Es ist kalt. Der Nebel steht früh morgens in den Straßen der Waldsiedlung. Doch trotzdem stehen um kurz nach 7 Uhr einige Menschen an der Haltestelle Pfaffenmoos und warten auf den Bus Richtung Konstanz. In wenigen Minuten soll der Bus 203/s kommen.
Auch Sophia und ihr Vater Christian Behrendt sitzen an der Bushaltestelle. „Ich muss zum Campus 2 an der Gebhardschule nach Konstanz“, sagt die Fünftklässlerin. Sie ist froh, dass sie bei den Temperaturen am Morgen nicht mit dem Fahrrad fahren muss. „Da habe ich dann Eiszapfen an den Händen“, sagt sie und zieht die Ärmel ihrer Jacke länger. „Wir sind froh, dass der Bus fährt“, sagt auch Vater Behrendt.

Vier zusätzliche Busfahrten ab der Haltestellen Pfaffenmoos
Dass der Bus auch wirklich kommt, ist keine Selbstverständlichkeit. Denn seit der Eröffnung des Tunnels bei der Waldsiedlung war der Ortsteil nicht mehr mit der Buslinie 203 erreichbar. Statt wie bisher direkt von Hegne in die Waldsiedlung abzubiegen, fuhr der Regionalbus seit der Eröffnung direkt zum Bahnhof Reichenau. Haltestellen in der Waldsiedlung wurden nicht mehr bedient. Und das stellte ein Problem vor allem für Schüler und Berufspendler da, die nach Konstanz fahren mussten.
Doch seit dem Schulbeginn besteht dieses Problem nicht mehr. Bereits Anfang September stellte Ralf Bendl, Leiter des Amtes für Nahverkehr und Schülerbeförderung des Landratsamtes Konstanz, eine Lösung vor. Vier zusätzliche Fahrten soll es geben, verkündete er: zwei am Morgen, eine am Mittag und nochmal eine am Nachmittag. Zunächst aber nur auf Probe. Die Testfahrten führten von Hegne über die B33 neu und den Kindlebildknoten zurück über die B33 neu bis zur Haltestelle Waldsiedlung und von dort zum Reichenauer Bahnhof. Aber funktioniert der Fahrbetrieb?
Um genau das zu überprüfen, hat das Landratsamt an drei Tagen diesen „Feldversuch“ der Fahrwegänderung begleitet, wie es Jens Bittermann, persönlicher Referent des Landrats und Pressesprecher der Behörde, auf SÜDKURIER-Nachfrage erklärt. „Die Revisoren des Landkreises haben an diesen Tagen die betroffenen Fahrten begleitet und die Fahrtzeiten protokolliert. Fahrgäste konnten während diesen Fahrten wie gewohnt auch in der Waldsiedlung ein- und aussteigen“, schreibt Bittermann.
Der Pressesprecher führt weiter aus, dass bei insgesamt zwölf Fahrten die Buslinie 203 nur ein Mal den Zuganschluss am Bahnhof Reichenau gewährleisten konnte. „Das wichtigste Kriterium des Feldversuchs“, wie er schreibt. Auch Reichenaus Bürgermeister Wolfgang Zoll bestätigt, dass es leider nicht möglich sei, den „Schlenker über die Waldsiedlung so zu fahren, dass der Anschluss an den Seehas beim Bahnhof Reichenau sichergestellt werden konnte.“
Dieser Test habe die Einwände und Bedenken des Landratsamtes zur Einführung der Fahrwegänderung bestätigt. „Eine Umstellung des Fahrwegs ist demnach für alle Fahrgäste mit Zuganschluss negativ zu bewerten, sodass die bisherige Route der Linie 203 beibehalten wird. Auch wenn keine weitere Verbesserung möglich ist, wird die Waldsiedlung weiterhin gut angebunden sein. Es handelt sich um eine temporäre Regelung während der Bauzeit“, heißt es nun in einer Pressemitteilung des Landratsamtes.
Was bedeutet das? Der aktuelle Fahrplan, der seit dem 12. September aushängt, gilt weiterhin. Morgens wird zum Beispiel die Bushaltestelle Pfaffenmoos weiterhin angefahren. Aber der Optimierungsversuch, die vier zusätzlichen Busse so fahren zu lassen, dass sie im Bahnhof Reichenau den Anschluss an den Seehas erreichen, wird nicht klappen. Die Fahrten werden wieder gestrichen.
Vater Behrendt wünscht sich eine zusätzliche Fahrt
Christian Behrendt und seine Tochter Sophia sind trotzdem zufrieden. „Ja, es funktioniert“, sagt Behrendt. Es habe nur kleinere Anlaufschwierigkeiten gegeben. „Die Busfahrer haben am Anfang nicht gewusst, dass sie nach dem Bahnhof Reichenau zur Waldsiedlung fahren sollen und sind Richtung Inseldamm gefahren. Aber das Problem hat sich schnell gelöst“, sagt er.
Nun sei er sehr froh, dass der Bus regelmäßig und richtig fahre. „Sonst hätten meine Frau und ich uns irgendwie organisieren müssen. Das wäre sehr kompliziert geworden“, sagt Behrendt. Und wie lautet das Urteil der tatsächlichen Busnutzerin Sophia? „Der Bus ist morgens echt überfüllt“, sagt sie. Vater Behrendt lacht und hält der Beschwerde seiner Tochter entgegen: „Besser überfüllt als das er gar nicht kommt oder du im Winter mit dem Rad fahren musst.“
Aber einen Kritikpunkt hat Christian Behrendt dann doch: „Es müsste noch eine Busverbindung um 8.40 Uhr geben. Zwei mal in der Woche hat Sophia später Unterricht. Aber dann fährt kein Bus. Da müssen wir uns dann doch irgendwie organisieren.“