Mit viel Diskussionen und nicht ohne Trennungsschmerz haben die Radolfzeller Abschied von ihrer Mole genommen, um jetzt die neue Mole willkommen heißen zu können. Diese wurde vor Kurzem offiziell eingeweiht. Selbst unter dem Dach der Platanen wurde es nicht wirklich kühler.
Doch genau diese Bäume standen im Fokus des Neugestaltung des Eingangsbereichs zum Radolfzeller See. Johann Senner, Inhaber des Planungsbüro für Landschaftsarchitektur in Überlingen, hatte die Planung der neuen Mole komplett an die Bedürfnisse der Bäume angepasst. Die an dieser Stelle bereits seit 1885 stehen, wie Angelique Augenstein, Dezernentin für nachhaltige Stadtentwicklung und Mobilität, in ihrer Ansprache erwähnte.
Platanen waren den Bürgern sehr wichtig
Senners Herz selbst hing sehr an den Platanen, er schwärmte von deren Funktion und Optik. Im Schatten der Bäume sei es acht bis zwölf kühler als in der Sonne und so ein ausgewachsener Baum könnte eine dreiviertel Tonne CO2 binden. Schon bei den ersten Bürgerworkshops zur Neugestaltung des Uferbereichs im Jahr 2012 sei ihm bewusst geworden, wie sehr die Radolfzeller an ihren Bäumen hängen. „Die Bürger lieben die Platanen“, fasst er zusammen.
Den Bäumen soll es nun besser gehen
Und das sei für ihn der Auftrag gewesen, die Bedingungen für die Bäume im Zuge des Umbaus zu verbessern. Bei den Bodenarbeiten habe man besonderen Wert auf den Schutz der Wurzeln gelegt, damit diese keinen Schaden nehmen. Auch habe man die Äste nicht zurückgeschnitten, damit das Blätterdach weiterhin für Schatten sorgt. „Ich bin mir sicher, dass es den Platanen besser geht als vorher“, schätzt er den Zustand der Bäume nach der Neugestaltung der Mole ein. Nicht nur habe man die 30 alten Bäume an der Mole geschützt, es seien auch sechs neue Bäume gepflanzt worden.
Angelique Augenstein ging weit in die Vergangenheit und erinnerte an eine Zeit, als die Bahnlinien noch nicht die Stadt und das Ufer getrennt hatten. Erst im Jahr 1863 kam die Eisenbahn nach Radolfzell und seitdem habe es viel Wandel an der Mole gegeben. Den größten Einschnitt habe es mit dem Bau des Bahnhofs zwischen den Jahren 1901 und 1910 gegeben. Seitdem seien Altstadt und See getrennt.
Höhere Aufenthaltsqualität
Nun habe die Stadtverwaltung den nächsten großen Wandel an der Mole vollzogen und mit dem Abriss der weiß-blauen Pavillons viel neuen Platz geschaffen. „Ziel war es, die Aufenthaltsqualität zu erhöhen“, sagte sie. Man habe viel Fläche entsiegelt und neue Sitzgelegenheiten geschaffen, zählt Augenstein auf.
Gekostet habe die Maßnahme 1,05 Millionen Euro, wovon es 586.000 Euro Fördergelder vom Land gab. Besonders betonte sie die gute Zusammenarbeit innerhalb der Stadtverwaltung. Viele Abteilungen seien für die Neugestaltung der Mole zuständig gewesen, so Augenstein. Dass es letztlich zu Verzögerungen kam, habe an Lieferengpässen gelegen. Eigentlich hatte man bis zum Saisonbeginn im April fertig werden wollen.
Auch Oberbürgermeister Simon Gröger lobte die Neugestaltung des „Wohnzimmers“ der vielen Radolfzeller und Touristen. Durch den Neubau des Molen-Restaurants habe man die Toilettensituation an dem Standort verbessern können, so Gröger. Für diese Entwicklung seien viele Diskussionen und Beschlüsse notwendig gewesen und er dankte den anwesenden Stadträten für diese Zusammenarbeit.