Frank Fischenich reicht es jetzt. Mehrmals die Woche pendelt er zwischen Singen und Kreuzlingen mit dem Fahrrad und fährt auch regelmäßig die Strecke an der L220 im Bereich Böhringen-Rickelshausen entlang. Hier ist ihm bereits vor drei Jahren aufgefallen, dass wenn das Gras auf den Grünstreifen gemäht wurde, liegen gelassener Müll und vor allem Plastik geschreddert ebenfalls zurückgelassen wurde.
Radfahrer machte bereits 2019 auf den Missstand aufmerksam
Nach einem Bericht im SÜDKURIER, in dem auch das Landratsamt Konstanz, welches für die Straßenmeisterei zuständig ist, zu dem Sachverhalt befragt wurde, hatte er eigentlich gehofft, dass es sich nun bessert. Doch dem ist nicht so.

Erneut wendet er sich an den SÜDKURIER und geht sogar noch einen Schritt weiter: Fischenich hat laut eigener Aussage wegen Gewässerverunreinigung Anzeige erstattet. „Ich verstehe nicht, wieso man nicht vor dem Mähen den gesamten Müll entsorgt, anstatt ihn mit zu zerkleinern“, sagt Fischenich. Die zerkleinerten Plastikfetzen würden sich überall in der Landschaft und dem benachbarten Gewässer verteilen und dieses verschmutzen.
Mit zwei Mitstreitern, Norbert Wannenmacher und Martin Hummel, hat er kürzlich eine symbolische Putzaktion gestartet, um auf diesen Missstand aufmerksam zu machen. Mittlerweile sei der Bereich bei Rickelshausen sogar gereinigt worden, berichtet Fischenich. Doch dies führt er eher auf die zwischenzeitlich beim Landratsamt vorliegende offizielle Presseanfrage zu diesem Thema zurück, als auf echte Einsicht.
Der Müll verfängt sich im hohen Bewuchs
Die Pressestelle des Landratsamtes Konstanz hatte bei der Berichterstattung 2019 schon den Vorwurf zurückgewiesen, es sei keineswegs übliche Praxis den Müll am Straßenrand liegen und dann mit dem Mäher zerkleinern zu lassen. Und auch jetzt weist Marlene Pellhammer, Sprecherin des Landratsamtes daraufhin, dass man unmittelbar vor einer Mähaktion den Müll einsammeln würde.
Sie schränkt aber ein: „Durch den hohen Bewuchs – wir sprechen hier von extensiven Flächen – welche zum Zeitpunkt des maschinellen Mähens zirka einen Meter hoch waren, können aber nicht alle Gegenstände gefunden werden“, so die Sprecherin des Landratsamtes. Hoher Bewuchs mit langen Blühzeiten seien gewünscht, da dies Tieren Nahrung und Lebensraum bietet.

Zwischen dem Müllauflesen und Mähen liege rund ein Tag, an dem erneut Müll dort entsorgt werden könne, gibt Pellhammer zu Bedenken. Dieser werde dann leider zerkleinert, danach aber aufgelesen, sodass nur kurzfristig Müll herumliegen würde. Dieser Ablauf sei auch im Interesse der Mitarbeiter der Straßenmeisterei, denn diese könnten leichter große Müllstücke, statt zerschredderte Schnipsel aufsammeln.
Für Frank Fischenich sind die Verursacher schuld, nicht die Straßenreinigung
Frank Fischenich versteht, dass eine naturnahe Straßenrandbepflanzung wünschenswert sei und man aus hohem Bewuchs nicht unbedingt alles so leicht entfernen könne. Das eigentliche Problem sind für ihn die Verursacher des Mülls.
Er vermutet, dass Lastwagen, die ins Gewerbegebiet Rickelshausen oder zur Mülldeponie fahren, auf dem Weg dorthin das ein oder andere Stück Müll verlieren. „Hier liegen oft große Stücke Folie, die können nur aus der Industrie kommen“, beschreibt Fischenbach seine Beobachtung. Hier müssten die Unternehmen die Ladung besser sichern, damit nichts im Straßengraben lande.
Laut Marlene Pellhammer zähle die Strecke zu einem Bereich mit erhöhtem Müllaufkommen. Das Land Baden-Württemberg lasse den Straßenrand einmal im Jahr reinigen, der Landkreis lasse diese Maßnahme auf eigene Kosten häufiger durchführen. In diesem Jahr bereits drei Mal, wie die Pressesprecherin mitteilt: „Jedes Mal kamen ungefähr Mengen von drei mal 120-Liter-Müllsäcke zusammen“.