In der St.Georgs-Kirche auf der Insel Reichenau sind derzeit wieder einmal Denkmalpfleger im Einsatz für das Welterbe. Es geht um den Schutz und den Erhalt der wertvollen, rund 1000 Jahre alten Wandmalereien über die Wundertaten Jesu. Aber auch andere Teile des historischen Gotteshauses aus der großen Klosterzeit werden gereinigt und repariert, erklärt die zuständige Restauratorin Dörthe Jakobs vom Landesamt für Denkmalpflege. Dabei gehe es neben den Wandbildern auch um andere Wände, die gesamte Raumschale, Fenster, die Holzausstattung und die Krypta.

Derzeit und voraussichtlich noch bis Ende September steht ein Gerüst an der Nordwand im Inneren der Kirche. Ein kleines Team von Restauratoren um den Reichenauer Fachmann Robert Lung reinige die Wandmalereien von Staub und Spinnweben, erklärt Jakobs: „Es gibt einen massiven Staubbefall.“ Außerdem gebe es einen Bereich, in dem ein Riss durch das Mauerwerk gehe, dort falle teils das Kittmaterial aus den 1980er-Jahren heraus und müsse erneuert werden. Parallel dazu fänden Staubmessungen statt, um zu sehen, wie es sich auswirke, dass derzeit viele Besucher ein- und ausgehen. Immerhin hat Jakobs festgestellt: „Wir haben im Moment keinen neuen Schimmelbefall. Das zeigt, dass die Maßnahmen greifen.“

Auf den wertvollen Malereien in der St. Georgs-Kirche hat sich zuletzt kein Schimmel mehr gebildet. Die Maßnahmen zu deren Schutz ...
Auf den wertvollen Malereien in der St. Georgs-Kirche hat sich zuletzt kein Schimmel mehr gebildet. Die Maßnahmen zu deren Schutz bewirken also offenbar etwas. Seit dem Jahr 2003 gibt es in der Kirche eine Klimasteuerung. | Bild: Zoch, Thomas

Seit dem Jahr 2003 gibt es in der Kirche eine Klimasteuerung. Über Sonden werden Feuchtigkeit und Temperatur gemessen. Und je nach Bedarf öffnen sich dann automatisch Fenster zum Lüften oder die Bankheizung wird aktiviert, um Kondensatbildung auf den Wänden zu vermeiden. „Wichtig ist ein ganz bestimmter Klimakorridor.“ Dies werde man noch genauer abstimmen und hierfür im Herbst eine neue Generation von Sonden installieren, die noch feiner messen, so Jakobs. Geplant sei auch ein UV-Schutz für die Fenster auf der Südseite, um Klimaschwankungen im Inneren zu reduzieren.

Nach der Nordwand werden dann noch die Wandmalereien an der Südwand gereinigt und das Gerüst dort aufgebaut. Das dauere vermutlich bis Jahresende, meint der Architekt Christoph Hugenschmidt vom erzbischöflichen Bauamt in Konstanz. Und danach, im kommenden Jahr, wolle man noch die Wände in der Vorhalle, der Michaelskapelle und den Seitenschiffen von Staub befreien.

Inselseelsorger Pater Stephan Vorwerk ist froh über die Maßnahmen zum Schutz der Malereien und der Substanz der Kirche.
Inselseelsorger Pater Stephan Vorwerk ist froh über die Maßnahmen zum Schutz der Malereien und der Substanz der Kirche. | Bild: Zoch, Thomas

Was im Kirchenraum noch ausgebaut werden soll, gibt es in der Krypta, wo ebenfalls Wandmalereien sind, seit einigen Jahren: ein System zur kontrollierten Raumbelüftung und -temperierung, um Schimmelwachstum und Salzkristallisation zu vermeiden, so Jakobs. Dies bedeutet, dass ein bestimmtes Klima eingehalten werden muss. Wenn im Mauerwerk befindliche Salze auskristallisieren, führt auch dies zu Schäden.

Nun gehe es darum, versalzene Putze aus den 1980er-Jahren vor allem im Sockelbereich zu entfernen und zu erneuern. Es seien bereits Proben des neuzeitlichen Putzes entnommen, um zu analysieren, bis in welche Höhe sich Salze in den Putzen angesammelt haben. Bereits erledigt worden seien Wartungsmaßnahmen der Kirchenausstattung aus Holz, wie etwa bei der Madonna. Es habe einen Befall durch Anobien, einen Schädlingskäfer, gegeben, berichtet Jakobs.

Auf Stellwänden werden Besucher der St.Georgs-Kirche derzeit informiert über die Wandmalereien und die Maßnahmen zu deren Schutz.
Auf Stellwänden werden Besucher der St.Georgs-Kirche derzeit informiert über die Wandmalereien und die Maßnahmen zu deren Schutz. | Bild: Zoch, Thomas

Inselseelsorger Pater Stephan Vorwerk ist froh, dass diese Arbeiten in der Kirche gemacht werden: „Wir müssen immer dran bleiben.“ Und wegen Corona sei die Zeit dafür günstig. Es gebe sowieso nur Gottesdienste im Münster und nicht in St. Georg. Zudem hätten viele Gruppen abgesagt, die hier ursprünglich an Führungen teilnehmen wollten. Und es seien auch deutlich weniger Besucher in der Kirche gewesen.

Von 2015 bis 2017 hatte ein von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt gefördertes Projekt zur Raumklimastabilisierung und zum Erhalt der durch Umwelteinflüsse gefährdeten Wandmalereien stattgefunden. Denkmalpfleger und Wissenschaftler untersuchten damals die Gefährdung der Wandmalereien durch Klimaschwankungen. „Messungen zu den Belastungen durch Salze, mikrobiellen Befall und Staubpartikel erbrachten neue Erkenntnisse zu den Schadensmechanismen“, erklärt Jakobs.

Gesamtkosten von 540.000 Euro

Die Kosten für die nun laufenden Wartungsarbeiten beziffert Hugenschmidt mit 540.000 Euro. Bund und Land fördern die Maßnahme zusammen mit 204.000 Euro, erklärt er. Den Rest müssten die Kirchengemeinde und die Erzdiözese bezahlen.