Als Neigschmeckter hat man es in Radolfzell nicht immer ganz leicht. Erst recht nicht, wenn man aus dem Schwäbischen stammt. Dann nämlich ist einem so mancher Witz auf Kosten der Herkunft gewiss. Davon kann auch Eva Großhardt ein Lied singen. Dabei ist die 42-jährige aus Bad Saulgau seit über 20 Jahren bestens in Radolfzell integriert. Seit dieser Zeit spielt sie nämlich schon in der Stadtkapelle an der Querflöte bei den zahlreichen Anlässen in der Stadt mit.

Über die Arbeit zur Stadtkapelle

Damals war der heutige Vorstand Thomas Späth ein Arbeitskollege von ihr bei der Alu Singen. Als sich herausstellte, dass die Musik im Leben von Eva Großhardt eine große Rolle spielt, lud er sie auf eine Schnupperstunde bei der Stadtkapelle ein. „Seitdem bin ich dabeigeblieben“, erinnert sie sich. Offenbar hat der Anspruch an die musikalische Qualität auf beiden Seiten gepasst, sodass aus dem Probetermin ein Dauerzustand wurde.

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Die Stadtkapelle Radolfzell genießt auch über die Stadtgrenzen hinaus einen außerordentlich guten Ruf. Für Eva Großhardt ist jedoch eine andere Komponente mindestens gleichwertig wichtig: „Ich bin ein sozialer Mensch. Ich konnte mir über die Stadtkapelle ein neues Netzwerk, Freunde und Bekannte erschließen“, sagt sie.

Selbst ihren Ehemann hat sie über die Musik kennengelernt. Er spielt bei der Froschenkapelle. Aus diesem Grund fällt es ihr auch nicht schwer an den regelmäßigen Probeterminen teilzunehmen, selbst wenn die Motivation einmal nicht so groß sein sollte.

Stadtkapelle machte Radolfzell zur Heimat

Grundsätzlich handelt es sich bei der Stadtkapelle Radolfzell um eine „eingeschworene Gemeinschaft“, wie sie bemerkt. Von daher muss sie sich bis heute noch so manchen schnippischen Spruch ihrer Musikerkollegen hinsichtlich ihrer Herkunft gefallen lassen.

Sie nimmt es mittlerweile gelassen. „Am Anfang musste ich mir so etwas jeden Tag anhören“, erinnert sie sich. Doch sie identifiziert sich längst mit Radolfzell, so wie es das gesamte Orchester tut. „Ich wohne mein halbes Leben hier und Radolfzell ist meine Heimat“, sagt Eva Großhardt mit voller Überzeugung.

Diese Umstand führt sie auf die Musikerkollegen zurück: „Die Stadtkapelle hat es geschafft, dass Radolfzell meine Heimat geworden ist“, stellt sie fest. Kein Wunder also, dass sie sich für diesen Verein in der Folge engagiert hat. Sie ging relativ schnell in die Vorstandschaft und war als Pressewartin das Sprachrohr nach außen.

Zudem organisierte sie gemeinsame Reisen der Musiker. Und auch sonst ist sie vollkommen in Radolfzell angekommen. Zusammen mit ihrem Mann und den beiden Kindern lebt sie in Böhringen. Die Kinder haben ebenfalls längst Kontakte innerhalb der Musik geknüpft. Sie werden von Musikern der Stadtkapelle ausgebildet.

„Hier bleibe ich bis zur Rente“

Musikalisch ist die Stadtkapelle bis heute eine Herausforderung für die Querflötistin. „Wir proben vor jedem Auftritt zu Hause“, lässt sie wissen. Manchmal sei es schwierig Beruf, Familie und die Stadtkapelle zu vereinbaren. Dennoch fühlt sie sich verpflichtet, alles unter einen Hut zu bekommen.

Besonders erhebend findet sie das Hausherrenfest und die Mooser Wasserprozession, bei denen die Stadtkapelle ganz vorne im Umzug den Ton angibt. „Das ist schon toll in so einem traditionellen und stolzen Orchester. Ich bin dann ganz gerührt“, gesteht Eva Großhardt.

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Den größten Wert der Stadtkapelle sieht sie dennoch auf der menschlichen Ebene. „Man lernt hier die unterschiedlichsten Menschen kennen. Es gibt alle Berufe, Geschlechter und Menschen von 16 bis 80 Jahren unter den rund 70 Mitgliedern. Das ist wirklich spannend und jeder kann miteinander“, berichtet sie. Kein Wunder, dass sie weiterhin an ihrer aktiven Mitgliedschaft festhalten will: „Hier bleibe ich bis zur Rente“, sagt Eva Großhardt.