Natalie Reiser

Es gibt Wege aus der Gewalt. Frauen sollen Missbrauch nicht still ertragen, sondern Hilfe suchen. Das ist die zentrale Aussage des Stücks „Schlag und Lichter“, das in der Zeller Kultur aktuell für Jugendliche aufgeführt wird.

In verschiedenen Szenen und Lesungen zeigen die Schauspielerinnen Anny de Silva und Ricarda Olleck eine Anzahl der Ausprägungen, die Gewalt gegenüber Frauen annehmen und vor allem, wie man Auswege finden kann. Die Schüler der neunten Klassen der Gerhard-Thielcke-Realschule stellten sich diesem nicht leichten Thema, einige von ihnen waren sehr berührt.

Die Schüler der neunten Klassen der Realschule sehen in der Zeller Kultur das Stück „Schlag und Lichter“ an. Arno Bone, ...
Die Schüler der neunten Klassen der Realschule sehen in der Zeller Kultur das Stück „Schlag und Lichter“ an. Arno Bone, Schulsozialarbeiter (links, in der ersten Reihe) hat den Besuch im Theater organisiert. | Bild: Natalie Reiser

Anny de Silva spielt in dem Stück eine Putzfrau, die ihren Gedanken freien Lauf lässt. Durch ihre teils tiefsinnigen, teils aber auch munter dahin geplapperten Monologe werden die Lesungen und Theaterauszüge miteinander verbunden. Gleichzeitig wird das Thema, das keine leichte Kost ist, zwischendurch etwas aufgelockert.

Während ihrer Arbeit fällt ihr das Plakat auf, das die Lesung ankündigt. „Schlag steht für Gewalt, Licht für den Ausweg“, sinniert sie. Im Lockdown habe die Gewalt zugenommen, soviel sei sicher, überlegt sie weiter. Natürlich seien Mädchen nicht dumm. Nicht jeder Junge sei gewalttätig, man wolle niemand an den Pranger stellen. Doch manchmal sei die Sache eben auch viel perfider. Oft gehe es um minimale, aber stetige, abfällige Bemerkungen, die das Selbstwertgefühl unterhöhlen.

Anny de Silva liest Geschichten, die verschiedene Aspekte von Gewalt beleuchten.
Anny de Silva liest Geschichten, die verschiedene Aspekte von Gewalt beleuchten. | Bild: Natalie Reiser

Kontrastreich zum ruhigen Einstieg und spannungsgeladen sind die Auszüge aus dem Stück „Jugendarrestanstalt“, die die jugendlichen Darsteller Varinia de Silva und Kai Eberhard spielen. Mit ihren schnellen und packenden Dialogen im Jugendjargon fesseln sie die Aufmerksamkeit ihres jugendlichen Publikums.

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Die Geschichte hat ein glückliches Ende. Denn Leonie, die von ihrem Bruder Jason manipuliert und zu Straftaten angestachelt wird, gelingt es, sich von seinem negativen Einfluss zu befreien. Der Grund ist, dass sie Hilfe angenommen hat, findet die Putzfrau. Und das betont das Stück immer wieder: Wenn Beziehungen negativ werden, aber gleichzeitig ausweglos erscheinen, soll Hilfe in Anspruch genommen werden.

Warnsignale erkennen

In der Geschichte der toxischen Jo-Jo-Beziehung zwischen Jonas, der Karolin zu dick findet und ihr immer wieder den Laufpass gibt, wenn andere interessanter sind, hilft ein Vertrauenslehrer. Eine andere Geschichte erzählt von einem naiven hübschen Mädchen, das den aufdringlichen Annäherungsversuchen eines Frisörs nichts entgegenzusetzen weiß.

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Ob es zu einer Vergewaltigung kommt, wird offengelassen. Im Anschluss lesen de Silva und Olleck den Text nochmals vor und zeigen, dass das Mädchen an fünf Stellen Warnsignale hätte erkennen, fliehen und Hilfe holen können.

Es gibt viele Facetten der Gewalt

Die Lesung „Schlag und Lichter“ macht einen großen Fächer von Facetten der Gewalt auf, denen Jugendliche, vor allem Mädchen, begegnen können. Und sie scheut nicht davor zurück, den Finger in manche Wunde zu legen.

So erzählt sie auch von der 2021 in Wien ermordeten 13-jährigen Leonie. Die drei Verdächtigten waren Asylbewerber. Die Putzfrau zitiert Zahlen des Bundeskriminalamts und fragt, ob man darüber reden dürfe, dass der Anteil, den Ausländer an Sexualdelikten haben, in den vergangenen Jahren stark gestiegen ist, ohne in eine fremdenfeindliche Ecke gestellt zu werden.

„Schlag und Lichter“ berührt sehr direkt, die Geschichten malen plastische Bilder. Doch im Vordergrund steht der Appell zu helfen und Hilfe zu suchen. „Einen respektvollen Umgang und ein bisschen Empathie könnten wir alle zu einer besseren Gesellschaft beisteuern“, findet die Putzfrau.