Nachdem ähnliche Veranstaltungen bereits in den Nachbarstädten Konstanz und Singen stattgefunden haben, hat nun auch auf dem Radolfzeller Marktplatz eine Demonstration gegen rechts stattgefunden. Laut Schätzungen der Polizei kamen rund 1200 bis 1500 Menschen zusammen, um ein Zeichen für Offenheit, Gemeinschaft und Demokratie zu setzen.
Aufgerufen zu der Veranstaltung hatten der Präventionsrat und der Freundeskreis Asyl, aber auch viele andere Organisationen – unter anderem die IG Sport, die Gesamtelternbeiräte Kita und Schule, der Jugendgemeinderat, der Alevitische Kulturverein und die Initiative Stolperstein. Die Demonstration sollte generell überparteilich sein, was von den meisten Parteien bestätigt und begrüßt wurde.
Die wohl bekanntesten Vertreter der Parteien aus dem Landkreis mussten aufgrund von Sitzungen im Bundes- und Landtag allerdings fernbleiben. Politiker wie die Bundestagsabgeordneten Andreas Jung (CDU), Ann-Veruschka Jurisch (FDP), Lina Seitzl (SPD) und die Landtagsabgeordnete Nese Erikli (Grüne) wären gerne nach Radolfzell gekommen, mussten aber an Sitzungen mit Anwesenheitspflicht teilnehmen.
Gegen Spaltungen in der Gesellschaft
Aber auch ohne sie kam eine beeindruckende Zahl von Menschen auf den Radolfzeller Marktplatz, die sich klar gegen rechte und demokratiefeindliche Tendenzen zur Wehr setzen wollten. In den Redebeiträgen wurde der Wert einer pluralistischen und offenen Gesellschaft betont, in der jeder Mensch den gleichen Wert darstellt. Vor dem historischem Hintergrund Deutschlands warnten die Vertreter des Gemeinderates und des Oberbürgermeisters Simon Gröger, der selbst erkrankt war und nicht teilnehmen konnte, vor der Wiederholung von Rassismus und Fremdenfeindlichkeit.
„Wir müssen unsere Stimme erheben, wenn Parteien und Gruppierungen versuchen, Ängste zu schüren und Spaltungen in unserer Gesellschaft zu vertiefen“, forderte etwa Gemeinderat Christoph Stadler (CDU). Die Initiative Stolpersteine Radolfzell brachte die Dringlichkeit derartiger Veranstaltungen wohl mit einem Satz, der fälschlicherweise gerne Goethe zugeschrieben wird, am besten auf den Punkt: „Wer in der Demokratie schläft, wacht in der Diktatur auf“, zitierte Elisabet Burkart.

Weitaus mehr Teilnehmer als anfänglich gemeldet
Aber auch zugewanderte Personen berichteten als Redner der Demonstration von ihren persönlichen Erlebnissen. Sie alle teilten die Ansicht, dass Deutschland ein demokratisches Land ist, das seine eigene Werte verteidigen sollte. Und dass auch die Jugend dieser Ansicht ist, zeigte der Redebeitrag zweier Vertreter des Jugendgemeinderates: „Wir dürfen nicht zulassen, dass Hass, Hetze, Verfolgung und Rechtsextremismus einen Platz in unserer Gesellschaft bekommt. Rechtsextremismus unterwandert unsere Rechte, Werte und demokratischen Institutionen“, sagte Nico Kuhn vor der großen Zahl von Zuhörern.
Die war nach der anfänglich gemeldeten Anzahl von 150 Besuchern fast zehnmal so groß ausgefallen, was Initiatorin Susann Göhler-Krekosch als Vorsitzende des Präventionsrates besonders erfreute: „Das ist wirklich gut gelaufen. Schön, dass so viele Menschen auf den Marktplatz gekommen sind“, sagte sie auf Nachfrage. Den Abschluss der Demonstration bildete dann ein mit Kerzen illuminierter Schriftzug „Demokratie“ vor dem Pfarrhaus.