Mit Test, mit Test vor Ort, ohne Test – die Anforderungen für Friseurbesuche im Kreis Konstanz wechselten zuletzt mehrfach. Mittlerweile ist auch ungetestet der Zutritt zum Friseur erlaubt, davor war erst ein gültiges negatives Testergebnis eines offiziellen Testzentrums und ab Anfang Mai auch Laientests, die direkt beim Friseur vor Ort durchgeführt werden konnten, erforderlich. Die Wechsel stellten und stellen die Dienstleister vor Herausforderungen.

So berichtet Sandra Auer, die den Salon Glückssträhne in Radolfzell betreibt, sie habe nach der Abschaffung der Testpflicht erst einmal alle Kunden anrufen und informieren müssen, die schon einen Termin hatten. Auch ihre Internetseite müsse aktualisiert werden. Dafür müsse sie sich erst einmal mit ihrer Grafikerin in Kontakt setzen und diese auch bezahlen.

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Wo testen? Was gilt?

Schon in den vergangenen Wochen bedeuteten die Regeländerungen und die Unsicherheiten über die neuesten Verordnungen laut Basil Al-doori, Betreiber des Haarateliers am Stadtgarten, zum Teil Aufwand. Er berichtet, es habe zu Beginn der Testpflicht noch nicht genug Teststationen gegeben und viele Kunden hätten zunächst gar nicht gewusst, wo sie sich testen lassen können. Das habe zwar mit der Zeit nachgelassen, aber es sei anfangs sehr stressig gewesen.

Basil Al-doori, Inhaber des Haarateliers am Stadtgarten, mit den Mitarbeitern Valeria Labuske und Salwan Dawood (von links)
Basil Al-doori, Inhaber des Haarateliers am Stadtgarten, mit den Mitarbeitern Valeria Labuske und Salwan Dawood (von links) | Bild: Marinovic, Laura

Und auch die Zulassung von Tests, die direkt beim Friseur durchgeführt werden können, sorgte für Mehraufwand. Zwar sei es kein großes Problem gewesen, das Material zu beschaffen, berichtet Sandra Auer, in deren Salon die Tests zum Teil auch von den Mitarbeitern selbst durchgeführt wurden. Denn zum einen habe sie bereits einen Bestand gehabt, da sie auch den Mitarbeitern Tests anbieten müsse. Zum anderen habe am Anfang auch die Stadt und die Aktionsgemeinschaft geholfen. Und auch Schutzkleidung habe sie bereits vorrätig gehabt, da sie diese zum Wimpernfärben benötigt habe.

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Ein Problem sei es eher gewesen, günstige Tests zu bekommen. Zudem mussten Auer und ihre Mitarbeiter sich schulen lassen. Und die Durchführung und Organisation der Tests brauchte Zeit. „Das hält schon auf“, so Auer. Das sagt auch Jenny Paulsen. Beim der Haarfee hätten die Kunden den Test unter Aufsicht selbst draußen vor der Tür durchführen können, während der Auswertung habe sie dann immerhin anderweitig im Salon arbeiten können. Aber es sei eben doch zusätzliche Zeit nötig. Trotzdem betont Sandra Auer: „Wenn ich ein oder zwei Kunden mehr animiert kriege, ist es mir das wert.“ Und außerdem halte sie die Tests für gut: „Man hat sich sicherer gefühlt.“

Immer gut informiert sein

Generell beklagen die Friseure, wie schwer der ständige Wechsel der Vorschriften ihre Arbeit mache. Um immer auf dem neuesten Stand zu sein, müsse man sehr hinterher sein, sich gut informieren – auch in der Freizeit. Laut Andreas Döring, dessen Frau den Salon Haarfee vom See betreibt und die er derzeit vertritt, und Jenny Paulsen lasse der Informationsfluss vom Staat zu Wünschen übrig: „Man muss sich alles selbst erarbeiten“, beklagt Paulsen. Zum Teil seien die Informationen auch nicht ganz eindeutig. Und es bleibe immer eine Unsicherheit, so Döring – macht man alles richtig? Hat man alles richtig verstanden? Bei Verstößen gegen die Verordnungen drohen schließlich auch Strafen.

Andreas Döring und die Angestellte Jenny Paulsen von der Haarfee vom See.
Andreas Döring und die Angestellte Jenny Paulsen von der Haarfee vom See. | Bild: Marinovic, Laura

Immerhin: Die Regeländerungen brachten laut den Friseuren nach und nach mehr Kunden in die Salons zurück. Viele seien nämlich fern geblieben, als noch negative Testergebnisse vonnöten waren. „Es haben nicht so viele Kunden abgesagt, die schon einen Termin hatten“, erinnert sich Sandra Auer an die Zeit, in der nur ein externer Test genügte. „Aber es kamen wenig neue Anrufe.“ Basil Al-door berichtet von fast 80 Prozent Umsatzrückgang in der ersten Woche. Bei der Haarfee vom See brach der Umsatz laut Jenny Paulsen um 40 Prozent ein. Viele seien nicht bereit gewesen, sich testen zu lassen, berichtet Andreas Döring. Und auch wer sich testen ließ, habe zum Teil die Termine länger herausgezögert, sei seltener gekommen. So habe man in der Haarfee zwischen den Terminen auch mal Pausen machen und Angestellte nach Hause schicken müssen, weil keine Kunden kamen.

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Es geht aufwärts

Ein wenig Besserung hat laut den Friseuren immerhin die Erlaubnis gebracht, dass auch Tests bei ihnen vor Ort selbst durchgeführt werden konnten – normal sei der Betrieb da aber trotzdem noch nicht gewesen. Erst mit der Abschaffung der Testpflicht kehren die Kunden merklich wieder zurück: „Die Tendenz ist steigend, seit wir keine Tests mehr brauchen“, erzählt Jenny Paulsent. Auch Basil Al-doori berichtet von zunehmender Nachfrage.

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Auf den Tests bleiben die Friseure, die sie sich in großer Zahl für ihre Kunden angelegt haben, nun zwar erst einmal sitzen. Aber immerhin: Bei den Mitarbeitern kommen sie ja nach wie vor zum Einsatz, gibt Sandra Auer zu bedenken. Und Andreas Döring betont, sogar gerne auf dem Vorrat sitzen zu bleiben, wenn sich dafür die Gesamtsituation verbessert.