Die ersten Autos werden nachmittags durch den Tunnel bei der Reichenauer Waldsiedlung rollen: Es ist ein Tag, der im Kreis Konstanz in die Chroniken eingehen wird. Nicht nur Autofahrer werden sich den 14. Juli 2022 merken. Nach Jahrzehnten der Planung und jahrelanger Baustelle kommt der Aus- und Neubau der Bundesstraße 33 zwischen Konstanz und Allensbach ein gewaltiges Stück voran.
Beim Bau der B33 zwischen Konstanz und Allensbach hat die zuständige Neubauleitung Singen das nächste große Etappenziel erreicht. Mit der Fertigstellung des Tunnels bei der Waldsiedlung ist nach dem Kindlebildknoten das zweite komplizierte Großbauwerk geschafft.
Ampel bei der Waldsiedlung entfällt nun
Gut drei Jahre Bauzeit hat das gebraucht, wie dieses Video auf SK on Air detailliert zeigt. Damit ist zwar nur ein kurzes Stück B33 zusätzlich vierspurig befahrbar, aber der Verkehr sollte dennoch zügiger vorankommen. Denn die Ampel bei der Waldsiedlung entfällt nun, an der es in der Hauptverkehrszeit meist zu Rückstaus kam.
Der Verkehr aus dem Tunnel beziehungsweise in ihn hinein ist nun über eine Rampe an die alte B33 zwischen Waldsiedlung und Hegne angebunden und hat dort generell Vorfahrt. Dies ist aber nur möglich, weil zugleich nun die Landesstraße 220 zwischen Wollmatingen und dem Anschluss Waldsiedlung-Nord gesperrt ist und damit der Kreuzungsverkehr entfällt.
Was aber auch bedeutet, dass der Verkehr von und nach Wollmatingen nun einen größeren Umweg machen muss. Für die Bürger in der Waldsiedlung soll der Tunnel weniger Lärmbelastung bringen.
So soll der Verkehr nun generell rollen
- Aus Richtung Konstanz: Die Verkehrsteilnehmer können nur bis kurz vor dem Tunnel auf zwei Spuren fahren, dann geht es auf einer Spur weiter – also eigentlich wie bisher. Dies müsse aus Sicherheitsgründen so sein, erklärt das Regierungspräsidium (RP) Freiburg, zu dem die Neubauleitung gehört: „Ein Stau im Tunnel soll möglichst vermieden werden.“
Denn bei der Verengung von zwei Spuren auf eine sei das Risiko eines regelmäßigen Rückstaus hoch. Und kurz nach dem Tunnel geht es ohnehin wie gewohnt einspurig weiter. Dies wird sich erst ändern, wenn der Tunnel bei Hegne fertig ist – also praktisch erst nach dem Abschluss des gesamten B33-Ausbaus, was frühestens 2028 sein dürfte. Für den Verkehr in diese Richtung in der Nordröhre des Tunnels gilt zudem Tempo-60. - Aus Richtung Allensbach: Hier kann der Verkehr nach der Rampe hinunter von der alten B33 gleich alle zwei Spuren nutzen und so die Südröhre des Tunnels durchqueren, so das RP. Allerdings gelte in diese Richtung im Tunnel Tempo-80. Vom neuen Straßenanschluss nicht tangiert seien die Zufahrten zum Campingplatz Hegne und über die Konradistraße zum Kloster. Diese seien wie bisher von der B33-alt aus nutzbar, heißt es.
- Sperrung L220: Mit der Tunnelfreigabe wird zugleich die L220 zwischen Wollmatingen und Waldsiedlung (Zufahrt Nord) gesperrt. Wer von Wollmatingen in Richtung Allensbach will, soll nun über die Westtangente (L221) fahren und beim Flugplatz Konstanz auf die B33 neu. Das gilt auch für die Gegenrichtung. Und es betrifft natürlich auch den Verkehr aus und in Richtung Mainau und die Konstanzer Ortsteile auf dem Bodanrück.
Kritiker dieser Maßnahme monieren zum einen den langen Umweg, der zu mehr Abgasen führe. Zudem befürchten manche eine Überlastung der Kreuzung B33 neu/Westtangente beim Flugplatz und auch der Westtangente insgesamt. Das RP erklärt hierzu: „Grund für die Sperrung der L220 zwischen Wollmatingen und Waldsiedlung ist die Zusage im Planfeststellungsbeschluss (aus dem Jahr 2007; Anmerkung der Redaktion), dass die L220 in diesem Teilstück als Ausgleich für die zusätzliche Versiegelung durch den Ausbau der B33 zu einem Rad- und Wirtschaftsweg mit einer Breite von 3,50 Meter zurück gebaut wird.“ Wann dieser Rückbau erfolge, sei derzeit noch nicht terminiert, so das RP weiter. Radfahrer könnten aber ab sofort diesen Abschnitt der L220 nutzen, so sie es denn wollen. Und für Autofahrer, die wirklich zur Fähre wollen, bleibt auch der eigentliche Verlauf der Bundesstraße 33 durch das Konstanzer Stadtgebiet (über die Reichenaustraße, den Sternenplatz und die Mainaustraße). Diese Route ist kaum länger als die bisher meistens genutzte, allerdings von Ampeln gespickt. - Anschluss Waldsiedlung: Etwas gewöhnungsbedürftig sein für manche Autofahrer dürfte die künftige Anbindung der Waldsiedlung an die B33-neu. Denn dort gibt es nur einen so genannten Halbanschluss. Lediglich der Verkehr aus und nach Konstanz kann wie früher die westliche Zufahrt der Siedlung benutzen. Hierzu wurde ein Kreisverkehr auf dem Tunneldeckel gebaut. Der Verkehr aus Richtung Allensbach muss dagegen beim Kindlebildknoten abfahren und über die Gemeindeverbindungsstraße zwischen Waldsiedlung und Bahnhof Reichenau fahren. Beziehungsweise: Man kann auch beim Kindlebildknoten wieder auf die B33 neu in Richtung Allensbach auffahren und dann vor dem Tunnel wieder ab und über die westliche Zufahrt in die Siedlung.
Lkw-Verkehr aus Richtung Allensbach, der ins Gewerbegebiet der Waldsiedlung möchte, soll generell am Kindlebildknoten wenden, vor dem Tunnel abfahren, dann durch den Kreisel auf die noch bestehende alte B33 und schließlich ab der Kreuzung über die Rest-L220 zur Zufahrt Nord. Und alle Verkehrsteilnehmer, die von der Waldsiedlung in Richtung Allensbach wollen, sollen über eben diese Zufahrt Nord und über die alte L220 und B33 bis zu der Stelle mit der Rampe, wo die neue mit der alten B33 verbunden ist. Dort ist dann allerdings eine Stopp-Stelle für den Verkehr aus Richtung Waldsiedlung. Dieser kann natürlich auch über die Gemeindeverbindungsstraße und über den Kindlebildknoten auf die B33 neu Richtung Allensbach kommen.

- Der alte B33-Abschnitt zwischen Waldsiedlung und Hegne bleibe also bestehen, so die RP-Pressestelle. Dieser solle als Umleitungsstrecke genutzt werden, falls der Tunnel zeitweise gesperrt werden müsse etwa wegen eines Unfalls oder Wartungsarbeiten. Außerdem werde dieser Abschnitt später als Gemeindeverbindungsstraße genutzt. „Die bestehende Ampel am Knoten B33/L220 an der Waldsiedlung wird aufgrund des geringeren Verkehrsaufkommens ausgeschaltet“, so das RP. Nach der Tunnelfreigabe gebe es zudem einen vierwöchigen Probebetrieb. „In dieser Zeit wird die Betriebstechnik des Tunnels unter normalen Bedingungen geprüft.“
- Für den Radverkehr werde es nach der Tunnelfreigabe und bis auf Weiteres keine Änderungen geben zwischen Allensbach und Reichenau, so das RP. Lediglich die Verbindung des Radwegs zwischen Bahnwärterhaus an der Stiegelengasse und Waldsiedlung sei neu gebaut beziehungsweise verbreitert und an den Radweg nach Hegne angeschlossen worden. „Die Anbindung an die Waldsiedlung wird für den Radverkehr künftig auch über den Kreisverkehr oberhalb des Tunnels möglich sein“, erklärt das RP. Beim Radwegabschnitt an der Bahn zwischen Waldsiedlung und Hegne werde es kurzfristig keine Änderung geben. Doch dieser Weg müsse nach Abschluss des B33-Ausbaus aus Naturschutzgründen zurückgebaut werden. Der Radweg wird dann wieder näher an der B33 sein.