Die Umgestaltung der Ortsmitte von Dettingen hält die Ortschaftsräte nach wie vor unter hoher Spannung. Das reicht von guten Nachrichten wie beim Bürgerhaus, wo es bald mit den Umbauarbeiten losgehen soll. Bis hin zu ausgesprochen schlechten, wie beim Seniorenwohnen im Bereich Brunnenhalde/Dorfplatz, wo in nächster Zeit erstmal nichts mehr geht.

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Bereits seit weit über zehn Jahren setzt sich der Verein Miteinander leben für die Schaffung von Wohnraum für ältere Menschen ein. Im Jahr 2015 konnte endlich in einem Gestaltungswettbewerb ein erster Entwurf dazu gefunden werden. Ergänzend war geplant, auf der Hangwiese eine Wohnbebauung zu erstellen. Für die Umsetzung beider Projekte erklärte sich die Wobak bereit. Diese verabschiedete sich jedoch wenige Jahre später von der Wohnbebauung, da diese nicht wirtschaftlich beziehungsweise zu akzeptablen Preisen hätte gebaut werden können.

Zweiter Ausstieg aus dem Projekt

Für das betreute Wohnen und die Wohngruppe in der Seniorenwohnanlage fand sich die Caritas. Nun ist diese ebenfalls vor Kurzem ausgestiegen, da sie mit dem Neubau Zoffingen und dem Umbau Marienhaus gefordert sei. Erfreulicherweise konnte mit den Maltesern ein anderer Anbieter gefunden werden. Am 30. Juni erklärte die Wobak ihren Rückzug, da sie derzeit keine neuen Bauprojekte wegen der hohen Baupreise beginnen möchte.

Das sagen die Ortschaftsräte

„Wir sind von der Richtigkeit und Wichtigkeit überzeugt und stehen dazu“, bekräftigte Ortsvorsteher Roger Tscheulin (CDU) noch einmal. Es solle und könne ein Vorzeigeprojekt werden, äußerte er sich überzeugt. Den Ausstieg der Wobak bezeichnete er als „bittere Nachricht“ vor allem für die älteren Menschen und „bedaure dies zu tiefst“.

Die Architekten Werner Bäuerle und Frohwin Lüttin nahmen in den vergangenen Jahren mehrfach Änderungen an ihren Plänen vor und passten sie an die sich immer wieder ändernden Vorgaben an. In der jüngsten Sitzung des Ortschaftsrats stellten sie den aktuellen Stand vor, der auf die Anforderungen der Malteser abgestimmt ist.

So sieht der Plan jetzt aus

Vorgesehen sind nun zwei Gebäude, die als getrennte Bauabschnitte verwirklicht werden könnten. Das erste Gebäude beginnt am Dorfplatz und zieht sich in Richtung des heutigen Parkplatzes. Der zweite Bau ist nach hinten in den Hang versetzt und rückt etwas mehr nach links, von vorne gesehen. Eingeplant ist eine Wohngruppe für 12 Personen sowie bis zu 22 Wohnungen im betreuten Wohnen. Möglich ist auch die Einrichtung einer Arztpraxis, für die es mindestens einen Interessenten geben soll. Je nach Bedarf würde sich die Zahl der Wohnungen verringern. Eine Tiefgarage für 52 Autos ergänzt den Komplex.

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Frank Riester, Leiter des Bauverwaltungsamts, bekräftigte nach einmal den guten Standort, etwa die nahe Anbindung an den Bus und die Versorgung. „Es gibt selten ein Projekt, wo so viel gewinnbringend zu erreichen ist“, betonte er. An der Notwendigkeit gebe es schon wegen der Bevölkerungsentwicklung „keinerlei Zweifel“. Er mache kein Hehl daraus, dass auch er unzufrieden sei über die Dauer des Projekts. „An der einen oder anderen Stelle hätte ich mir schnellere Entschlüsse gewünscht“, erklärte Riester.

Lore Dizinger, SPD-Ortschaftsrätin: „Das ist kein Ruhmesblatt für die Stadt Konstanz.“
Lore Dizinger, SPD-Ortschaftsrätin: „Das ist kein Ruhmesblatt für die Stadt Konstanz.“ | Bild: Nikolaj Schutzbach

Mit dieser Einschätzung traf er fraktionsübergreifend den Nerv der Räte. „Das ist kein Ruhmesblatt für die Stadt“, rügte Lore Dizinger (SPD). „Eine Bankrotterklärung für die Stadt“, schimpfte Christoph Müller (Freie Wähler). „Kein schöner Tag“, sagte Kurt Demmler (CDU) nach den Ausführungen. Kein gutes Haar an der städtischen Wohnbaugesellschaft ließ Alfred Reichle (SPD). „Die Wobak ist ein ganz schwieriger Partner in den Ortsteilen. Sie hält hin und drückt sich ständig um klare Aussagen“, kritisierte er.

Christoph Müller, FW-Ortschaftsrat: „Das ist eine Bankrotterklärung für die Stadt Konstanz.“
Christoph Müller, FW-Ortschaftsrat: „Das ist eine Bankrotterklärung für die Stadt Konstanz.“ | Bild: Nikolaj Schutzbach

„Weil es ein gutes Projekt ist, stehen wir im Bauverwaltungsamt weiterhin dazu. Es gäbe die Möglichkeit über eine Konzeptvergabe, aber die Bauherren stehen nicht gerade Schlange. Es gibt keine Garantie, jemand zu finden“, führte der Amtsleiter aus. Damit sich die Lage verbessert, äußert Frank Riester eine deutliche Forderung. „Land und Bund sind gefragt mit einer schnellen Anpassung der Förderungskulisse. Ich weiß sonst nicht, wo wir hinkommen.“

Für den Entwurf der Architekten gab es einhelliges Lob aus allen drei Fraktionen. Dem Vorschlag von Christoph Müller der Planung einfach von der Brunnenhalde ins Neubaugebiet Brühläcker, dort wollte die Wobak ebenfalls bauen. Dies war für Werner Bäuerle keine sinnvolle Möglichkeit, unter anderem weil dieser zu weit von der Ortsmitte entfernt sei. Außerdem sei die Brunnenhalde für Bauherren finanziell attraktiver. Werde der Standort gewechselt, wäre eine Neuplanung erforderlich, betonte Frank Riester.

„Es ist sehr sinnvoll und wichtig, beide Bauabschnitte zusammen zu bauen. Es würde nicht billiger“, gab Frohwin Lüttin mit auf den Weg. Es sei zu berücksichtigen, dass der zweite Bauabschnitt hinter dem ersten liege. Eine gute Nachricht hatte er zum Baugrund. Eine Untersuchung habe ergeben, dass dieser nicht problematisch sei.

So geht es jetzt weiter

Immerhin: Im Frühjahr des Jahres 2024 soll mit dem Abriss des Anbaus am alten Schulhaus das Projekt Bürgerhaus umgesetzt werden. Für dieses steht die Finanzierung. Ein namhafter Betrag aus der Städtebauförderung ist dabei zu erwarten. Allerdings wird sich wegen des stockenden Vorhabens an der Brunnenhalde die Neugestaltung des Dorfplatzes und der Straße Schulweg weiter verzögern.