Für 2022 konnte Radolfzell mit Blick auf die Unfälle auf der Gemarkung noch positive Nachrichten verkünden, damals hatte es im Vergleich zum Vorjahr weniger häufig gekracht. 2023 sieht die Entwicklung jedoch anders aus: Die Polizei vermeldet rund 330 Unfälle, das sind 6,1 Prozent mehr als 2022. In Moos sind es 14,3 Prozent mehr Unfälle, in Gaienhofen sogar 16,7 Prozent. Lediglich in Öhningen ist ein gegenläufiger Trend zu verzeichnen, dort gab es 19,4 Prozent weniger Unfälle.

Insgesamt gibt es damit im Zuständigkeitsbereich des Polizeireviers Radolfzell eine Unfallzunahme um rund 5,6 Prozent gegenüber 2022, zudem liegen die Zahlen aus dem vergangenen Jahr etwa 3,1 Prozent über dem Fünf-Jahres-Schnitt.

„Dann hat man gleich ein paar Unfälle mehr“

Besorgt zeigt sich Georg Lautenschläger, Leiter des Radolfzeller Polizeireviers, von den Entwicklungen nicht. Anstiege in diesen Bereichen könnten zum Beispiel entstehen, wenn es im Winter mehr Glatteis gebe. „Dann hat man gleich ein paar Unfälle mehr“, sagt er. Außerdem liegt Radolfzell genau im Schnitt der vergangenen fünf Jahre, auffällig sind die Zahlen also nicht.

Bild 1: Unfallzahlen steigen wieder: So häufig hat es 2023 im Raum Radolfzell geknallt
Bild: Schönlein, Ute

Und in Gaienhofen und Moos haben sich 2023 jeweils gerade einmal fünf Unfälle mehr ereignet. „Prozentual sieht das wahnsinnig aus, aber bei den Gesamtzahlen sind fünf Unfälle natürlich nicht viel“, so der Revierleiter. Insgesamt gab es in Gaienhofen im vergangenen Jahr so nur 35 Unfälle, in Moos 40 und in Öhningen 25.

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Auffällig sei allerdings, dass es auf Mooser Gemarkung außerhalb von geschlossenen Ortschaften sehr häufig zu Unfällen aufgrund von Überholfehlern komme, erklärt Georg Lautenschläger – nämlich in rund 46 Prozent der Unfälle. Wie der Revierleiter berichtet, werden solche Vorfälle häufig auf der Strecke zwischen Moos und Iznang registriert, zudem auf der Allee zwischen Moos und Radolfzell. Seine Vermutung: Eventuell könne das daran liegen, dass dort viele langsam fahrende Fahrzeuge, etwa Autos mit Bootsanhängern, unterwegs sind.

Positive und negative Nachrichten

Zu bemerken ist ebenfalls, dass es in Radolfzell weiterhin keine Unfallschwerpunkte gibt. Lediglich in Richtung Güttingen an der Auffahrt der B33 und B34 gebe es Unfallhäufungen, das war in der Vergangenheit auch schon so. Ein Schwerpunkt sei der Ort aber nicht, also müsse man sich auch nicht überlegen, ob dort zum Beispiel baulich gehandelt werden muss, so Georg Lautenschläger.

Ebenfalls positiv ist, dass die Zahl der Verletzten trotz der Unfallzunahme im Zuständigkeitsbereich des Radolfzeller Reviers gesunken ist: So gab es im vergangenen Jahr mit 151 Personen rund 3,8 Prozent weniger Leichtverletzte als im Vorjahr, bei den Schwerverletzten sind es mit 27 Personen etwa 18,1 Prozent weniger.

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Georg Lautenschläger hat aber auch schlechte Nachrichten zu verkünden: So kam 2023 in Radolfzell erstmals seit 2019 wieder jemand bei einem Verkehrsunfall zu Tode. Wie Lautenschläger berichtet, handelt es sich dabei um eine junge Frau, die im vergangenen Juli auf der Bundesstraße 34 bei Stahringen mit ihrem Auto auf die Gegenfahrbahn geriet und dort mit einem Lastwagen zusammenstieß. Sie starb noch an der Unfallstelle. Und auch auf Öhninger Gemarkung starb im vergangenen Jahr ein Mensch, dort sei ein 70-jähriger Pedelec-Fahrer im Gelände oberhalb von Schienen verunglückt.

Mehr Fahrradunfälle

Überhaupt machen Unfälle, an denen Fahrräder oder Pedelecs beteiligt waren, einen nicht unwesentlichen Anteil der Unfälle im Zuständigkeitsbereich des Polizeireviers Radolfzell aus: In Radolfzell sind es rund 25 Prozent, in Moos 35 Prozent, in Gaienhofen 40 Prozent und in Öhningen 44 Prozent.

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Zudem gab es in allen vier Orten einen leichten Anstieg der Fahrradunfälle: in Radolfzell von 78 auf 83, in Moos von neun auf 14, in Öhningen von zehn auf elf und in Gaienhofen von zwölf auf 14. Die meisten Unfälle davon sind laut Georg Lautenschläger selbstverschuldet. Ein Grund für die Zunahme könne zum Beispiel besseres Wetter und damit auch mehr Radfahrer gewesen sein.

Hat die Cannabis-Legalisierung Auswirkungen?

Für das aktuell laufende Jahr könnte sich Georg Lautenschläger vorstellen, dass durch die erst kürzlich erfolgte Cannabis-Legalisierung mehr Fahrten unter Drogeneinfluss registriert werden. Ob das zutrifft, wird sich aber erst 2025 zeigen, wenn die nächste Statistik ausgewertet wird.