Es ist ein voller Terminkalender, auf den die Stadtkapelle Radolfzell im Jahr ihres 250. Jubiläums blickt. Mit ersten Auftritten konnte das lange Bestehen bereits gefeiert werden: So spielte die Stadtkapelle zum Beispiel bei der Eröffnung der Ausstellung „Musikstadt – Stadtmusik“ auf, die anlässlich des Geburtstags im Stadtmuseum gezeigt wird. Nun aber beginnt die Hauptsaison, insbesondere von Ende Juni bis Ende Juli blickt die Stadtkapelle auf einen prall gefüllten Terminkalender. Es sei eine Herausforderung, die Termindichte zu stemmen, berichten der Vorsitzende Thomas Späth und der Pressebeauftragte Alexander Hackel.
Zudem solle das Jubiläum nicht nur Anlass sein, um auf die Vergangenheit zu blicken, sondern auch den Blick in die Zukunft zu richten – sowohl bei Auftritten als auch bei der Stadtkapelle selbst stehen Änderungen an.
Neuer Sound am Marktplatzkonzert
Beim Marktplatzkonzert etwa, das am 24. Juni stattfindet, wird die Stadtkapelle in diesem Jahr gemeinsam mit der Jazzband Nola auftreten und damit für ein neuartiges Erlebnis sorgen: „Der Dixieland-Stil ist nichts, das wir typischerweise spielen“, erklärt Thomas Späth. „Das ist eine spannende Symbiose.“ Aber nicht nur musikalisch gibt es Änderungen. Auch eine räumliche Neukonstellation erwartet die Zuhörer. So sollen die Musiker längs an der Münsterseite sitzen. „Wir erwarten uns einen positiven akustischen Effekt“, erklärt der Vorsitzende. Außerdem solle die Beleuchtung optimiert werden.
Auch für den Stand der Stadtkapelle beim Hausherrenfest am Konzertsegel soll es Neuheiten geben. „Wir wollen das attraktiver und stimmungsvoller gestalten“, erklärt Alexander Hackel. Zum Beispiel solle es eine Mischung aus Steh- und Sitzgelegenheiten geben und bei den Getränken arbeite die Stadtkapelle mit einem neuen Partner zusammen. „Wir stellen uns da neu auf“, fasst der Pressebeauftragte zusammen. Stundenlang sei eine eigene Arbeitsgruppe mit der Ausarbeitung beschäftigt gewesen. „Wir haben da viel Arbeit reingesteckt“, sagt Hackel.
Generell freue sich die Stadtkapelle auf ihre Auftritte am Hausherrenfest. Die Veranstaltung sei wichtig für die Musiker, dabei würden auch Gelder für Reisen, Wettbewerbe und Anschaffungen generiert. Dass das Fest zuletzt zweimal ausfallen musste, habe für Schwierigkeiten gesorgt. Ohne die Unterstützung durch die Sparkassenstiftung, die Messmer-Stiftung und die Stadt wäre es schwierig geworden. „So aber ist der finanzielle Druck raus“, freut sich Alexander Hackel.
Zurück zu den Wurzeln mit der Konzertreise
Eine besondere Premiere für die Musiker steht Ende Juli an: Dann werden Jugendblasorchester und Stadtkapelle gemeinsam bei den Innsbrucker Promenadenkonzerten spielen. „Ich kann mich nicht erinnern, dass das Jugendblasorchester zuvor gemeinsam mit dem Orchester einen Ausflug gemacht hat und gemeinsam aufgetreten ist“, hebt Thomas Späth hervor. Aber auch musikalisch seien die Promenadenkonzerte etwas ganz besonderes. „Da spielen viele Profi-Orchester“, erklärt Alexander Hackel. Dass nun auch die Stadtkapelle dabei sei, sei eine Auszeichnung und eine Bestätigung.
Die Konzertreise führt die Musiker aber nicht nur nach Innsbruck, sondern auch nach Salzburg und Kufstein. Alle drei Orte liegen in Österreich und das ist kein Zufall, wie Hackel und Späth verraten: „Da gibt es für uns eine Verbindung.“ Denn die Vorgänger der heutigen Stadtkapellenmusiker hätten 1772 im Auftrag der Stadt die Feierlichkeiten zu Ehren der Habsburger begleitet – das Geschlecht hat einst in Österreich geherrscht. „Wir gehen zurück zu den Ursprüngen“, erklärt Thomas Späth.
Auftritte wichtig für die Motivation
Laut ihm und Alexander Hackel seien die vielen Auftritte in diesem Jahr wichtig, sowohl in der Außen- als auch in der Innenwirkung. Alexander Hackel erklärt: „Das wird einen positiven Effekt haben auf die Identifikation mit der Stadtkapelle.“ Corona habe wie für viele andere Vereine und Gruppen auch für die Musiker eine große Herausforderung bedeutet. „Wir haben auch das ein oder andere Mitglied verloren“, bedauert Thomas Späth. Alexander Hackel ergänzt: „Wenn zwei Jahre lang nichts geht, findet der ein oder andere den Weg nicht mehr zurück.“
Dennoch sei die Stadtkapelle motiviert in das Jubiläumsjahr gestartet und auch Veranstaltungen wie das Frühjahrskonzert hätten dem Ganzen noch einen Schub gegeben.
Herausforderung durch vollen Terminkalender
Gleichzeitig bedeutet aber auch der volle Terminkalender eine Herausforderung. Zum einen gibt es viel zu organisieren, die Ideenfindung zum Jubiläumsjahr hat bereits im Jahr 2019 begonnen. Zum anderen muss die Stadtkapelle für zahlreiche Auftritte proben und das oft innerhalb von kurzer Zeit – das Marktplatzkonzert, das Hausherrenfest und die Konzertreise finden alle innerhalb von gerade einmal fünf Wochen statt. „Die große Herausforderung ist es, das Programm so zusammenzustellen, dass es machbar ist, parallel zu proben“, erklären Hackel und Späth.
Erfreulich finden die beiden, dass auch viele junge Mitglieder der Stadtkapelle mit angepackt haben – sie würden bei der Arbeitsgruppe zum Hausherrenfest Verantwortung übernehmen und neue Ideen einbringen.
Neues Logo, neue Internetseite, neues Lied
Neben vielen Auftritten steht aber noch eine andere Änderung bei der Stadtkapelle an: Sie soll ein neues Erscheinungsbild bekommen. Ein neues Logo gibt es bereits und ab dem Sommer soll auch eine neue Internetseite dazu kommen. „Das schenken wir uns selbst zum Jubiläum“, sagt Alexander Hackel.
Ein anderes Geschenk hat die Stadtkapelle sich schon gemacht: Zum Jubiläum haben die Komponisten Nikodemus Gollnau und Johannes Mittl eine Auftragskomposition geschrieben, das Radolfzeller Traditionen zum Thema hat. Am Frühjahrskonzert wurde dieses bereits der Öffentlichkeit vorgestellt. Vertont sind in „Lacus Acronius“ (Der Untersee) unter anderem der Nebel auf dem Wasser, zudem spiegeln sich Teile eine Andacht im Münster und das Hausherrenlied wieder. „Es ist ein Stück, das eine Geschichte erzählt, das mit Heimat zu tun hat“, fasst es Thomas Späth zusammen – passend zur langen Tradition der Stadtkapelle in Radolfzell.