Der Radolfzeller Stadtbus hat einen neuen Betreiber: Nach vier Jahren Pause hat die DB Südbadenbus (SBG) die Fahrdienstleistungen für den öffentlichen Nahverkehr in der Stadt wieder übernommen. Zuletzt hatte ein Subunternehmer diese im Auftrag der SBG ausgeführt. Wie der SBG-Betriebsmanager Jürgen Marquard bei einem Pressetermin am Radolfzeller Busbahnhof nun berichtete, aber „nicht in der Qualität, in der wir das erwartet hatten“.
Aus diesem Grund wird die SBG den Betrieb nun zumindest in den kommenden zwei Jahren, also bis Ende 2026, wieder in Eigenregie übernehmen. Der Schritt sorgt bei den Stadtwerken Radolfzell und der Stadt Radolfzell für zufriedene Gesichter, wie auch Stadtwerke-Geschäftsführer Tobias Hagenmeyer auf dem Termin bestätigte: „Die SBG sind gute und alte bekannte Dienstleister für uns. Wir versprechen uns weitere gute zwei Jahre“, sagte er. Das Unternehmen hatte die Fahrdienstleistungen seit 1994 für die Stadtwerke Radolfzell ausgeführt, sich jedoch nach der Schließung der Niederlassung im Jahr 2019 an der Eisenbahnstraße unter der Mooser Brücke davon zurückgezogen.
Neue Ausschreibung und neues Konzept
Der Wechsel des Fahrdienstleisters ist zunächst auf die noch verbleibenden 18 Monate beschränkt, weil für die Zeit von 2026 bis 2036 eine neue Ausschreibung für die Dienste geben wird. Darin werden nach Aussage von Oberbürgermeister Simon Gröger noch etliche Änderungen zu berücksichtigen sein, denn in dieser Zeit wird es unter anderem darum gehen, die Busflotte weitestgehend auf Elektrofahrzeuge umzustellen.
So sollen im Innenstadtbereich künftig ausschließlich elekrobetriebene Busse unterwegs sein. Für die Ortsteile werden voraussichtlich aber eher Hybridfahrzeuge in Frage kommen. Und der Schulbusbetrieb wird aufgrund des niedrigen Gesamtaufwands, der gerade mal bei vier Prozent aller Fahrten liegt, wohl auch weiterhin mit emissionsarmen Dieselfahrzeugen stattfinden, wie der Oberbürgermeister erläuterte.
Wie geht es mit dem Ein-Euro-Ticket weiter?
Außerdem soll es mit der Neuvergabe auch Veränderungen im Fahrplan geben. Unter anderem sind eine Busverbindung nach Stahringen, das bisher fast ausschließlich mit dem Seehäsle angebunden ist, und weitere Verbindungen zwischen den Ortsteilen geplant. Allerdings hatte das neue Konzept auch für Unzufriedenheit gesorgt, zum Teil wird eine schlechtere Anbindung befürchtet.
Ob das Ein-Euro-Ticket nach der Umstellung noch Bestand haben wird, mit dem Radolfzell über die Landesgrenzen hinweg bekannt geworden ist, vermochte der OB noch nicht zu sagen. „Durch die E-Mobilität kommen auf uns Zusatzkosten zu, aber wir müssen auf kommunaler Seite den nachhaltigen Zielen entsprechen“, sagte Gröger.
Es braucht auch gute Anschlüsse
Allein die Anschaffung neuer Elektrobusse schlägt mit rund doppelt so hohen Anschaffungskosten zu Buche, wie sie bei herkömmlichen Fahrzeugen notwendig sind. Dennoch bezeichnete Simon Gröger Bus und ÖPNV als „ein Erfolgsprojekt“, das es in Zukunft fortzuführen gilt. Damit das gelingt, forderte der Radolfzeller OB entsprechende Fördergelder vom Bund und Land.
Dabei tritt man allerdings in Konkurrenz zu sämtlichen Stadtbusanbietern in ganz Deutschland, was ein erfolgreiches Abschneiden nicht vereinfacht. Zudem kritisierte der Oberbürgermeister indirekt die generelle Anbindung der Region an das überregionale ÖPNV-Angebot. „Wir sollen und wollen die ÖPNV-Zahlen verdoppeln, aber haben mit der Gäubahn mangelnde Anschlüsse„, sagte er.