Fast den ganzen Frühling über und bis in den Sommer hinein war das Wetter in der Region recht kühl und vor allem regnerisch. Phasenweise regnete es so stark und viel, dass der Bodensee mancherorts über die Ufer trat und es in einigen Gemeinden zu Hochwasser kam. Normalerweise beginnt die Freibadsaison am Bodensee bereits am 15. Mai. Doch ans Planschen war dieses Jahr lange Zeit nicht zu denken. Nun ist September und damit die Badesaison fast zu Ende. Wie fällt das Fazit der Freibadbetreiber in Radolfzell und der Höri aus?
Schlechteste Saison seit acht Jahren
„Ich habe in acht Jahren noch nie so eine schlechte Saison gehabt“, sagt etwa Ismail Aktas, der das Strandbad in Iznang seit 2017 führt. Aufgrund des schlechten Wetters habe er im Vergleich zu den Vorjahren in den ersten Monaten der Saison deutlich weniger Besucher gehabt und dementsprechend weniger Umsatz gemacht, berichtet er. „Mir fehlen vier Monate Umsatz“, so der Strandbadbetreiber.
Das Ausbleiben der Gäste sei an Pfingsten besonders spürbar gewesen. „Letztes Jahr war es an Pfingsten richtig voll. Dieses Jahr war der Umsatz fast bei null“, erklärt Aktas. Auch danach sei es nicht viel besser geworden. Normalerweise kämen selbst bei schlechtem Wetter immer wieder Besucher aus Radolfzell, vor allem Radfahrer, zum Strandbad-Restaurant. Doch dieses Jahr im Juni sei aufgrund des Hochwassers circa einen Monat lang der Radweg zwischen Radolfzell und Moos gesperrt gewesen. Dadurch seien kaum Gäste gekommen.
Strandbad Iznang während Schulferien gut besucht
Zu viel beschweren möchte sich Ismail Aktas aber trotzdem nicht: „Wir hatten Glück, dass die Schulferien gut waren“, berichtet der Strandbadbetreiber. Mit dem Ferienbeginn sei das Wetter besser und das Strandbad gut besucht worden. „Der eine Monat war richtig gut. Gott sei Dank.“ Dadurch habe er die Umsatzeinbußen aus den Vormonaten zum Teil auffangen können.
Dennoch könnte der eine gute Monat die vier schlechten nicht ausgleichen. Aber das sei zumindest dieses Jahr kein Problem für ihn. Und Ismail Aktas will positiv bleiben: „Jedes Jahr läuft es anders. Wir machen einfach weiter.“
Öfter geschlossen als offen
Auch beim Seebad auf der Mettnau fällt das Fazit zur bisherigen Saison bescheiden aus, wie Cem Gül berichtet: „Ich hatte gefühlt öfter zu als offen.“ Andere Bäder hätten zumindest eine überdachte Terrasse, da kämen noch ein paar Leute zum Essen oder Trinken vorbei. Im Seebad gehe das nicht, denn es gebe keine überdachte Terrasse. „Bei Regen muss ich gezwungenermaßen zu machen“, so der Pächter.
Das bedeutet: „Wenn keine Leute kommen, habe ich auch keine Einnahmen.“ Aber wenn das Bad geschlossen sei und er dadurch keinen Umsatz mache, habe er trotzdem noch Kosten, wie etwa die Pacht, die er tragen müsse. Zwar seien im August drei Wochen gut gewesen, „aber das rettet die Saison nicht“, erklärt Gül. „Von einem Monat kann man nicht überleben.“
Betreiber hofft auf gutes Wetter im September
Um Kosten einzusparen, habe er dieses Jahr keine Festangestellten eingestellt, sondern nur Minijobber. Das finanzielle Risiko sei wegen des unbeständigen Wetters zu groß gewesen. Er habe Glück, dass er die meisten Aufgaben, wie Bademeister, Pizzabäcker, Einkauf und Service selbst übernehmen könne. Das sei aber auch eine Belastung für ihn gewesen: „Ich habe doppelt so viel gearbeitet“, erklärt Gül.
Gül hofft, dass das Wetter in den kommenden Wochen mitmacht und er das Seebad noch bis Ende September geöffnet lassen kann: „Ich muss das Bad eigentlich noch offen lassen, damit ich die Saison noch ein bisschen retten und die Kosten decken kann“, erklärt er.
Deutlich niedrigere Besucherzahlen
In Öhningen blickt man ebenfalls auf eine durchwachsene Badesaison zurück. Die Saison sei extrem schwierig gewesen, erzählt Rudi Christinger, der stellvertretende Leiter des Strandbads. „Wir sind seit 2019 hier. So eine schlechte Saison hatten wir noch nie.“ Die Besucherzahlen seien im Vergleich zu den Vorjahren fast um die Hälfte gesunken.

Zwar hätten sie das Restaurant wie geplant öffnen können, aber die Badesaison habe wetterbedingt erst Mitte Juli begonnen, berichtet der stellvertretende Strandbadleiter. Die Temperaturen seien lange Zeit „nicht so berauschend“ gewesen und auch die Wassertemperatur sei erst relativ spät auf 20 Grad gestiegen. Dementsprechend hätten sie auch kaum Einnahmen in dieser Zeit gehabt.
„Alles steht und fällt mit dem Wetter“
Es habe an 13 aufeinanderfolgenden Wochenenden und an drei Sonntagen in der Hauptsaison geregnet, also während der Sommerferien in der Schweiz und in Baden-Württemberg. Dabei ist das eigentlich der bestbesuchte und damit wichtigste Wochentag für das Strandbad. „Das spürt man einfach“, sagt Christinger. „Alles steht und fällt mit dem Wetter.“

Außerdem hätten auch Nachrichten über das Hochwasser und Blaualgen am Bodensee negative Auswirkungen auf die Besucherzahlen gehabt – auch wenn sie im Öhninger Strandbad nie Probleme mit Hochwasser oder den Blaualgen gehabt hätten, so Chrstinger. „Viele waren aber abgeschreckt.“ Das habe man an der Kasse und bei Anrufern bemerkt. Rudi Christingers Fazit zur diesjährigen Saison: „Ein Satz mit X, das war wohl nichts.“
Christinger hofft nun, dass das Wetter in den nächsten Wochen gut wird und sie die Saison noch verlängern können, „damit wir keine finanziellen Einbußen haben“. Im Endeffekt gehe es nun um Schadensbegrenzung für eine „bescheidene Saison“, damit sie nicht „draufzahlen“ müssten.