonal. Unterrichtsausfälle habe es daher nur einmal gegeben in diesem Schuljahr, als im Dezember alle Lehrerinnen krank waren.

Nur unerwartete Ausfälle sind ein Problem

Die weiterführenden Schulen in Radolfzell stehen ebenfalls gut da. An der Teggingerschule sind laut Leiter Norbert Schaible alle Stellen besetzt. Aber, sagt er, „da wir, wie alle Schulen, auf Kante genäht sind, muss bei Ausfall eines Kollegen der Unterricht vertreten werden.“ Doch es gibt Grenzen, selbst ein Lehrer mit vollem Deputat darf maximal drei Stunden pro Monat vertreten. „Ist das ausgeschöpft, fällt Unterricht aus“, so Schaible. In jedem Fall benötige er für das kommende Jahr weitere Lehrkräfte, um den Unterricht gewährleisten zu können.

„Allerdings gibt es in diesem Schuljahr erhebliche Unterrichtsausfälle wegen Krankheiten“, sagt Norbert Schaible, Leiter der ...
„Allerdings gibt es in diesem Schuljahr erhebliche Unterrichtsausfälle wegen Krankheiten“, sagt Norbert Schaible, Leiter der Teggingerschule. | Bild: Jarausch, Gerald

Lydia Petrovsky von der freien Schule Rheinklang beklagt momentan auch keine offenen Stellen. Für das neue Schuljahr brauche sie jedoch Grundschullehrkräfte. Auch an der Gerhard-Thielcke-Realschule sind alle Fächer mit insgesamt 54 Lehrern versorgt, so Leiterin Gabriele Wiedemann. Aber, sagt sie, „bei Krankheitsausfall müssten wir beim Schulamt nach Ersatz nachfragen.“

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Am Friedrich-Hecker-Gymnasium sind ebenfalls alle Stellen besetzt. „Allerdings gibt es in diesem Schuljahr erhebliche Unterrichtsausfälle wegen Krankheiten“, sagt Schulleiterin Ulrike Heller-Paulus. Wie die Lage im kommenden Schuljahr aussieht, sei noch nicht vorherzusagen, da das Regierungspräsidium erst später Personalentscheidungen fürs kommende Jahr treffe.