Es ist Hobby und Transportmittel zur Arbeit, zur Schule oder zu Ausflugzielen: das Fahrrad. Laut dem Bundesministerium für Digitales und Verkehr nutzen über 80 Prozent der Deutschen das Fahrrad, 55 Prozent halten es sogar für ein unverzichtbares Verkehrsmittel. Doch wo Fahrräder sind, geschehen auch Unfälle – und zwar nicht wenige: Im Jahr 2021 ereigneten laut dem Statistischen Bundesamt rund 83.720 Unfälle, bei denen Fahrradfahrer verletzt wurden. 241 starben.

Regeln und Schilder sollen bekannt sein

Um sich und auch andere Verkehrsteilnehmer zu schützen, sollten sich Fahrer klassischer Räder und solcher mit Elektromotor, genannt Pedelecs, an einige Regeln halten – das gilt aber auch für Autofahrer. Welche das sind, wissen Karl-Heinz Störk und Bernd Samschitzki von der Radolfzeller Ortsgruppe des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC), die auch Sicherheitskurse für Pedelec-Fahrer anbietet.

In den Kursen geht es unter anderem darum, ein Gefühl für Pedelecs zu bekommen. Denn diese unterscheiden sich von normalen Fahrrädern, sind schwerer und werden stärker beschleunigt. Aber auch Grundlagen wie etwa die Bedeutung von Schildern werden erklärt. Denn die Straßenverkehrsordnung gilt auch für Radfahrer. Jeder müsse sich so zum Beispiel an das Gebot „rechts vor links“ halten. Und ähnlich wie beim Autofahren sei beim Anfahren oder Abbiegen der Schulterblick auch auf dem Fahrrad wichtig.

Wann Radfahrer von der Straße müssen

Auch sollte die Bedeutung von Schildern bekannt sein, die zum Teil speziell Radfahrer betreffen. Runde blaue Schilder mit einem weißen Fahrradsymbol zum Beispiel zeichnen Radwege aus, die von Fahrradfahrern benutzt werden müssen – auf der Straße haben sie dann nichts zu suchen. Ausnahmen gelten laut Karl-Heinz Störk und Bernd Samschitzki, wenn der Radweg nicht nutzbar ist. Die Bedeutung weiterer Symbole findet sich hier.

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Jedoch beginnt die Sicherheit schon vor der Fahrt. Karl-Heinz Störk und Bernd Samschitzki raten zur Überprüfung des Fahrrads. Gemeint ist, ob etwa die Bremsen und das Licht funktionieren, der Luftdruck stimmt und alle Teile fest angebracht sind. „Aber das machen die wenigsten“, sagt Samschitzki, der die Fahrsicherheitskurse in Radolfzell leitet.

Am wichtigsten sind Rücksicht und Vorsicht

„Am allerwichtigsten ist Rücksichtnahme und vorausschauendes Fahren“, sagt Karl-Heinz Störk. Das sei auch schon in Paragraf 1 der Straßenverkehrsordnung so festgeschrieben. Wie er und Bernd Samschitzki erklären, müsse unter anderem in angemessener Geschwindigkeit gefahren werden – also zum Beispiel Schrittgeschwindigkeit in einer Fußgängerzone -, damit niemand gefährdet wird. Zudem müssen zum Beispiel an Zebrastreifen Fußgänger durchgelassen werden.

Und werde ein Fußgänger oder ein anderer Radfahrer überholt, müssen Fahrradfahrer sich zum Beispiel durch Klingeln bemerkbar machen. Außerdem rät Störk dazu, lieber auf die Vorfahrt zu verzichten, bevor es gefährlich wird.

Weiterhin rät Bernd Samschitzki dazu, deutlich zu fahren, also Handzeichen zu geben, wenn man als Radfahrer abbiegen wolle – und zwar, indem der ganze Arm gehoben werde. Es gebe aber mittlerweile auch Blinker für Fahrräder.

Abstände sollten eingehalten werden

Ebenso gilt: „Abstand halten ist wichtig“, so Störk. Zwischen Autos und Fahrrädern müssen beim Überholen innerorts mindestens 1,5 Meter Abstand eingehalten werden, außerorts sind es sogar zwei Meter. Das werde aber häufig ignoriert, wie das ADFC-Projekt „Open Bike Sensor“ zeige, bei dem Überholabstände gemessen werden. Zudem gilt der Abstand auch zu Radschutzstreifen, die Teil der Fahrbahn und durch gestrichelte Linien gekennzeichnet sind, so der ADFC-Experte.

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Aber auch Radfahrer, die andere Radfahrer oder Fußgänger überholen, sollten auf Abstand achten. Zudem rät der ADFC dazu, als Fahrradfahrer vom Randstein einen Meter Sicherheitsabstand zu halten. Und auch von geparkten Autos sollten Radfahrer einen Meter Abstand von parkenden Autos halten – denn werden an diesen plötzlich die Türen geöffnet, kann es böse ausgehen.

Vorsicht bei Gefahrensituationen

Karl-Heinz Störk hebt außerdem ein paar Gefahrenstellen besonders hervor. Dazu gehören zum einen Kreuzungen, wo Radfahrer von abbiegenden Fahrzeugen übersehen werden können, aber auch Ein- und Ausfahrten, bei denen es besonderer Aufmerksamkeit und Bremsbereitschaft bedürfe.

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Zum anderen sei aber auch bei nach rechts abbiegenden Autos Vorsicht geboten, denn oft würden Radfahrer auf Radwegen von diesen übersehen. Speziell bei Lastwagen sei das – wie auch an Kreuzungen – problematisch, denn bei diesen könnte sich das Fahrrad auch noch in einem toten Winkel befinden. Besser sei es daher, hinter Lastwagen zu bleiben, bis diese abgebogen sind.

Radfahrer sollten sichtbar sein

Um Unfälle zu vermeiden, sind Reflektoren und Beleuchtung an Fahrrädern gesetzlich vorgeschrieben. Und auch helle Bekleidung in auffallenden Farben, idealerweise reflektierend, erhöhe die Sichtbarkeit, so Störk und Samschitzki. Ein Helm werde empfohlen, damit der Kopf vor schweren Verletzungen geschützt wird.

Um die Sicherheit im Straßenverkehr weiter zu erhöhen, raten Karl-Heinz Störk und Bernd Samschitzki unter anderem außerdem dazu, beim Radfahren keine Sandalen oder Schlappen zu tragen, sondern festes Schuhwerk – sonst könne man mit dem Fuß hängenbleiben.