Dass die ukrainischen Geflüchteten in der Region Lust haben, sich in ihrer neuen Heimat einzubringen und den Deutschen ihre Kultur näherzubringen, ist bereits im Sommer deutlich geworden, als Ende August im Radolfzeller Milchwerk ein Fest anlässlich des ukrainischen Unabhängigkeitstags gefeiert wurde. Etwa ein Vierteljahr später sind nun bereits die nächsten Aktionen geplant: Eine Gruppe um Initiator Vitaliy Tomniuk arbeitet an drei Projekten in der Vorweihnachtszeit.

Dankbarkeit zum Ausdruck bringen

„Man weiß zu schätzen, was die Deutschen geleistet haben“, erklärt Stanislav Karnatsevych, der seit vielen Jahren in Deutschland lebt und übersetzt. „Man ist dankbar und möchte etwas zurückgeben.“ Die Dankbarkeit der ukrainischen Geflüchteten solle zum Ausdruck kommen.

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Aber nicht nur das: „Gleichzeitig wollen wir zeigen, dass der Krieg noch nicht vorbei ist“, betont Vitaliy Tomniuk. „Man braucht weiter Hilfe.“ Denn die Bedürfnisse der Ukrainer und des ukrainischen Militärs werden mit dem einbrechenden Winter nicht geringer – es brauche etwa warme Kleidung, Medikamente und Schlafsäcke. Darum sollen auch alle Einnahmen aus den vorweihnachtlichen Aktionen dafür genutzt werden, um das Militär zu unterstützen und zum Beispiel Generatoren für die Soldaten zu kaufen.

Handgemachtes am Christkindlemarkt

Als erste Aktion wollen die Geflüchteten sich mit ihrem eigenen Stand vom 1. bis 4. Dezember am Radolfzeller Christkindlemarkt präsentieren. Wie Vitaliy Tomniuk berichtet, soll es dort unter anderem handgemachten Schmuck für den Tannenbaum, Gebäck und Weihnachtskerzen geben.

„Wir wollen zeigen, dass die Ukrainer sich wirklich in allen Bereichen integrieren wollen“, erklärt der Initiator. Die Ware für den Stand stellen die Geflüchteten selbst her.

Weihnachtstreffen mit Fotos im Milchwerk

Als weitere Aktion ist am 20. Dezember ab 16 Uhr ein Weihnachtstreffen im Radolfzeller Milchwerk geplant – nicht nur für die Geflüchteten, sondern wie auch schon an der Unabhängigkeitsfeier im August für alle, die daran teilnehmen möchten. Und wie bei der Unabhängigkeitsfeier soll es erneut eine Fotoausstellung geben. Dieses Mal allerdings nicht über das Kriegsgeschehen in der Ukraine, sondern „das Leben von ukrainischen Flüchtlingen in den vergangenen Monaten im Kreis Konstanz“, wie Vitaliy Tomniuk berichtet. Dafür würden auch Helfer aus Singen und Konstanz Material zur Verfügung stellen.

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Außerdem geplant ist ein Markt mit Weihnachtsschmuck. „Und man kann kein Fest ohne Konzert machen“, ist der Initiator überzeugt. Deshalb wollen Ukrainer aus Stockach, Singen, Radolfzell und Konstanz gemeinsam musizieren. „Und es kann auch sein, dass es klappt, dass Musiker aus der Ukraine anreisen können“, erzählt Tomniuk – das stehe aber noch nicht fest. Die Anreise und Abreise sei kostenintensiv. „Aber vielleicht klappt es.“

Stadt unterstützt die Pläne

Wie Vitaliy Tomniuk berichtet, habe er seine Pläne Oberbürgermeister Simon Gröger vorgestellt, dieser unterstütze die Vorhaben. Für das Weihnachtstreffen stellt die Stadt Radolfzell so erneut die Räumlichkeiten im Milchwerk kostenlos zur Verfügung. Die anfallenden Kosten für die Stadt werden laut Pressesprecherin Nicole Rabanser von den Spenden für die städtische Ukraine-Hilfe beglichen.

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Und auch für die dritte geplante Aktion unterstütze die Stadtverwaltung: Am 10. Dezember findet vormittags eine Kultur-AG für aus der Ukraine geflüchtete Kinder und Jugendliche statt, in deren Rahmen sie etwa singen, stricken und basteln können, so Tomniuk. „Die Kosten für den Kurs und das Bastelmaterial werden ebenfalls einmalig mit den Spendengeldern an die städtische Ukraine-Hilfe bezahlt“, erklärt Pressesprecherin Nicole Rabanser.

Die Betreuung erfolgt laut Initiator Vitaliy Tomniuk ebenfalls durch ukrainische Geflüchtete. In Zukunft gebe es die Idee, im Landkreis auch gemeinsame Treffen für ukrainische und deutsche Kinder aufzubauen, aber das sei noch Zukunftsmusik.