Die Messe in der Gemeinschaft feiern, den Glauben zusammen erleben: Wochenlang war das auch für Christen nicht möglich, da aufgrund der Verordnungen der Corona-Krise keine Gottesdienste stattfanden. Nun hat das Warten ein Ende: Denn in Baden-Württemberg sind Gottesdienste in der Kirche nun wieder erlaubt.
Christian Link freut sich auf das gemeinsame Beten
Christian Link, Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinde Radolfzell, freut sich auf den 10 Mai. Denn am Sonntag wird in der Christuskirche der erste öffentliche Gottesdienst seit knapp zwei Monaten gefeiert: „Es ist total schön, dass wir endlich wieder zusammen kommen und gemeinsam beten können“, sagt der Pfarrer. Er ergänzt aber, dass es ganz anders als gewohnt werden würde: „Wir müssen jetzt in den nächsten Wochen schauen, was zum Sonntag passt.“ Nur maximal 70 Teilnehmer könnten in der Christuskirche mitfeiern. Wenn man aber feststelle, dass mehr Personen kommen wollen, würde man einen zweiten Gottesdienst anbieten. Zudem werde die gewohnte Länge des Gottesdienstes deutlich gekürzt. Auf das gemeinsame Singen und Wechselgebete werde zunächst bis Juli verzichtet. Daher soll viel mit begleitender Musik gemacht werden. „Die Orgel oder auch Gitarrengruppen werden da sicher eine große Rolle spielen“, sagt Christian Link.
Auch die katholische Gemeinde verzichtet auf Gesang
Gesang wird es auch in den katholischen Kirchen vorübergehend keinen geben. Heinz Vogel, Pfarrer und Leiter der katholischen Seelsorgeeinheit St. Radolt, sagt: „Musikalisch müssen wir natürlich anders vorgehen. Wir können nicht so singen wie früher, das fällt mir persönlich wahnsinnig schwer.“ Auch eine Gebetsform für die Distanz zu finden, bei der trotzdem ein Gemeinschaftsgefühl entstehe, sei schwierig. Generell sind es viele Herausforderungen, mit denen sich die Kirchengemeinden nun auseinandersetzen müssen.
Vogel: Keine Eucharistiefeier in den beiden kommenden Wochen
Vogel blickt mit einem zwiegespaltenen Gefühl auf kommende Gottesdienste: „Wir müssen es behutsam angehen und in den kommenden Wochen schauen, was überhaupt möglich ist.“ In drei Kirchen der katholischen Kirchengemeinde St. Radolt (Münster und St. Meinhard in Radolfzell sowie St. Nikolaus in Böhringen) werde am Sonntag Gottesdienst gefeiert – allerdings vorübergehend ohne Eucharistiefeier und mit jeweils maximal 60 Teilnehmern. In den anderen Kirchen wie zum Beispiel in Güttingen oder Markelfingen schaffe man es aber nicht, einen öffentlichen Gottesdienst umzusetzen. Alle Kirchen seien aber weiterhin für das private Gebet geöffnet. „Mir ist es ein Anliegen, nochmal zu betonen, da es diesbezüglich in letzter Zeit immer wieder Verwirrungen gab“, sagt Heinz Vogel.
Und wie sieht es mit den Planungen für den kirchlichen Teil des Hausherrenfests und der Mooser Wasserprozession aus? „Da sind wir in engen Verhandlungen mit der Stadt, das müssen wir aber noch abwarten“, sagt Vogel. Die große Herausforderung und zugleich Problem sei es, allen, die teilnehmen wollen, diese Möglichkeit dann auch bieten zu können.
Mehrere Einschränkungen
Damit kämpfe man auch aktuell schon. Wie die Stadtverwaltung Radolfzell informiert, gibt es aber weitere Einschränkungen. Die Kelchkommunion sei untersagt, weil das Trinken aus einem Gefäß ein hohes Infektionsrisiko birgt. Das Tragen von Alltagsmasken werde empfohlen, zudem müssten Veranstalter ein schriftliches Infektionsschutzkonzept verfassen. Im Freien werde die Teilnehmerzahl auf 100 Personen beschränkt. Bei Taufen oder Hochzeiten würden die Regelungen wie bei den anderen religiösen Veranstaltungen gelten – also in Abhängigkeit vom Veranstaltungsort. Für den weltlichen Teil der Hochzeits- und Tauffeiern oder andere Feiern gelten die allgemeinen Vorgaben der Corona-Verordnung.