Für gewöhnlich stellt sich eine gewisse Enttäuschung ein, wenn Pläne nicht so aufgehen wie gedacht. Doch im Falle der Seebar ist die Erleichterung darüber, dass nun doch kein Investor die Bar abreißen und neu bauen möchte, doch recht groß. Auch die langjährige Pächterin der Seebar, Jule Meier, ist erleichtert, dass der Abriss vom Tisch ist. Auch wenn es sie nicht wirklich überrascht hat: „Ich hab ehrlich gesagt intuitiv erwartet, dass das Interesse an diesem Projekt nicht so groß sein wird“, sagt sie.

Problem: Keine eigenen Toiletten

Für die Radolfzellerinnen und Radolfzeller sei die Seebar gut so, wie sie heute ist. Das zumindest hätten ihr viele Gäste gespiegelt. Obwohl sie als langjährige Betreiberin da deutliche Einschränkungen machen möchte: Die Toilettensituation sei ein großes Problem und auch sonst sei vieles an der Seebar sanierungsdürftig, sagt Jule Meier. „Dass wir keine eigenen Toiletten haben, war schon immer ein Nachteil“, so die Gastronomin. Und auf die Ausstattung und Sauberkeit der öffentlichen Anlagen etwas weiter hinter der Seebar hätten weder sie noch ihr Team einen Einfluss.

Lieber robust sanieren

Von einem Abriss des Toilettenhäuschens hält sie allerdings auch nicht viel. „Warum ein Gebäude abreißen, das noch seinen Zweck erfüllt?“, fragt sie. Ihrer Meinung nach müsste die öffentliche Toilettenanlage mit robusten Materialien saniert werden und die Taktung der Reinigung an die Nutzung angepasst werden. „Eine gewisse Zuverlässigkeit, dass die Toiletten aufgeschlossen und regelmäßig gereinigt werden, wäre gut“, so der Wunsch der Seebar-Wirtin.

Das könnte Sie auch interessieren

Und auch die Seebar an sich würde für Gäste völlig in Ordnung wirken, doch hinter den Kulissen gebe es auch am Pavillon selbst Sanierungsbedarf. Der Boden müsse dringend gemacht werden und auch die Elektrik oder die sanitären Anlagen hätten eine Erneuerung nötig. Jule Meier hat selbst hier und da eigene Arbeiten erledigt, doch stünden so große Arbeiten an, die sie nicht alleine finanziell stemmen kann und will. „Ich habe nur einen Jahresvertrag bis Ende 2024 aktuell. Um größere Investitionen tätigen zu können, bräuchte ich eine langfristigere Perspektive“, so die Gastronomin.

Pächterin und Besitzer wünschen sich eine Perspektive

Dem Wunsch nach einer Perspektive schließt sich der Besitzer der Seebar, Winfried Kountz, Geschäftsführer des gleichnamigen Getränkelieferanten, an. Auch er hat bei der Stadtverwaltung nur einen Jahresmietvertrag für das Grundstück, auf dem die Seebar steht. Und ohne eine Bleibeperspektive tut auch er sich schwer, größere Investitionen zu tätigen. „Für mich war die Seebar nie bloß ein Provisorium“, sagt er. Kountz hätte es auch schade gefunden, wenn der Pavillon abgerissen worden wäre.

Das könnte Sie auch interessieren

Zumal er bezweifelt, dass eine neue Gastronomie am selben Standort die gleiche Akzeptanz erhalte wie die Seebar heute. „Das ist schon ein besonderer Ort dort und die Seebar wird so gut angenommen, weil sie da so wie sie ist gut hinpasst“, sagt Winfried Kountz. Außerdem sei mit der heutigen Seebar die Zusammenarbeit mit den Vereinen zum Hausherrenfest geregelt und eingespielt. Während des Hausherrenfestes verzichtet die Seebar zu Gunsten des Standes der Stadtkapelle auf den Außenbereich und somit auch auf viele Einnahmen an einem Juli-Wochenende.

Jule Meier möchte einbezogen werden

Pächterin Jule Meier hofft bei künftigen Verhandlungen oder Gesprächen über Investitionen und Pläne einbezogen zu werden. „Ich fände es am besten, wenn wir uns alle an einen Tisch setzen würden und über die Zukunft der Seebar reden“, sagt sie. Und dies am besten schon bald. Denn die nächste Saison 2024 stünde schon vor der Tür und um alle dafür notwendigen Verbesserungsmaßnahmen über den Winter koordinieren zu können, müssten sich die Beteiligten schon heute Gedanken machen. Sie selbst hätte viele Ideen, nur ließe sich eben nicht alles auch realisieren. Die Personalknappheit gerade im Gastrobereich mache vieles schwerer.