Es sind erschreckende Zahlen: Wie das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend berichtet, wird in Deutschland jede dritte Frau mindestens einmal in ihrem Leben Opfer von Gewalt – sowohl physischer, als auch sexualisierter. Etwa jede vierte Frau erfährt Gewalt sogar mindestens einmal durch ihren aktuellen oder früheren Partner. „Es ist ein dauerndes Problem, das dauernde Aufmerksamkeit benötigt“, sagt auch Eva Wernert von Terre des Femmes, dem Verein für Menschenrechte für Frauen.

Thema wird präsenter

Dieses Ziel hat auch der Aktionstag „Nein zu Gewalt an Frauen, den Terre des Femmes seit mehr als 20 Jahren am 25. November durchführt und zu dem verschiedene Aktionen stattfinden – auch in Radolfzell. Dort weisen jährlich Plakate in den Stadtbussen sowie Fahnen an mehreren Orten wie dem Rathaus, dem katholischen Pfarrhaus und der Beratungsstelle am Gerberplatz auf den Anlass hin und ermuntern von Gewalt betroffene Frauen, Hilfsorganisationen zu kontaktieren.

Aktionen am Aktionstag

Ein Teil der Jugendlichen, die am Theaterstück mitwirken: Besjanda Berisha, Alina Korhummel, Varinia de Silva, Kai Eberhard (hinten von ...
Ein Teil der Jugendlichen, die am Theaterstück mitwirken: Besjanda Berisha, Alina Korhummel, Varinia de Silva, Kai Eberhard (hinten von links) und Senem Koca sowie Sayenn Floristeanu neben Regisseurin Anny de Silva (vorne von links). | Bild: Marinovic, Laura

Allgemein habe die Präsenz des Themas in der Gesellschaft zugenommen, findet Eva Wernert. In Fernsehsendungen etwa werde Gewalt gegen Frauen vermehrt thematisiert. Anita Maurer von der Beratungsstelle des Sozialdienstes katholischer Frauen am Gerberplatz vermutet, dass auch durch die „Me Too“-Bewegung Frauen mittlerweile mutiger werden, „so etwas zu erzählen und sich Hilfe zu suchen“.

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Der Aktionstag am 25. November soll aber nicht nur auf das Problem der Gewalt gegen Frauen hinweisen. „Er ist auch wichtig, um zu zeigen, dass es Wege aus der Gewalt gibt und diese auch zu benennen“, betont Wernert. „Das ist das Hauptziel: Frauen zu motivieren, solche Situationen zu verlassen.“

Theaterstück durch Corona verzögert

Diesen Zweck hat auch ein neues Stück des Jugendtheaters der Zeller Kultur, das von Regisseurin Anny de Silva und 14 Jugendlichen auf die Beine gestellt wurde und ab dem Aktionstag an drei Terminen gezeigt werden soll. Wie de Silva erzählt, war die Aufführung eigentlich schon viel früher geplant. Bereits vor Corona hätten erste Gespräche zwischen ihr und Terre des Femmes stattgefunden. Doch die Pandemie verhinderte eine baldige Aufführung, durch die Lockdowns waren Proben und Vorbereitungen mit den vielen Beteiligten nicht möglich.

Stattdessen wurde im vergangenen Jahr anlässlich des Aktionstags die szenische Lesung „Schlag und Lichter!“ gezeigt, die auch weiterhin für Schulklassen und Auszubildende aufgeführt wird. Der Aufwand sei dabei geringer gewesen als für das Stück „Nicht. alle. Männer. Aber. alle. Frauen“, das in diesem November seine Premiere feiert.

Jugendliche entwickeln Handlung selbst

„Es hat ein schweres Thema“, kündigt Anny de Silva an. Es geht um eine Schülerin, die den Freitod wählt, nachdem sie jahrelang Opfer von Gewalt war. Und es geht darum, welche Auswirkungen diese Nachricht auf ihre Mitschüler hat. Thematisiert werden soll aber nicht nur die Geschichte des Mädchens und die häusliche Gewalt, die dieses erfahren hat, sondern verschiedene Formen der Gewalt.

Aufgelockert werden solle die Geschichte durch in die Rahmenhandlung eingefügte Formate wie Lieder, einen Kurzfilm und Poetry Slam, wie de Silva erzählt.

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Der dramaturgische Rahmen stamme zwar von ihr, die Handlung und Beiträge seien aber zu einem großen Teil von den beteiligten Jugendlichen selbst entwickelt worden.

Theaterstück soll Mut machen

So düster das Thema des Theaterstücks ist, es soll Mut machen. Mut dafür, „dass man aus einer scheinbar aussichtslosen Situation herauskommen kann“, so Anny de Silva. Und es solle Handlungsempfehlungen vermitteln – nicht nur Mädchen und Frauen, sondern auch Jungs und Männer können Zivilcourage zeigen und helfen. „Das sind versteckte Infos innerhalb des Stücks“, erklärt die Regisseurin. Sie empfiehlt die Aufführung nicht nur Jugendlichen, sondern auch Erwachsenen.

Hilfe bei Suizidgedanken: Die Telefonseelsorge ist anonym und kostenlos unter den Nummern (0800) 11 10 111 und (0800) 11 10 222 rund um die Uhr erreichbar. Der Anruf ist kostenfrei. Er taucht weder auf der Telefonrechnung auf noch im Einzelverbindungsnachweis. Auch per Chat ist das Angebot erreichbar unter online.telefonseelsorge.de Eine Liste mit bundesweiten Hilfsstellen findet sich auf der Internetseite der Deutschen Gesellschaft für Suizidprävention: www.suizidprophylaxe.de