Vor wenigen Tagen begannen am Friedrich-Hecker-Gymnasium die Abiturprüfungen – wie in jedem Jahr seit 1973. Denn damals zog das Radolfzeller Gymnasium um: Aus dem Gebäude der heutigen Hausherrenschule ging es ins heutige FHG. „Vom Umzug selbst haben wir kaum etwas mitbekommen. Wir müssten nach den Weihnachtsferien nur an den neuen Ort gehen. Das war kein Problem“, erinnert sich Michael Bingeser, der in Radolfzell wohnt und das Treffen der Klassenkameraden zum 50. Jubiläum organisiert hat. Die damalige Oberprima B war die erste von drei Klassen, die im März 1973 ihr Abitur im neuen Gebäude schrieben.

Ein echtes Radolfzeller Unikat in der Klasse

18 Abiturienten seien sie damals gewesen, zwölf sind nun zum Treffen erschienen. Dazu kamen deren Partner, einige sitzengebliebene ehemalige Mitschüler, der ehemalige Englischlehrer der Klasse Heinrich Schiffer – und ein echtes Unikat: Denn ein Schüler hat als einziger in beiden Gebäuden Abitur gemacht. 1972 zunächst ohne Erfolg in der heutigen Hausherrenschule, danach ein Jahr später im neuen Gebäude. „Aber damals war es eben auch schwieriger“, sagt Bingeser lachend über seinen Mitschüler.

„Die meisten Erinnerungen sind eher mit dem alten Gebäue verbunden – und natürlich am meisten mit den Mitschülern von ...
„Die meisten Erinnerungen sind eher mit dem alten Gebäue verbunden – und natürlich am meisten mit den Mitschülern von damals“, sagt Michael Bingeser, der das Treffen in diesem Jahr organisiert hat. | Bild: Mario Wössner

Jedes Jahr treffen sich die Klassenkameraden, aber immer woanders, da sie sehr verstreut wohnen. Alle fünf Jahre geht es nach Radolfzell, vor 30 Jahren waren sie schon einmal wieder ins FHG gekommen. Zum 50. Jubiläum feierten sie nun ganze drei Tage lang gemeinsam.

Besuch des ehemaligen Klassenzimmers als Höhepunkt

Der Höhepunkt: Eine Führung der stellvertretenden Schulleiterin Anne Doll. Ihr Vater war zwei Jahre lang in der Mittelstufe Klassenlehrer der Truppe und im Schullandheim dabei. Bei der Führung durchs Schulhaus war auch der Besuch des ehemaligen Klassenzimmers möglich, das sich nach dem Eingang rechts die Treppe hoch, im ersten Stock befindet.

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Dort saßen die ehemaligen Schüler nun wieder, wie damals 1973, auf den Schulbänken und blickten gespannt in Richtung Tafel, wo Anne Doll die Erinnerungen auffrischte. Was hat sich hier in 50 Jahren alles verändert?

Doll und die Jubilare erzählen: Früher waren die Wände gelblich, heute sind die grau. Damals saßen die Schüler in drei Reihen, Jungs und Mädchen getrennt. Heute in einer Art Hufeisen bunt gemischt. Früher arbeiteten sie mit Tageslichtprojektor, inzwischen mit Tablets und Computern.

Fast wie damals: Beim Besuch der Schule sitzen die ehemaligen Abiturienten wieder auf den Schulbänken in ihrem alten Klassenzimmer. ...
Fast wie damals: Beim Besuch der Schule sitzen die ehemaligen Abiturienten wieder auf den Schulbänken in ihrem alten Klassenzimmer. Einiges hat sich hier seither verändert. | Bild: Mario Wössner

Damals waren sie 17 oder 18 in diesem Klassenraum, jetzt bis zu 28 Schüler. 1973 gab es ein für jeden Schüler einsehbares, analoges Klassenbuch. Nun eine digitale Variante, auf die nur wenige Zugriff haben.

Wie emotional waren Besuch und Wiedersehen?

Doch trotz allem: Laut Bingeser sei es für ihn und seine Mitschüler nicht so emotional gewesen, das ehemalige Schulhaus zu besuchen. „Wir waren ja nur ein paar Monate hier. Die meisten Erinnerungen sind eher mit dem alten Gebäue verbunden – und natürlich am meisten mit den Mitschülern von damals. Viele schülerische Untaten waren einfach früher gewesen, was bei den Gesprächen später auch immer wieder zum Schmunzeln führte“, erklärt Bingeser. Schön sei der Besuch dennoch gewesen.

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