Die Corona-Pandemie hat 2021 erneut für einen Rückgang der Straftaten im Zuständigkeitsbereich des Polizeireviers Radolfzell gesorgt. Von 2020 auf 2021 wurde eine Abnahme der Fallzahlen um fast 14 Prozent verzeichnet. 1520 Vorkommnisse verzeichnet die Polizei im vergangenen Jahr in Radolfzell und auf der Höri.

Am deutlichsten ist der Rückgang in der Stadt und ihren Ortsteilen zu spüren, dort gibt es eine Abnahme von 15,5 Prozent auf 1305 Straftaten. Die Anzahl der Straftaten liegt damit deutlich unter dem Fünf-Jahres-Schnitt von rund 1613 Fällen. Schon von 2019 auf 2020 waren die Zahlen deutlich gesunken, damals um 16 Prozent. In Radolfzell und den Ortsteilen hatte die Pandemie 2020 für ein Minus von 15,8 Prozent gesorgt.

Rückgang bei Wohnungseinbrüchen

Schon im vergangenen Jahr hatte Willi Streit, der damals noch das Polizeirevier in Radolfzell leitete, berichtet, wie sich die Pandemie auf die Kriminalstatistik auswirken kann. So gehen etwa Wohnungseinbrüche zurück, weil vermehrt Personen zuhause sind und damit Kriminelle keine Gelegenheiten haben. Und tatsächlich ist die Zahl der Wohnungseinbrüche in Radolfzell und auf der Höri von 2020 auf 2021 weiter von 13 auf acht Fälle gesunken.

Wie der Leiter der Führungsgruppe, Bernd Schmidt, erklärt, spielt dabei auch eine Rolle, dass internationale Einbrecherbanden durch Kontrollen an den Grenzen auch nicht mehr so leicht nach Deutschland kommen. Und er nennt noch einen weiteren Einfluss der Pandemie: „Es hat schon eine Rolle gespielt, dass keine Feste stattgefunden haben.“ An solchen komme es nämlich gelegentlich zum Beispiel zu Körperverletzungen. Rohheitsdelikte haben von 2020 auf 2021 um zehn Fälle abgenommen, es wurden noch 206 vermeldet, darunter 148 Körperverletzungen.

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Dennoch sind die Zahlen nicht in allen Bereichen gesunken. So wurden mit 153 Straftaten im Bereich der Rauschgiftkriminalität 20 Fälle mehr verzeichnet als noch 2020. Allerdings muss das nicht bedeuten, dass es tatsächlich zu mehr Taten gekommen ist. „Rauschgiftdelikte gehören zur Holkriminalität“, betont Bernd Schmidt. Je mehr Personal zur Bekämpfung derartiger Straftaten eingesetzt werden und je mehr Kontrollen stattfinden, desto mehr Fälle werden schlussendlich auch bekannt. „Und 2021 wurde in dem Bereich viel gemacht“, so Schmidt.

Mehr Drogendelikte durch mehr Kontrollen

Ende des Jahres 2021 sei eine spezielle Ermittlungsgruppe eingerichtet worden, für die auch das Radolfzeller Revier Personal abgestellt habe. „Und die Fälle mit Tatort Radolfzell schlagen dann schon bei uns zu Buche.“ Es könnte sogar sein, dass es 2022 einen noch größeren Anstieg bei Drogendelikten geben wird, weil die Ermittlungsgruppe bereits seit Anfang des Jahres im Einsatz ist und nicht wie 2021 erst in den letzten Monaten.

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Ebenfalls zugenommen haben sogenannte Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung – 36 waren es 2020, 44 im vergangenen Jahr. Allerdings betont Georg Lautenschläger, der das Radolfzeller Revier seit April leitet, es müsse unterschieden werden, um welche Art von Sexualdelikten es sich handle. „Der überwiegende Teil ist Verbreitung von pornografischen Schriften“, erklärt er. Laut Bernd Schmidt spielt dabei zum einen die zunehmende Internetaffinität eine Rolle. Sogar Schüler würden zum Teil in den Besitz derartiger Dateien kommen und sie herumschicken. Und zum anderen könnte es zu einer Häufung solcher Fälle kommen, wenn etwa Kinderporno-Ringe in Deutschland gesprengt und dann im gesamten Bundesgebiet ermittelt werde. So könnten auch Verbindungen ins Radolfzeller Gebiet aufgedeckt werden.

Vergewaltigungen kommen sehr selten vor

Sexuelle Nötigung und Vergewaltigung kam dagegen zum Glück selten vor – insgesamt wurde 2021 ein solcher Fall verzeichnet. Im Schnitt waren es in den vergangenen fünf Jahren drei solche Fälle. Sexueller Missbrauch ist etwas häufiger, 2021 wurden zwölf derartige Straftaten registriert, das liegt knapp über dem Fünf-Jahres-Schnitt von zehn Fällen.

Etwas zurückgegangen ist die Zahl der Gewalttaten gegen Polizeibeamte. 18 derartige Fälle wurden im Zuständigkeitsbereich des Radolfzeller Reviers im vergangenen Jahr verzeichnet, im Jahr davor waren es 22. Aber: „Der Trend der letzten Jahre führt sich fort, dass da die Respektlosigkeit zunimmt“, bedauert Georg Lautenschläger. Und Bernd Schmidt ergänzt, „der Einsatz auf der Straße ist schlicht schwieriger geworden“.

Die Polizei Radolfzell war 2021 bei den sogenannten Montags-Spaziergängen vor Ort – diese verliefen aber ruhig. Archivbild: Gerald ...
Die Polizei Radolfzell war 2021 bei den sogenannten Montags-Spaziergängen vor Ort – diese verliefen aber ruhig. Archivbild: Gerald Jarausch | Bild: Jarausch, Gerald

Es käme etwa zu Widerständen und Spuckattacken. Häufig sorgen dabei Alkohol, Drogen und psychische Krankheiten für eine Enthemmung. Wie Lautenschläger berichtet, machen die Gewalttaten außerdem nur einen Teil der Vorfälle aus: „Die überwiegende Zahl sind Beleidigungen.“ Um die Beamten zu schützen, gebe es Schulungsprogramme für den Umgang mit derartigen Situationen, außerdem sollen Bodycams abschreckend wirken und Gewalt im Keim ersticken.

Durch Lockerungen könnten die Straftaten wieder steigen

Was das Jahr 2022 für die Polizei in Radolfzell bringt und wie viele Fälle dann in der Kriminalstatistik landen, lässt sich noch nicht sagen. Georg Lautenschläger vermutet zwar, dass es mit den Corona-Lockerungen wieder zu mehr Straftaten kommen wird. Bernd Schmidt betont aber, dass nicht nur die Pandemie einen Einfluss auf die Statistik hat. Auch das Wetter spiele eine Rolle – sei es sonnig, ziehe der See auch viele Besucher aus anderen Orten an, etwa solche, die über das Wochenende auf einem Zeltplatz schlafen.

Und die Erfahrung zeige, dass es in den Sommermonaten immer wieder zu Straftaten wie Sachbeschädigungen komme, an denen solche Personen beteiligt seien. Und neben Vandalismus seien auch Drogendelikte, alkoholbedingte Körperverletzungen und Ingewahrsamnahmen und Platzverweise typische Delikte, die der Polizei bei schönem Wetter vorrangig gemeldet werden würden. Trotzdem betonen die beiden Polizisten schon jetzt: „Radolfzell ist eine sichere Stadt.“