Zum einen spielte das Wetter der Öffnung nicht in die Karten, zum anderen verunsicherten besonders die spontanen Entscheidungen der Landespolitik und ein Regelwirrwarr sowohl die Wirte selbst, als auch ihre Gäste. Gesundheitsminister Manfred Luchas Kommentar am Montag zur Lage war da wenig hilfreich: „Machen, nicht meckern.“ Die Auflagen müsse es geben, auch wenn sie nicht jedem gefielen. Da müssen die Gastronomen jetzt durch, sein Resümee.

Gökalp Onay, Geschäftsführer des Porterhouse in Radolfzell, berichtet: „Der erwartete Ansturm blieb am Wochenende aus. Von den wenigen Gästen mussten wir sogar wieder welche wegschicken, weil sie kein negatives Testergebnis vorweisen konnten.“ Testmöglichkeiten in der Stadt habe es Samstag und Sonntag kaum gegeben: „Das Testzentrum im Zunfthaus der Narrizella hat um 12 Uhr zugemacht. Bis dahin hatten sie die lange Schlange vor ihrem Eingang nicht mal annähernd durchgetestet“, erklärt Onay.

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„Und sind wir mal ehrlich, niemand will eine Stunde für einen Test anstehen, bevor er dann ins Restaurant darf.“ Erst jetzt sei dem Gastwirt klar, dass sich die Kunden auch bei ihm direkt vor Ort testen lassen dürften, um danach bei ihm zu essen. Diesen Service mache er nun seit Dienstag: „Es muss zwar immer jemand dabei stehen, aber es ist besser als Gäste wieder wegschicken zu müssen.“

Zu viele Informationen verwirren

Der Geschäftsführer vermutet, die vielen verschiedenen Informationen von der Landesregierung, dem Landkreis und der Stadt Radolfzell haben viele Menschen nicht verstanden und verwirrt. Zudem sei auch bei den Wirten bis Freitag unklar gewesen, ob sie den Außen- und Innenbereich öffnen dürfen. Onay habe sich aber frühzeitig informiert, um für alle Eventualitäten gewappnet zu sein.

Am Dienstag vor dem Öffnungswochenende habe er dann frische Ware bestellt. Die Frage war nur, wie viel: „Im November mussten wir wegen des Lockdowns kistenweise Essen wegschmeißen. Das wollen wir jetzt vermeiden.“ Seit vergangener Woche bestelle er deswegen nur Lebensmittel, die er auch verarbeiten könne.

Die Umsatzzahlen seien nach wie vor schlecht: Am Samstag hat Onay nach eigenen Angaben von 11 bis 21 Uhr genau elf Essen verkauft. Der Sonntag sei noch schlechter gewesen. „Da waren es den gesamten Tag nur vier Essen“, gibt er enttäuscht zu. Die leeren Sitzplätze im und vor dem Restaurant fallen schon beim Vorbeigehen ins Auge. Und das obwohl alles für Gäste ausgelegt ist. Zwischen den Tischen im Innenbereich stehen Trennwände, Desinfektionsmittelspender gibt es an jeder Türe.

„Der erwartete Ansturm blieb am Wochenende aus. Von den wenigen Gästen mussten wir sogar wieder welche wegschicken, weil sie kein ...
„Der erwartete Ansturm blieb am Wochenende aus. Von den wenigen Gästen mussten wir sogar wieder welche wegschicken, weil sie kein negatives Testergebnis vorweisen konnten.“ Gökalp Onay, Geschäftsführer des Porterhouse. | Bild: Nico Talenta

Der Gastwirt sagt: „Das Hygienekonzept ist innen wie außen gleich. Wenn der Abstand von zwei Metern nicht eingehalten werden kann, müssen Trennwände her.“ Dieser Mehraufwand lohne sich für ihn zur Zeit nicht. Auf die Frage, warum er am vergangenen Wochenende trotzdem öffnete, antwortet Onay folgendermaßen: „Ich habe teure und spezielle Geräte in der Küche. Die müssen laufen, sonst gehen sie auf Dauer irgendwann kaputt.“

Stefano Antonucci vom Gasthaus Kreuz teilt die Erfahrungen von Gökalp Onay. „Der Start ins Jahr ist dieses Mal noch schwächer als im vergangenen.“ Auch er hat den Eindruck, dass die Gäste durch die vielen verschiedenen Informationen verwirrt seien und von den Öffnungen sogar teilweise gar nichts mitbekommen hätten. „Immerhin hatten die wenigen Kunden, die da waren, eine negative Testbescheinigung dabei“, so Antonucci.

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Auch er habe sich selbst Tests besorgt, um Gäste vor Ort testen zu können. Momentan laufe der Betrieb auf Sparflamme, anders könne er sich die Öffnung nicht leisten. Personal beispielsweise habe der Gastwirt nicht: „Ich mache hier momentan alles alleine. Kochen, servieren, testen und Anrufe entgegennehmen.“

Cosimo Mamone, Geschäftsführer des Restaurants Zur Alten Mosterei, hat sein Restaurant sogar erst nach dem Wochenende, am Dienstag, geöffnet. „Das war uns alles zu spontan. So schnell konnten wir nicht öffnen“, nimmt er Stellung. Auch Vorräte hätten sie keine vor Ort gehabt. „Wir können den Gästen ja nicht auf einmal Tiefkühlkost anbieten“, witzelt Mamone.

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Auch sei das Restaurant über die vergangenen sieben Monate verstaubt: „Das mussten wir erst mal alles wieder richten.“ Auch das Zwirners Restaurant hatte am Wochenende noch nicht geöffnet. Aynur Akkaya Zwirner erklärt: „Wir sind gerade dabei alles auf die Öffnung vorzubereiten.“ Ein Problem sei, dass sie aktuell kein Personal habe und auch das Wetter für eine Öffnung des Restaurants nicht mitspiele.

Der Mindestabstand sei bei ihr im Restaurant nur schwer umzusetzen: „Dann hätte ich drinnen ja nur noch drei bis vier Tische stehen.“ Den To go-Service bietet Zwirner aber weiterhin an.

Essen zum Abholen statt am Platz

Carsten Laufer, Betreiber des Surfplatzes und der -schule mit dem dazugehörigen Restaurant hat ein anderes Konzept: „Ich habe mich dagegen entschieden, am vergangenen Wochenende schon normal zu öffnen.“ Seine Gäste könnten aber weiterhin ihre Mahlzeit bei ihm abholen – nur eben to go. „Wenn sie ihr Essen abgeholt haben, können sie sich damit einfach vorne an den See setzen und es in Ruhe genießen“, sagt Laufer. Auf diese Weise müsse er keine Testergebnisse kontrollieren oder sogar selbst Tests durchführen.

„Wir bleiben bei unserem To go-Geschäft. Ich würde es gar nicht packen, zusätzlich negative Testergebnisse zu kontrollieren.“ Als Erklärung nennt er, dass seine Gäste von allen Seiten auf das Restaurant zukommen können und es schier unmöglich sei, einen einheitlichen Ein- und Ausgang zu markieren. Mit diesem Konzept fährt Laufer gut: „Ich kann mich über das Wochenende nicht beschweren. Freitag war gut, Samstag super und ja, der Sonntag war verregnet. Das ist halt mal so.“

„Wir bleiben bei unserem To go-Geschäft. Ich würde es gar nicht packen, zusätzlich negative Testergebnisse zu ...
„Wir bleiben bei unserem To go-Geschäft. Ich würde es gar nicht packen, zusätzlich negative Testergebnisse zu kontrollieren.“ Carsten Laufer, Betreiber des Surfplatzes und der -schule. | Bild: Lisa Liebsch

Die Lage seines Restaurants und das To go-Angebot kommen gut an. „Ich sehe die positiven Seiten an der Corona-Krise und habe so einiges gelernt.“ Eigentlich habe Laufer mit seinem Team einen Saisonbetrieb am Surfplatz, aber seit der Pandemie konnte er sich mit dem Abholservice „so zu sagen“ einen Ganzjahresbetrieb einrichten. Durch das To go-Angebot spare er zusätzliches Personal. Sein Konzept möchte der Gastwirt auch in Zukunft so beibehalten, bis die negativen Testergebnisse für einen Restaurantbesuch nicht mehr notwendig sind.

Auch seine Lieferketten würden soweit stehen: „Falls das Bier dann doch mal knapp werden sollte, kann ich immer noch auf Flaschenbier umsteigen.“ Er hoffe trotz der gesammelten Erfahrungen auf eine baldige Besserung der Situation. „Feste wie Hochzeiten, Geburtstage oder die Kommunion fehlen uns einfach.“