Es mehren sich die Anzeichen, dass die Verantwortlichen des Gesundheitsverbunds im Landkreis Konstanz das Krankenhaus Radolfzell längst abgeschrieben haben. Die zwei oberen Geschosse sind stillgelegt worden und die Beschäftigten am Standort warten auf Informationen, wie es weitergehen soll. Immerhin sind Landrat Zeno Danner und Geschäftsführer Bernd Sieber auf Initiative von Radolfzells Oberbürgermeister Simon Gröger diese Woche zu einem Gespräch mit den Betroffenen auf die Mettnau gekommen.
OB Gröger habe zu dem Treffen eingeladen, um wenigstens eine Absichtserklärung als Ergebnis für den Standort zu erhalten und der Radolfzeller Ärzteschaft eine Plattform zur Beteiligung zu bieten. Auch der Krankenhausförderverein sei zum Treffen gebeten worden.
Es war offenbar ein schwieriges Gespräch
Das Gespräch erwies sich wie erwartet als schwierig, wie mehrere Teilnehmer des Treffens berichten. Der Austausch zwischen den betriebswirtschaftlich Verantwortlichen und den Medizinern im Krankenhaus Radolfzell soll kein Ergebnis gebracht haben. „Nicht einmal ein Hinweis, wie lange es in Radolfzell überhaupt noch weitergehen soll“, berichtet ein Teilnehmer. Wie immer in diesen Tagen fühlen sich die Beschäftigten bei Äußerungen zu politischen Gesundheitsfragen des Gesundheitsverbunds zur Verschwiegenheit verpflichtet oder sie sind es aus arbeitsrechtlichen Gründen
Aus dem Rathaus in Radolfzell heißt es, eine offizielle Presseerklärung zu diesem Termin befände sich in Abstimmung. Das heißt in diesem Fall, der Gesundheitsverbund, das Landratsamt Konstanz und die Stadtverwaltung Radolfzell müssen mit der Formulierung einverstanden sein und den Wortlaut absegnen. Der schwierige Termin wird für die öffentliche Abhandlung in einer Pressemitteilung dadurch nicht leichter.
Ein Datum, wann die Pressemitteilung verschickt werden soll, gibt es nicht. Der Abwägungsprozess über die zu verlautbarenden Inhalte dürfte ähnlich schwierig sein wie EU-Beitrittsverhandlungen. Und so ergebnislos.
OB Gröger kämpft für den Standort
Zwar soll einer ambulanten Chirurgie eine Riesenperspektive bescheinigt worden sein. Auch die Erfolge der Altersmedizin seien zur Sprache gekommen. Doch Hinweise oder gar Festlegungen, in welche Richtung es gehen solle, habe es vor dem großen Teilnehmerkreis nicht gegeben.

OB Simon Gröger will vor der gemeinsamen Presseerklärung nicht in die Details gehen, er hat auf Nachfrage schriftlich mitgeteilt: „Bis zum Umzug in einen Neubau müssen die Strukturen in Radolfzell aufrechterhalten bleiben. Die medizinische Versorgung der Menschen in Radolfzell ist ein Punkt, ein weiterer wesentlicher ist, dass die Mitarbeitenden des Radolfzeller Krankenhauses eine berufliche Sicherheit und in diesem Zusammenhang eine Standortsicherheit benötigen.“
Diese Standortsicherheit in Radolfzell für die nächsten acht bis zehn Jahren müsse gesichert sein, bis voraussichtlich der Umzug in einen Neubau stattfinden könne. OB Gröger will sich gegen eine frühzeitige Schließung stemmen: „Ich setze mich dafür ein, dass das Radolfzeller Krankenhaus bestehen und weiterhin für die Mitarbeitenden attraktiv bleibt. Die großen Potentiale unseres Krankenhauses müssen genutzt werden.“ Wie es den Anschein hat, wird es schwierig werden, dafür Verbündete in der Geschäftsführung des Gesundheitsverbunds und im Landratsamt zu finden.