„Es ist ein langgehegter Wunsch in der Verwaltung und in der Öffentlichkeit“, betonte Bürgermeisterin Monika Laule gleich zum Beginn der Sitzung des Ausschusses für Bildung, Soziales und Sicherheit die Bedeutung einer Seniorenhilfe in Radolfzell. Schon vor Jahren wurde der Aufbau einer solchen beschlossen, nun wurden erste Ergebnisse aus verschiedenen Arbeitsgruppen vorgestellt. Und damit der Bedarf der Senioren in der Stadt deutlich gemacht.
Viele Angebote sind nicht bekannt
Die Arbeitsgruppen waren nach einem ersten Workshop im Jahr 2022 gegründet worden, zu verschiedenen Themen hatten sich die Teilnehmer danach zusammengefunden und Ideen sowie Anregungen ausgearbeitet. Erste Maßnahmen wurden schon umgesetzt oder angestoßen. So wurde etwa für die Seniorenhilfe der Überbegriff „Älter werden in Radolfzell“ festgelegt, da der Begriff „Senioren“ laut Friedhelm Niewöhner von der städtischen Geschäftsstelle für den Seniorenrat negativ belegt sei. Außerdem wurde ein Logo geschaffen.
Eine digitale Plattform soll noch geschaffen werden. Diese soll Informationen in Papierform aber nicht vollständig ersetzen, wie Petra Ott, Leiterin des Fachbereichs Partizipation und Integration, erklärte. Denn es gebe sowohl Senioren, die gut mit digitalen Medien umgehen können, als auch solche, die es nicht können. „Wir gehen davon aus, dass man die nächsten fünf bis zehn Jahre vieles noch parallel anbieten sollte“, so Ott, also digital und in Papierform.
Erstmals gab es schon ein Netzwerktreffen von verschiedenen Gruppen und Initiativen mit Angeboten für ältere Menschen. Denn: „Es gibt in Radolfzell sehr, sehr viele sowohl ehrenamtliche als auch hauptamtliche Institutionen und Angebote, aber das Wissen darum fehlt zum Teil“, berichtete Petra Ott.
Toiletten, Sitzmöglichkeiten, Handläufe
Ebenso vielfältig wie die aktuellen Angebote sind aber auch die Wünsche der Radolfzeller Seniorinnen und Senioren. Wie Petra Ott weiter erläuterte, wurden etwa barrierefreie Toiletten im öffentlichen Raum, überdachte Sitzmöglichkeiten an Bushaltestellen sowie sichere Handläufe bei künftigen städtischen Bauvorhaben genannt.
Auch eine bessere Anbindung der Ortsteile an den öffentlichen Personennahverkehr sowie eine halbstündige Taktung wurden gewünscht. Beim Thema Mobilität sollte laut den Senioren auch eine alltagstauglichere Gestaltung des Kopfsteinpflasters in der Altstadt für mobilitätseingeschränkte Menschen beachtet werden. „Das sind alles Themen, die kann man nicht nur eingrenzen auf Senioren“, sagte Ott. Solche Verbesserungen kämen auch anderen Gruppen zugute.
Wie umgehen mit Einsamkeit?
Eine weitere Rolle spielte das Thema Einsamkeit. Laut Petra Ott äußerten Teilnehmer einer Arbeitsgruppe den Wunsch, mehr Anlaufstellen und Treffpunkte zu schaffen, die kostenlos und leicht zu erreichen sind.
Auch eine zweite Arbeitsgruppe hatte das Thema aufgegriffen, wie Friedhelm Niewöhner berichtete. „Hier hat man überlegt, wie kann man Menschen erreichen?“, erklärte er. Ideen seien Outdoor-Sportgeräte für Senioren und die Initiierung sogenannter Plauderkassen – also eine Kasse im Supermarkt, an der die Menschen gezielt miteinander ins Gespräch kommen sollen. „Da würden wir mit einigen Betreibern reden“, kündigte Niewöhner an. Des Weiteren sei der Vorschlag geäußert worden, Treffpunkte zu schaffen, etwa in Gemeindehäusern, Pfarrhäusern oder Schulen.
Schulung von Wohnberatern durch Fördergelder
Weitere Punkte der Arbeitsgruppen waren laut Niewöhner unter anderem die Schaffung von ausreichend Tagespflegeplätzen für Demenzkranke und eines medizinischen Versorgungszentrums. Außerdem sollen zur Prävention häufiger und regelmäßig Informationsveranstaltungen zum Thema Betrugsmaschen angeboten werden, „vielleicht in Zusammenarbeit mit der Polizei“, so Niewöhner.
Auch die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum für alleinlebende Seniorinnen sei gewünscht worden. Hier konnte Friedhelm Niewöhner zumindest schon einen kleinen Fortschritt nennen: Die Werner und Erika Messmer-Stiftung stelle 1500 Euro zur Verfügung, damit ehrenamtliche Wohnberater geschult werden können. Das sei schon in die Wege geleitet worden. Weil noch Details zu klären seien, solle im Frühjahr 2024 über den Stand des Vorhabens informiert werden.
Wie geht es nun weiter?
Wie Petra Ott erläuterte, werden nun die Ergebnisse aus den Arbeitsgruppen geprüft und man werde sie gegebenenfalls in bestehende Konzepte einfließen lassen. Zudem solle die geplante digitale Plattform eingerichtet werden, die die Vernetzung und die Angebote abbildet. Um gemeinsame Themen auf Kreisebene zu entwickeln, ist auch ein Austausch auf Kreisebene geplant.
Die Stadtverwaltung wolle einen Plan erstellen, der Auskunft darüber gibt, welche Maßnahmen schnell, mittel- und langfristig umgesetzt werden können. Die Vorlage ist laut Sitzungsunterlagen noch vor der Sommerpause 2024 geplant.