Gottesdienste gestalten und abhalten, Beichte abnehmen, generell Seelsorge leisten – es sind die klassischen Aufgaben des Pfarrers, die für die Gläubigen am sichtbarsten werden. Doch hinter den Kulissen gehört zu dem Beruf oftmals noch wesentlich mehr.
Wie sehr Pfarrer auch Managern und Administratoren sind, damit kennt sich Heinz Vogel gut aus. Denn er erfüllt zahlreiche Verwaltungsaufgaben nicht nur für die katholische Seelsorgeeinheit in Radolfzell, sondern auch in der Seelsorgeeinheit Stockach. Und ab September kommen dann auch noch die Pfarreien auf der Höri dazu, die Vogel bis Ende 2025 im Amt des Pfarradministrators betreuen wird. Hinzu kommt die anstehende Einführung der großen Kirchengemeinde Bodensee-Hegau zum Januar 2026. Was bedeutet das für den Pfarrer?
„Ein Pfarrer ist nicht ein Alleinherrscher“
Beschäftigt ist Heinz Vogel in seiner Rolle derzeit nicht nur als Stiftungsratsvorsitzender mit den Finanzen, sondern unter anderem auch mit Vorstellungsgesprächen und Bauangelegenheiten, zudem habe er eine Dienst- und Fachaufsicht für Beschäftigte der Seelsorgeeinheiten inne. Allerdings erledigt er diese Aufgaben nicht alleine, wie Heinz Vogel betont. „Ein Pfarrer ist nicht ein Alleinherrscher“, erklärt er. Stattdessen werde stets im Team gearbeitet, davon gebe es gleich mehrere, etwa den Stiftungsrat, den Pfarrgemeinderat, das Pastoralteam sowie ein Verwaltungsteam, zu dem zum Beispiel auch das Pfarrbüro gehöre.
Und das sei wichtig: So brauche es etwa zusätzlich Unterschriften zu Stiftungsratsangelegenheiten, außerdem müssen Baumaßnahmen koordiniert oder gemeinsam Entscheidungen getroffen werden.
Das große Projekt: Die neue Kirchengemeinde
Ein großes Projekt, das derzeit ansteht und mit dem sich die Teams parallel zu allen Alltagsaufgaben beschäftigen müssen, ist die Verschmelzung der heutigen Kirchengemeinden St. Radolt in Radolfzell, Stockach, Hohenfels, Krebsbachtal/Hegau, See-End sowie der Kirchengemeinde Höri bis Januar 2026.
Denn dass es dazu kommt, steht zwar bereits länger fest. Viele Detailfragen müssen aber erst noch geklärt werden, wie Heinz Vogel erzählt. Und während Heinz Vogel, der Radolfzeller Pastoralreferent Clemens Trefs und Günter Schmidt, Pfarrgemeinderats-Vorsitzender in der Seelsorgeeinheit See-End die Rollen der Projektkoordinatoren einnehmen, arbeiten daran laut Heinz Vogel alle Kirchengemeinden mit. Dazu gebe es Vollversammlungen der Pfarrgemeinderäte der neuen Kirchengemeinde sowie der Stiftungsräte.
Die Zeit drängt
Geklärt werden müssen laut Heinz Vogel unter anderem, wie es künftig mit der Verwaltung in der neuen Kirchengemeinde aussieht und wo es Anlaufstellen für Gläubige gibt. „Man braucht ja Orte, von denen die Leute wissen, da kann ich vorbeikommen“, so Vogel. Ebenso werde zum Beispiel über Finanzen gesprochen werden sowie über Verpflichtungen gegenüber den Kommunen, etwa durch Kinderbetreuungseinrichtungen, Sozialstationen und die Caritas. „Jetzt verändert sich ja der Vertragspartner“, erklärt der Pfarrer.
Jetzt werde „der Grundstock“ gelegt für die neue Kirchengemeinde – alles parallel zum Alltagsgeschäft und auch möglichst schnell. „Eigentlich muss bis nächstes Jahr das meiste stehen“, sagt Vogel. Für die Beteiligten sei das eine große Aufgabe: „Alle sind gerade etwas mehr belastet.“
Verwaltungsaufgaben sollen andere übernehmen
Sind dann aber erst einmal alle Fragen und Anliegen geklärt und die neue Kirchengemeinde gegründet, sollen die dortigen Pfarrer bei der Verwaltungsarbeit entlastet werden – auch Heinz Vogel, obwohl er in der neuen Kirchengemeinde die Rolle des Leitenden Pfarrers übernehmen wird.
Denn wie Heinz Vogel erklärt, werden dann auf der Leitungsebene für die Kirchengemeinde eine Ökonomin oder ein Ökonom sowie eine leitende Referentin oder ein leitender Referent eingeführt. Damit reduziert sich die Zuständigkeit Heinz Vogels: „Der Leitende Pfarrer ist hauptsächlich zuständig für die Kommunikation in die Gremien, die Vernetzung, Dienst- und Fachaufsicht für Priester und Diakone, die Sorge um Pensionäre und die Vertretung der Pfarrei nach außen“, erklärt er. Dazu müsse er auch eng mit den anderen beiden Leitungsstellen vernetzt sein.
Die Erzdiözese Freiburg erklärt auf Nachfrage zudem, der Leitende Pfarrer werde „die Gesamtverantwortung für Pastoral und Verwaltung tragen, das Seelsorgeteam leiten, die Kirchengemeinde rechtlich vertreten und aktiv in pastoralen Handlungsfeldern der Pfarrei arbeiten“, so Pressesprecher Marc Mudrak. Der Ökonom oder die Ökonomin verantworte dagegen mit einem Team die operative der Verwaltung der Pfarrei „in Abstimmung mit dem Pfarrer und dem Pfarreivermögensverwaltungsrat“. Und der leitende Referent oder die leitende Referentin übernehme „konkrete pastorale Aufgaben und ist Dienstvorgesetzte/r für Mitarbeitende im pastoralen Dienst“, erklärt Mudrak weiter.
Wann gibt es Neuigkeiten zu den Stellen?
Die anderen Pfarrer der Kirchengemeinde bekommen durch die Umstellung dann mehr Freiheiten für die Seelsorge und priesterlichen Dienste, erklärt Heinz Vogel. Aber auch er selbst werde nach wie vor etwa Gottesdienste halten. Und das ist ihm auch wichtig: „Ich kann nicht ohne die Gottesdienste leben“, sagt er. Dafür und für die Seelsorge sei er schließlich auch Pfarrer geworden.
Und tatsächlich ist es auch der Sinn der Aufgabenaufteilung, dass bei den „bei den pastoralen Berufen wieder mehr Raum für die Seelsorge möglich“ wird, erklärt Marc Mudrak. Denn mit der gesamten Kirchenentwicklung 2030 reagiere die Erzdiözese auf gesellschaftliche und demografische Veränderungen – auch einer sinkenden Zahl von Priestern und pastoralen Mitarbeitern.
Wer in der neuen Kirchengemeinde Bodensee-Hegau neben Heinz Vogel die anderen Leitungsfunktionen übernehmen soll, ist derzeit noch nicht bekannt. Der Pressesprecher der Erzdiözese erklärt, die Entscheidung über die Besetzung der Stellen der leitenden Referenten oder Referentinnen solle bis Herbst 2024 getroffen werden, bei den Ökonomen oder Ökonominnen sei eine Entscheidung bis 2025 vorgesehen.