Eigentlich gibt es für Markus Hirling Grund zur Freude. Denn nachdem in der ersten Corona-Welle so wenig los gewesen war, dass der Inhaber des Zimmereibetriebs Hirling Zimmerei und Holzbau sich sogar selbst angerufen hatte, um zu testen, ob das Telefon noch funktionierte, hat sich die Lage wieder enorm gebessert. „Die Auftragslage sieht sehr gut aus“, sagt er. Und dennoch ist die Situation aktuell nicht so rosig, wie es angesichts dieser Aussage scheinen mag: Es gebe einen großem Mangel an Bauholz, er wisse nicht, ob und wann er das Material bekommen kann. Und enorme Preisanstiege machen zusätzlich Probleme.
„Der Hauptgrund ist, dass das deutsche Holz zu Aufträgen ins Ausland exportiert wird, vor allem nach China und in die USA“, erklärt Markus Hirling den Holzmangel. Die Initiative Pro Holz Schwarzwald nennt als Gründe in einem Schreiben unter anderem pandemiebedingte Einschränkungen der Sägeindustrie im Ausland, eine Borkenkäferplage in Kanada als Hauptlieferant der USA und einen weltweiten Bedarf von Schnittholz in Folge der Zunahme von Bau- und Do-it-yourself-Projekten.
Laut Markus Hirling ist dieser Export nicht nur ökologisch „ein völliger Quatsch“, da Holz vor dem Transport begast werden müsse, um zu verhindern, dass Schadorganismen im Ausland ankommen, was schlecht für die Umwelt sei. Sondern es komme zu einer Materialknappheit in Deutschland.
Einschlagstopps wurden verhängt
Verschärft würde die Situation beim Holz außerdem durch die geltenden Einschlagstopps. Wie Walter Jäger, Leiter des Kreisforstamts Konstanz, erklärt, wurden bundesweit Einschlagsbeschränkungen für frisches Fichtenholz auf 85 Prozent des durchschnittlichen Einschlags in normalen Jahren erlassen. Damit sollte der Abfluss bereits eingeschlagenen Holzes „und vor allem des zu erwartenden Schadholzes“ gewährleistet werden, so Jäger. Besonders in Mitteldeutschland seien große Mengen an Schadholz angefallen und es werde mit weiterem gerechnet. Die Beschränkung gelte bis Ende September 2021, bei guter Marktlage könne im vierten Quartal zusätzlich Frischholz auf den Markt gebracht werden.

Allerdings berichtet Markus Hirling, dass auch das Schadholz, das etwa wegen Trockenheit, Stürmen und Borkenkäferbefall anfällt, das Problem nicht ausgleichen könne. „Die Masse ist nicht da“, sagt er. Walter Jäger erklärt: Die meisten Waldbesitzer hätten die Schadhölzer über den vergangenen Winter hinweg restlich aufgearbeitet. Neues Schadholz sei ab Mitte oder Ende Juni zu erwarten, „wenn die befallenen Bäume sichtbar werden und die erste Jungkäfergeneration neue Bäume befällt“. Die aktuelle Witterung helfe aber, den Borkenkäferbefall zu verzögern, vielleicht auch, ihn abzuschwächen.
„Wohin geht die Reise mit den Preisen?“
Für Hirling erschweren die aktuellen Umstände die Arbeit. Nicht nur ist es für ihn schwer geworden, an Material zu kommen – früher habe er etwa mit etwa zwei Wochen Lieferzeit für Holz gerechnet, mittlerweile warte er etwa 14 bis 18 Wochen, wenn er Glück habe.
Erschwerend kommen auch explodierende Preise hinzu. Seit Januar seien die Preise um mehr als 100 Prozent angestiegen. Von Holzlieferanten bekomme er aufgrund der unsicheren Situation nur noch Tagespreise. Und es sei unklar, wie sich die Lage entwickle: „Wohin geht die Reise mit den Preisen?“, fragt Hirling. Problematisch sei auch, dass er die Preiserhöhung auch gar nicht immer an Kunden weitergeben könne. Bei Privatkunden ginge das noch, doch bei öffentlichen Aufträgen gilt eine Verdingungsordnung, die auch eine Materialpreisklausel vorgibt. Er dürfe also kein Geld nachfordern, so Hirling. „Bei alten Verträgen, die letztes Jahr und Anfang dieses Jahres gemacht wurden, legen wir bei jedem Auftrag drauf.“
Die aktuelle Lage mache zudem Planungen schwierig. Auch die der Kunden. „Wir können momentan keine verlässlichen Angaben über Baustart und Ablauf machen“, sagt Markus Hirling.
Alte Verträge machen es Waldbesitzern schwer
Die Waldbesitzer profitieren vom Preisanstieg laut Kreisforstamtsleiter Walter Jäger übrigens nicht auch nur annähernd im gleichen Ausmaß wie die Sägewerke. Grund dafür sei der extreme Preisabsturz beim Nadelholz in den Jahren 2019 und 2020. Viele Waldbesitzer, die die Holzpreise quartalsweise oder halbjahresweise vereinbart hatten, müssten derzeit noch Hölzer zu schlechteren Preisen verkaufen, „bis die vereinbarten Mengenkontingente erfüllt sind“. Verträge seien einzuhalten. „Wer da gepokert hat und keine große Verpflichtungen eingegangen ist, kann jetzt besser verkaufen“, so Jäger.
Und aufgrund des noch schlechten Preisniveaus während der Haupteinschlagszeit sei schon im vergangenen Winter nur zurückhaltend Frischholz eingeschlagen worden. Das sei auch jetzt noch so.
Regierung soll eingreifen
Markus Hirling hofft auf eine Besserung der Situation – möglichst schnell. „Von jetzt bis in den Winter ist bei uns die Hochphase“, sagt er. Wichtig wäre, dass die Regierung in die Situation eingreife, „und die Grundversorgung für Deutschland sicherstellt. Dass nur noch Überkapazitäten exportiert werden“, so Hirling.