Eine nachhaltige, klimafreundliche Mobilitätswende in Radolfzell in Gang setzen – das ist das übergeordnete Ziel des integrierten Klima-Mobilitätskonzepts 2030 Plus, das in der Stadt vor allem im vergangenen Jahr erarbeitet wurde. Es soll Lösungsansätze aufzeigen und Maßnahmen ermitteln, zu diesem Zweck wurden in mehreren Workshops sowie über die Mobilitätsfragen der Woche auch die Bürgermeinungen erfasst.
Nun steht das Konzept. In der jüngsten Sitzung des Gemeinderats wurden auch schon mehrere Leuchtturmprojekte beschlossen, die ab diesem Jahr mit Priorität angegangen werden sollen. Wie Angelique Augenstein, Leiterin des Dezernats für nachhaltige Stadtentwicklung und Mobilität vorab schon im Ausschuss für Planung, Umwelt und Technik berichtet hatte, geht es aber erst einmal um konkrete Planungen. In einem ersten Schritt müssen die einzelnen Vorhaben zunächst erst ausgearbeitet werden, ehe sie den Räten wieder zum Beschluss vorgelegt werden: „Wir befinden uns hier auf konzeptioneller Ebene“, erklärte sie zum aktuellen Stand. Um folgende Leuchtturmprojekte geht es:
Projekt 1: Teggingerstraße als Fahrradstraße
Um den Fahrradverkehr und die Attraktivität der Altstadt zu fördern, soll in der Teggingerstraße ab der Kreuzung zur Bismark- und Schützenstraße und bis zur Fürstenbergstraße laut dem Konzept zur Fahrradstraße werden. „Das heißt nicht automatisch, dass da nichts mehr außer Fahrrädern fahren darf“, erklärte Frank Gericke vom Fachbüro Modus Consult schon im Ausschuss für Planung, Umwelt und Technik. Es müsse noch geregelt werden, welche Fahrzeuge dann in der Teggingerstraße fahren sollen. „Da sind wir noch ein Stück weit offen“, erklärte er damals. Der Busverkehr sollte laut dem Konzept ohnehin noch durch die Straße geführt werden, auch sollte das Parkhaus Höllturm Passage von Osten her erreichbar bleiben.
Nachdem schon im Ausschuss über diesen Punkt diskutiert wurde, sollen nun außerdem Autos untergeordnet weiterhin durch die Straße fahren dürfen. Die Verwaltung wurde zudem damit beauftragt, die Umsetzung mit den unterschiedlichen Schritten separat im Gemeinderat vorzustellen. Außerdem sollen an der Fahrradstraße Beschilderungen, Markierungen, Geschwindigkeitsbegrenzungen und die Verkehrsführung ersichtlich sein.

Projekt 2: Verkehrsberuhigter Bereich am Bahnhof
Um den Autoverkehr am Bahnhofsvorplatz zu reduzieren, soll die Verwaltung einen verkehrsberuhigten Bereich am Bahnhof definieren und dies dem Gemeinderat erneut vorlegen. Der Bereich soll die Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer, aber insbesondere die der Fußgänger, berücksichtigen.
Ursprünglich hatten die Pläne für den Bahnhofsvorplatz noch ganz anders ausgesehen. Im Ausschuss war zunächst noch vorgeschlagen, worden, einen autofreien Bahnhofsvorplatz zu testen. Laut Frank Gericke hätte der Bereich zum Beispiel für ein halbes Jahr gesperrt werden können, „um zu testen, wie das funktioniert“, wie er erklärte – und welche neuen Qualitäten dadurch geschaffen werden könnten. Aber: „Ein Test ist allemal wichtig, aber es muss keine Sperrung sein, es können auch Zwischenlösungen sein.“
Weitere Projekte
Im Gremium kam die Idee einer autofreien Straße zum Teil auch gar nicht gut an. „Den Verkehr, der jetzt da ist, wegzuzaubern, das geht nicht“, erklärte so etwa Christof Stadler (CDU) für seine Fraktion. Er befürchtete, dass der Verkehr dann in die Tegginger- oder Bismarckstraße verlagert werden könnte. Auch Thilo Sindlinger (FLG) erklärte, er habe ein ungutes Gefühl dabei, die Teggingerstraße zur Fahrradstraße und den Bahnhofsvorplatz parallel autofrei zu machen: „Das gibt den ultimativen Ärger“, prophezeite er. Er schlug daher stattdessen auch einen verkehrsberuhigten Bereich am Bahnhof vor. Und sein Fraktionskollege Siegfried Lehmann brachte den Vorschlag ein, die Geschwindigkeit der Autos in dem Bereich zu drosseln und Fußgänger zu bevorrechtigen.
Projekt 3: Fahrradachse Böhringer Straße
Laut dem Klima-Mobilitätskonzept fahren auf der Böhringer Straße mit die meisten Fahrradfahrer. Für sie soll künftig eine sichere Verkehrsführung gefunden und ihnen soll die Fahrt durch, aus und nach Radolfzell erleichtert werden – auch, um die Nutzung des Fahrrads als Hauptverkehrsmittel zu fördern.
Dafür soll die Führung des Radverkehrs zwischen der Steißlinger Straße und der Haselbrunnstraße durch eine Variantenplanung zusammen mit Konzepten für den Fußgängerverkehr geprüft und besser gestaltet werden. „Insbesondere die Querung im Bereich ‚Elefantenbrunnen‘ soll zusätzlich bereitgestellt werden“, heißt es in dem Konzept – mögliche Einschränkungen für den Autoverkehr seien dabei nachrangig. Zunächst einmal soll nun durch eine Variantenuntersuchung geprüft werden, wie die Interessen der verschiedenen Verkehrsteilnehmer vereint werden können.
Projekt 4: Anpassung der Parkgebühren
Der Gemeinderat beschloss in der jüngsten Sitzung auch, eine Anpassung der Parkgebühren zu prüfen. Und nicht nur das: Parallel dazu soll auch ein Parkierungskonzept erarbeitet werden. Das hatte Siegfried Lehmann auch schon im Ausschuss für Planung, Umwelt und Technik gefordert, er schlug vor, die Parkierungsordnung in der ganzen Stadt zu betrachten.