Wenn es nach dem Willen mancher Bürger geht, dann würde sich am Güttinger See nichts ändern. Sie wünschen sich, dass der Platz von einem Pächter bewirtschaftet wird und der Besuch kostenlos bleibt. Doch während des Badnes sollte bitte jemand da sein, der sich um die SIcherheit kümmert – in Form einer Badeaufsicht. Genau das gestaltet sich aber schwierig, wie jüngst bei einem Bürgerdialog der Stadt Radolfzell deutlich wurde. In der Konrad-Wiggenhauser-Halle im Ortsteil Güttingen stellte die Verwaltung drei mögliche Varianten für einen künftigen Betrieb vor. So wie bisher bleibt es in diesen jedoch nicht.

Ärger um das Buchenseebad

Bei der Veranstaltung legten Oberbürgermeister Simon Gröger sowie das beteiligte Dezernat für nachhaltige Stadtentwicklung und Mobilität als auch die Stabstelle der Bauverwaltung dar, welche Schwierigkeiten sich im Umgang mit der öffentlichen Badestelle am Güttinger See ergeben.

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Die vergangene Badesaison war aus Sicht der Stadtverwaltung alles andere als rund verlaufen, wie Simon Gröger ausführte. Die Stadt war gezwungen, das Bad zu schließen, weil rechtliche Bestimmungen nicht eingehalten wurden. Konkret hat eine offizielle, zertifizierte Badeaufsicht gefehlt, denn das DLRG-Rettungsschwimmerabzeichen in Silber von Pächter Udo Sum war bereits zwei Jahre alt und musste wiederholt werden.

Ausnahmezustand im Rathaus

Die Reaktion der Buchenseebad-Besucher ließ nicht lange auf sich warten. „In zehn Tagen haben wir mindestens 150 Anschreiben bekommen. Wir haben uns zweieinhalb Tage mit nichts anderem beschäftigt“, schilderte Gröger den Ausnahmezustand im Rathaus.

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Rein rechtlich sei die Stadt jedoch zur Schließung des Bades gezwungen gewesen. Als Eigentümer sei sie verkehrssicherungspflichtig und somit für Unfälle haftbar, zu denen es dort bei Nichteinhaltung der Vorschriften kommen könnte. Eine fehlende Badeaufsicht wäre in einem öffentlichen Bad genau so ein Fall.

„Das ist eine absolut unbefriedigende Situation“

Um in Zukunft Schließungen zu vermeiden, hat die Verwaltung drei verschiedene Varianten für eine künftige Nutzung ausgearbeitet. In einer bleibt das Buchenseebad ein Naturbad, in einer wird eine externe Firma mit allen Arbeiten beauftragt und in der dritten wird das Buchenseebad in eine Badestelle umgewandelt.

Dabei machten der Oberbürgermeister und die Dezernatsleiterin Angelique Augenstein keinen Hehl daraus, dass auch sie am liebsten alles so fortführen würden, wie es bisher geschehen ist: „Das ist eine absolut unbefriedigende Situation, aber da kommen wir nicht mehr raus“, stellte Simon Gröger fest. Und die Dezernatsleiterin ergänzte: „Wir schlagen Ihnen hier nicht diese Varianten vor, weil wir die so gut finden. Aber es gibt eine enge rechtliche Regelung für Badestellen“ sagte sie.

Die hätten eigentlich von einem Professor der Rechtswissenschaften in der Veranstaltung erläutert werden sollen. Doch seine Anreise aus Freiburg endete aufgrund der starken Schneefälle am Donnerstagabend bereits im Schwarzwald.

Stadt kann kaum in die Bresche springen

Wollte man den Betrieb ähnlich weiterführen wie bisher, bliebe grundsätzlich das Problem, einen geeigneten Pächter zu finden. Das ist im Fall des Buchenseebades alles andere als leicht. Ein wirtschaftlicher Betrieb ist angesichts der vielen Unwägbarkeiten und hohen Kosten für eine Badeaussicht schwer, wie die Vergangenheit gezeigt hat.

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Grundsätzlich sei die Personalfindung für derartige Tätigkeiten schwer. Gleichzeitig möchte man im Rathaus bei den Kosten der Badeaufsicht nur ungern einspringen, weil sich dann das Problem der Gleichbehandlung mit anderen Bädern auftut. Dort würden die Betreiber vermutlich schnell eine ähnliche Regelung einfordern.

Ist mehr Selbstverantwortung die Lösung?

Der Arbeitskreis Bäder zeigte vor Ort die aus seiner Sicht gangbarste Lösung auf: Durch die Umwandlung des Buchenseebades in eine reine Badestelle (Variante 3) könnten die Menschen den See weiterhin zum Baden nutzen, müssten jedoch auf die Badeaufsicht, die Gastronomie und einige andere Dinge verzichten. „Wir sind alle mündige Bürger“, appellierte Andrea Gnann aus dem Arbeitskreis.

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Derya Yildirim, Gemeinderätin und mittlerweile Betreiberin des Bades am Steißlinger See, brachte es so auf den Punkt: „Mehr Selbstverantwortung führt zu mehr Nutzerfreiheit“, sagte sie. Einfach wird der noch ausstehende Entscheid über die Zukunft des Badebetriebs am Buchensee im Gemeinderat dennoch nicht. Es gibt viele unterschiedliche Vorstellungen davon, wie dieser am besten aussehen könnte. Die Anregungen der Bürger würden darin auf jeden Fall berücksichtigt, versprach Oberbürgermeister Simon Gröger.