Diese Art von Spende kommt in Radolfzell wahrlich nicht alle Tage vor. Ein spendabler Gönner möchte Möggingen, dem kleinsten Ortsteil, ein ganzes Haus schenken. Für den Bau eines Dorfgemeinschaftshauses genau neben vom Rathaus, hat ein noch anonymer Gönner der Stadt eine Million Euro angeboten. (Anmerkung d. Redaktion: Ursprünglich hatten wir berichtet, das Haus soll auf dem Dorfplatz gebaut werden. Diesen Fehler haben wir korrigiert und bitten um Entschuldigung)
Die zweckgebundene Spende soll für den Bau eines zweigeschossigen Gebäudes in einfacher, funktionaler Bauweise aufgewendet werden, wie es in den Sitzungsunterlagen für die kommende Gemeinderatssitzung heißt. Der Spender möchte, dass das Gebäude zu „gesellschaftlichen kommunikativen Zwecken durch Vereine und Stadtgesellschaften genutzt“ wird, wie es weiter heißt.
Gemeinderat muss über die Kosten entscheiden
Doch so ganz ohne Kosten ist die großzügige Spende für die Stadt Radolfzell nicht. Der Gemeinderat muss in seiner vorletzten Sitzung in dieser Konstellation vor der anstehenden Kommunalwahl darüber entscheiden, ob die Spende angenommen wird und ob die Stadt 200.000 Euro aus eigener Tasche für den Neubau bezahlt.

Die Sitzung findet am Dienstag, 4. Juni, ab 16.30 Uhr im Sitzungssaal im Rathaus statt. Bisher hatte der Gemeinderat nur nicht-öffentlich über das Projekt beraten. Eine Anfrage des SÜDKURIER vom 22. Mai wurde von der Stadt vertröstet, man befinde sich noch in „internen Abstimmungen“. Nun steht es also auf der Tagesordnung der kommenden Sitzung, die Unterlagen sind seit Dienstag, 28. Mai, öffentlich.
Im Detail soll die Stadt noch in diesem Jahr 50.000 Euro für die Erschließung des Grundstücks und etwaige Gebühren aufbringen. Dazu gehören Kanal-, Strom-, Wasser-, Kabel- sowie Wärmenetzanschluss. Auch soll eine Fernwärmeleitung, die sich auf dem Grundstück befindet, umgelegt werden.
Ausstattung und Möbel werden nicht mitgeliefert
In 2025 stünden weitere 150.000 Euro an. Diese sollen für die Photovoltaik-Anlage mit Speicher, Möblierung, Telekommunikation, Beschilderung und die Lüftungsanlage aufgewendet werden. Der Gönner baut also das Haus, aber die Ausstattung und das Inventar sollen von der Stadt kommen.
Und nicht nur das: Zwar sollen Architektenleistungen und Tragwerksplanung vom Generalunternehmer, einem Zimmereibetrieb, erbracht werden. Dennoch müsse die Maßnahme von Mitarbeitenden der Stadt Radolfzell außerhalb der Haushaltsplanung mit betreut werden. Neben den 200.000 Euro fließt dann also auch städtische Arbeitskraft in das Projekt.
Der laufende Betrieb kosten 6750 Euro pro Jahr
Für den laufenden Betrieb sei mit jährlichen Bewirtschaftungskosten in Höhe von etwa 3000 Euro und Reinigungskosten in Höhe von circa 3250 Euro zuzüglich Hygienematerialverbrauch von 500 Euro zu rechnen.
Optisch soll das Gebäude einen Scheunencharakter aufweisen. Im Obergeschoss soll sich ein barrierefrei zugänglicher Multifunktionsraum befinden mit Teeküche, Aufzugsanlage und einer durch einen Vorhang abgetrennten Unterbringungsmöglichkeit für Mobiliar. In der Projektbeschreibung steht, dass das Obergeschoss fertig gebaut werde, aber ohne Ausstattung übergeben werden soll.
Im Untergeschoss werde der Eingangs- und Foyerbereich mit offener Treppe und Garderobe sowie mit einfachen Toiletten sowie einer Behindertentoilette ebenfalls fertiggestellt. Im Untergeschoss an der Ostseite soll Platz für Hobby- und Büroräume sein, die allerdings von den künftigen Nutzern in Eigenleistung ausgebaut werden können. Laut der Projektbeschreibung hätten schon mehrere Mögginger Vereine und Organisationen angeboten, 40.000 Euro plus Eigenleistung für diese Räume zu investieren.