Das Leben von Thomas Späth ist geprägt von Musik – nicht überraschend angesichts seiner Funktion als Vorsitzender der Stadtkapelle Radolfzell, aber vielleicht ursächlich dafür. „Mein Vater hat schon Trompete gespielt, war im Posaunenchor der evangelischen Kirche“, erinnert er sich an seine Kindheit zurück. Auch Thomas Späth lernte Trompete und spielt das Instrument heute in der Stadtkapelle noch immer. Es ist nur eine von vielen Aufgaben, die er in dem Verein übernimmt.
Bekannter Hornist organisierte den ersten Musikunterricht
Dabei war es nicht Späths Vater, der ihm zur ersten Musikstunde verhalf. Stattdessen war es Ralf Springmann, der heute ein bekannter Hornist ist und seit 1985 dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks angehört. Springmann sei der Nachbar seiner Eltern gewesen und habe Thomas Späth schließlich einfach bei der Musikschule angemeldet. Zwei Wochen nach Späths zehntem Geburtstag habe seine erste Unterrichtsstunde stattgefunden. Zwei Jahre später sei er Teil des Jugendblasorchesters geworden – und nach dem Abitur 1986 mit 19 Jahren schließlich bei der Stadtkapelle Radolfzell eingestiegen.
Späths Verbindung zur Musik geht noch weiter: Bei der Bundeswehr gehörte er 15 Monate lang dem Musikkorps an. Zudem habe er viele Freunde, die ebenfalls Instrumente spielten und zum Teil sogar Berufsmusiker geworden seien. Zudem habe er seine Frau beim Jugendblasorchester kennengelernt und auch seine Kinder hätten Musikunterricht genommen und im Orchester gespielt – sie seien ihm allerdings nicht in die Stadtkapelle gefolgt.
„Ich habe nicht sofort Ja zum Amt gesagt“
Thomas Späth dagegen machte bei der Stadtkapelle Karriere – zunächst als Musiker, 2001 trat er dann zusätzlich der Vorstandschaft bei. Zunächst sei er dort zur besonderen Verfügung und für die Chronik eingesetzt worden, dann habe er ein paar jahrelang das Amt des Pressewarts innegehabt. Schließlich wurde er stellvertretender Vorsitzender, ehe er 2011 als Dietmar Baumgartners Nachfolger zum Vorsitzenden aufrückte.
„Ich habe nicht sofort Ja gesagt“, gibt er im Nachhinein ehrlich zu. Er habe mit Baumgartner viele Gespräche zu dem Thema geführt. „Es war auch 2011 schon so, dass die Leute nicht Schlange standen, um eine solche Verantwortung zu übernehmen.“ Aber Thomas Späth erklärte sich dazu bereit. Es sei wichtig, mit anzupacken und etwas zurückzugeben, erklärt er seine Motivation.
Alte Ziele, neue Herausforderungen
In seine neue Rolle habe er erst hineinwachsen müssen. „Das ist ein Prozess“, sagt er. „Die ersten drei bis fünf Jahre war es sicherlich nicht so, dass ich vor Ideen übergesprudelt bin.“ Eines sei ihm aber immer schon wichtig gewesen: „Ich lege extrem viel Wert darauf, dass wir ein Höchststufenorchester sind.“ Dass die Stadtkapelle auf hohem Niveau spiele, sei schon Dietmar Baumgartner eine Herzensangelegenheit gewesen.
Aber als Vorsitzender habe er darauf nur begrenzt Einfluss: „Das ist extrem die Aufgabe des Dirigenten und es ist wichtig, dass wir Musiker haben, die eine gute Ausbildung haben“, sagt Späth.
2017 musste Kapelle zum Verein werden
Nach und nach fielen auch neue Herausforderungen an. Das erste große Projekt, das Thomas Späth als Vorsitzender begleitete, sei die Eintragung der Stadtkapelle zum rechtsfähigen Verein gewesen. Die Not dafür sei mit dem 750-jährigen Stadtjubiläum im Jahr 2017 deutlich geworden. Zu dem besonderen Anlass sollte die Stadtkapelle eine neue Uniform erhalten – und brauchte dafür Spenden. Denn für die Anschaffung fielen rund 100.000 Euro an.
Das Problem: Weil die Stadtkapelle bis dahin kein eingetragener Verein war, konnten keine Quittungen für Spender ausgestellt werden. Diese konnten daher ihre Spenden nicht von der Steuer absetzen. Das musste geändert werden.
Sehr stressige Zeit: 250. Geburtstag steht an
Das zweite große Projekt ist derzeit in vollem Gange: Das 250. Jubiläum der Stadtkapelle wird in diesem Jahr gefeiert. Der Kalender der Musiker ist voll, es standen und stehen viele verschiedene Termine an – etwa eine Konzertreise nach Österreich und das Hausherrenfest, für das einige Neuerungen geplant werden. Damit verbunden ist auch ein großer organisatorischer Aufwand. „Es ist sehr, sehr stressig“, gibt Thomas Späth zu.
Allerdings hebt er den Einsatz der Vereinsmitglieder deutlich hervor: „Es ist extrem erfüllend, wenn man sieht, wie viele Leute aus dem Orchester sich deutlich überdurchschnittlich engagieren.“ Freiwillige würden viele Stunden in Vorbereitungen und Planungen stecken. „Das ist nicht selbstverständlich“, sagt Thomas Späth. „Das zeigt einem, dass ihnen das Orchester auch viel wert ist.“ Und das motiviere auch ihn als Vorsitzenden, seine Freizeit für die Stadtkapelle zu nutzen.
Es freue ihn, dass auch die Jugend schon fest mit anpacke und gerade beim Hausherrenfest stark involviert sei. Denn wenn das Orchester sich weiterentwickeln wolle, müsste auch die nächste Generation verantwortungsvolle Positionen übernehmen – irgendwann also auch einmal Späths Position.
Er will noch lange Musik machen
Blickt Thomas Späth auf das, was er bisher bei der Stadtkapelle erlebt und begleitet hat, spürt er Stolz darüber, wie sich der Verein entwickelt hat. Sicherlich habe er nicht nur gute Entscheidungen getroffen. „Aber ich bin überzeugt, dass relativ viel in die richtige Richtung gegangen ist“, sagt der Vorsitzende. Am Herzen liege ihm nun, dass das Jubiläumsjahr gelingt und das Orchester an seinen Auftritten viel Spaß hat. Zudem müsse es gelingen, den Verein zukunftsfähig zu machen – nicht nur durch ein neues Erscheinungsbild mit neuer Internetseite, sondern auch dadurch, dass junge Leute in den Vorstand aufrücken. „Und mir ist wichtig, dass das Orchester die Hochstufenqualifikation behält.“
Er selbst sehe sich noch sehr lange in der Stadtkapelle Radolfzell Trompete spielen, auch über seine Funktion als Vorsitzender hinaus. Und nicht nur das: Neben der Stadtkapelle liegen ihm auch die Münsterbläser am Herzen. Der Musik bleibt Späth also noch lange erhalten.