Bereits vor über einem Jahr wollte die Stadt einen neuen Pächter für die Tennishalle auf der Mettnau präsentieren. Schon im September 2023 stimmte der Gemeinderat dem Angebot eines potenziellen Betreibers zu. Danach zogen sich die Verhandlungen mit diesem jedoch das ganze Jahr 2024 über hin. Der Grund: Die enorm hohen Kosten für die aufwendige Sanierung des Daches, das asbesthaltige Eternitplatten enthält, sowie der Bau einer Photovoltaik-Anlage, die auf dieses kommen soll.

Laut Wirtschaftsförderer Emanuel Flierl befand man sich bereits im vergangenen Spätsommer in ‚guten und konstruktiven Gesprächen mit einem weiteren professionell agierenden Investor‘, der diese Arbeiten übernehmen sollte. Doch nun stockt das Ganze erneut, es braucht einen neuen Anlauf.

Bewerber wollen Konzept nicht mehr umsetzen

Annabell Hauck, Pressesprecherin der Stadtverwaltung, erklärt auf SÜDKURIER-Nachfrage nun, der Bewerber für den künftigen Betrieb der Halle habe Angebote für die Dachsanierung, die Entsorgung des bestehenden Daches, als auch für die Installation einer Photovoltaik-Anlage einholen können. Weitere Berechnungen seien durch den Architekten des Investors erfolgt.

Das Resultat, so Hauck: „Wie sich herausgestellt hat, liegen die notwendigen Investitionskosten höher als seinerzeit bei Gebotsabgabe und den initialen Gesprächen angenommen.“

Axel Tabertshofer stellt als Vorsitzender mit der Tennis-Squash-Gemeinschaft Radolfzell den Betrieb der Halle sicher, bis ein neuer ...
Axel Tabertshofer stellt als Vorsitzender mit der Tennis-Squash-Gemeinschaft Radolfzell den Betrieb der Halle sicher, bis ein neuer Pächter gefunden ist. | Bild: Stadtverwaltung Radolfzell

Im Herbst vergangenen Jahres habe der Bewerber der Verwaltung daher mitgeteilt, dass eine komplette Dachsanierung mit Installation einer Photovoltaik-Anlage und der Entsorgung der asbesthaltigen Dachplatten zu den finanziellen Konditionen des abzuschließenden Erbbaurechtsvertrages nicht rentabel sei. Er könne das vorgestellte Nutzungskonzept nur umsetzen, wenn die Stadt die Konditionen zur Gebäudewertentschädigung und zum Erbbauzins reduziert. Wer der Bewerber ist, ist aus Datenschutzgründen nach wie vor nicht bekannt.

Auch ein zweiter Bewerber, mit dem die Stadtverwaltung seit der Erstausschreibung des Erbbaurechts laut Hauck in Kontakt geblieben ist, habe sein eingereichtes Konzept nicht mehr zu den ursprünglichen Rahmenbedingungen umsetzen wollen. Das Problem: Angesichts der zu erwartenden Einnahmen aus und der erforderlichen Investitionen in die Tennishalle geht die Stadt nicht davon aus, dass auch ein anderer Investor diese zu den bisherigen finanziellen Rahmenbedingungen durchführen könnte.

Neue Ausschreibung zu reduzierten Konditionen startet

Stadt und Gemeinderat entschieden sich daher Ende vergangenen Jahres zu einer erneuten Ausschreibung des Erbbaurechts – mit reduzierten Konditionen. Demnach verzichtet die Stadt nun vollständig auf die eigentlich geforderte Gebäudewertentschädigung in Höhe von 208.000 Euro sowie auf einen Erbbauzins für die ersten sechs Jahre in Höhe von insgesamt 156.000 Euro. Dafür müsse der neue Betreiber innerhalb der ersten fünf Jahre nach Vertragsschluss das Dach sanieren und eine Photovoltaik-Anlage installieren. Zudem muss er bei der Ergänzung des Angebots durch Padel-Plätze mindestens drei Tennisplätze erhalten.

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Die neue Ausschreibung ist laut Hauck auch aus kartellrechtlichen Gründen notwendig. Somit steht die Bewerbung auch einem neuen Investor offen. „Jeder Interessierte hat die Möglichkeit, sich noch einmal zu den angepassten Konditionen zu bewerben“, schreibt sie.

Der neue Ausschreibungsbeginn für das Erbbaurecht startet voraussichtlich in der letzten Januarwoche. Im Anschluss an die Bewerbungsfrist werde die Stadt mit dem dann führenden Bieter über die vertraglichen Konditionen verhandeln. Einen Zeitplan, wann die Übernahme angeschlossen sein soll, gibt es nach wie vor nicht.

Der Betrieb ist weiterhin gesichert

In der Zwischenzeit ist Betrieb aber weiterhin durch die Tennis- und Squash-Gemeinschaft (TSG) Radolfzell gesichert. Sie betreibt die Halle und das Restaurant seit ihrer Gründung im Jahr 2019 als Verein, nachdem sich der frühere Pächter aus dem operativen Geschäft zurückgezogen hat, wie der Vereinsvorsitzende Axel Tabertshofer erklärt.

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Und die Nachfrage bei der TSG ist groß. „Nach den schwierigen Corona-Jahren haben sich die Buchungszahlen beim Tennis sehr positiv entwickelt. Im Winterhalbjahr sind die vier Tennisplätze von 15 bis 21 Uhr mit Abo-Spielern, Jugend- und Erwachsenentraining und Einzelbuchungen quasi ausgebucht“, berichtet Tabertshofer. Am Wochenende kommen offizielle Rundenspiele dazu. Im Online-Buchungssystem seien inzwischen über 2500 Personen registriert.

Doch so gut der Betrieb auch funktioniere und die laufenden Kosten decke, sei die TSG selbst nicht in der Lage, in die dringend nötigen Sanierungen zu investieren. „Das kann nur ein neuer Pächter leisten, der über mehrere Jahrzehnte die Kosten umlegen und abschreiben kann und auch den gesamten Sportpark wieder auf Vordermann bringt“, so Tabertshofer.