Die Badesaison am Böhringer See drohte dieses Jahr wortwörtlich ins Wasser zu fallen. Denn in zwei Ausschreibungsrunden fand sich kein Interessent, der das Bad pachten und betreiben wollte. Doch dann, im Mai, kam die erlösende Nachricht: Das Naturbad bekam mit Niclas Brennecke doch einen neuen Pächter. Seit der Eröffnung am 24. Mai sind mehr als vier Monate vergangen und die Saison neigt sich langsam dem Ende zu. Wie lief die erste Saison, was hat sich vor Ort verändert und wer ist eigentlich der neue Pächter?

Niclas Brennecke ist 44 Jahre alt und gelernter Koch mit rund 25 Jahren Erfahrung. Nach mehreren Jahren im Schwarzwald als Küchenchef des Genusshotels Sackmann in Baiersbronn habe er sich dazu entschieden, in die Nähe des Bodensees zu ziehen, erzählt Brennecke. „Die Mentalität im Schwarzwald hat nicht so zu mir gepasst. Und ich wollte am Bodensee arbeiten“, schildert der gebürtige Friedrichshafener.

Neuer Pächter wird warm empfangen

Eigentlich habe er sich zunächst aber auf das Steißlinger Freibad beworben, doch daraus sei nichts geworden. Etwa zur selben Zeit sei auch ein neuer Pächter für das Böhringer Bad gesucht worden, doch anfangs habe er etwas gezögert. Denn am Bad habe es einiges zu tun gegeben. „Was davor hier war, hat nicht unseren Standards entsprochen“, erklärt der neue Pächter. Die vorhandene Küche sei beispielsweise veraltet, unhygienisch und nicht ausreichend ausgestattet gewesen. „Nicht einmal eine Spülmaschine gab es“, schildert Brennecke.

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Doch er ging das Wagnis ein und unterzeichnete den Pachtvertrag. „Ich glaube, der ausschlaggebende Punkt war der Zuspruch der Böhringer und des Gemeinderats“, erklärt Brennecke. Die Menschen aus Böhringen seien unglaublich herzlich und sehr hilfsbereit gewesen. Auch auf die Unterstützung der Stadt habe er sich immer verlassen können.

Von der Zusage bis zur Eröffnung sei dann alles sehr schnell gegangen. Die Eröffnung am 24. Mai sei fast perfekt verlaufen – außer, dass es an diesem Tag geregnet habe und die Einweihung kurzfristig unters Dach verlegt werden musste, so Brennecke. Etwa 70 Personen seien trotzdem gekommen und vom Spanferkel sei nichts übrig geblieben.

Am Böhringer See hat sich einiges verändert

Was hat sich mit dem neuen Pächter beim Bad am Böhringer See geändert? „Eigentlich ist alles neu“, sagt Niclas Brennecke. „Hier gab es nichts mehr.“ Der alte Pächter habe das meiste mitgenommen, den Rest habe er aufgrund des Zustands wegwerfen müssen. Er und sein Team hätten alles neu beschafft, gestaltet und umgebaut – unter anderem die Küche, die Terrasse, die Bestuhlung, die Beleuchtung, die Schirme sowie die Liegen seien neu. „Alles, was jetzt hier ist, ist von uns“, berichtet der neue Pächter.

Offiziell geht die Badesaison am Böhringer See noch bis zum 15. September, bei gutem Wetter auch noch länger.
Offiziell geht die Badesaison am Böhringer See noch bis zum 15. September, bei gutem Wetter auch noch länger. | Bild: Pascal Guegan

Doch nicht nur bei der Einrichtung und Ausstattung hat sich etwas getan, sondern auch im Gastronomie-Bereich: „Wir fahren ein anderes Konzept“, erklärt der 44-Jährige. Statt auf Tiefkühl- oder Convenience-Produkte setzt der gelernte Koch auf frische und regionale Zutaten, wie er erzählt. „Selbst unser Schnapslieferant kommt aus Überlingen am Ried.“ Nur das Eis und die Pommes kämen aus der Tiefkühltruhe.

Neben der normalen Speisekarte bietet Niclas Brennecke zudem täglich wechselnde Tagesmenüs an. „Wir wollen uns von den anderen Strandbädern in der Umgebung absetzen“, erklärt Brennecke zum neuen Gastronomie-Konzept. Dazu gehören für Brennecke auch faire Preise, wie er sagt. „Wir wollen, dass jeder die Möglichkeit hat, einen schönen Tag hier zu verbringen.“ Pommes gibt es am Böhringer Bad bereits für 3 Euro, einen Burger ab 5,50 Euro und Currywurst mit Pommes für 6,50 Euro.

Der neue Spielplatz, den die Stadt in diesem Jahr errichtet hat, und ein Teil der Liegewiese am Böhringer See
Der neue Spielplatz, den die Stadt in diesem Jahr errichtet hat, und ein Teil der Liegewiese am Böhringer See | Bild: Pascal Guegan

Neu gibt es sonntags auch verschiedene Aktionen im Bad, wie zum Beispiel ein Weißwurst-Frühstück. Eigentlich wollte Niclas Brennecke deutlich mehr Veranstaltung organisieren, doch daraus wurde erst einmal nichts: „Wir können das erst nächstes Jahr umsetzen.“ Es gab noch zu viel anderes zu erledigen und das nötige Personal habe gefehlt.

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Niclas Brennecke ist zufrieden mit der ersten Saison

Wie seine erste Saison am Böhringer See gelaufen sei, könne er noch nicht genau sagen. „Dafür fehlt mit der Vergleichswert. Ich habe die Zahlen der letzten Jahre nicht“, meint Brennecke. Erst nach dem zweiten Jahr seines für fünf Jahre laufenden Pachtvertrag könne er es wirklich abschätzen. „Meine persönliche Meinung ist: Dafür, dass wir neu sind und das zum ersten Mal machen, wird es super angenommen“, sagt der 44-Jährige.

Der viele Regen habe ihm nicht zugesetzt, sondern in die Karten gespielt, scherzt Brennecke. Denn die Tage mit schlechtem Wetter habe er nutzen können, um am notwendigen Umbau des Bads weiterzuarbeiten.

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Sein bisheriges Fazit: „Wir sind auf dem richtigen Weg.“ Das Bad sei zwar kein Verlustgeschäft, aber: „Reich werden wir auch nicht – aber dafür zufrieden“, erklärt Brennecke. Gerade der enge Kontakt zu den Gästen sei sehr schön: „Das ist mehr wert als Geld.“ Ohne die Unterstützung seiner Familien und des Teams hätte er es aber nicht geschafft, sagt Brennecke. „Der Böhringer See ist wie eine große Familie – eigentlich wie unser Wohnzimmer.“

Offiziell gehe die vertraglich geregelte Badesaison noch bis zum 15. September. Brennecke will das Bad und den Kiosk aber – falls das Wetter mitspielt – noch länger geöffnet lassen. Wenn die Saison dann endgültig beendet ist, gehe es für ihn „als allererstes in den Urlaub“, um sich etwas zu erholen, erzählt der 44-Jährige.