Der 91 Jahre alten Liselotte Schumpp gefallen die offenen, hellen Räumen in ihrer Wohngruppe im neuen Anbau des Pflegezentrums St. Verena. „Wir sind hier eine schöne Clique“, erklärt die 91-Jährige. Ihr Sohn sei, wenn er sie besuchen komme, ganz neidisch auf ihr Zimmer und den Gemeinschaftsbereich: „Er meint, ich wohne wie in einem Hotel.“ Das Pflegezentrum St. Verena in Rielasingen hat in den vergangenen vier Jahren angebaut, umgebaut, saniert und modernisiert.

Der letzte Bauabschnitt, die Sanierung von Haus Klara, soll Ende April fertig sein. Dann können die Bewohner dieses Hauses, die für den Umbau in einen anderen Gebäudeteil zogen, wieder zurück in ihre Zimmer. Das Pflegezentrum hat rund 15 Millionen Euro in Umbau und Erweiterung investiert und künftig 121 statt 96 Plätze. Anbau, Sanierung und Modernisierung bedeutet für die Bewohner Mehrkosten beim Investitionskostensatz für den Bereich Wohnen, statt bisher knapp 10 Euro pro Tag werden künftig 22 Euro fällig.

Die 91-jährige Liselotte Schumpp fühlt sich in ihrem Zimmer im neuen Anbau von St. Verena wohl.
Die 91-jährige Liselotte Schumpp fühlt sich in ihrem Zimmer im neuen Anbau von St. Verena wohl. | Bild: Jacqueline Weiß

Mehr Lebensqualität war das Ziel

Grund für den Um- und Anbau sei die 2009 in Kraft getretene Landesheimbauverordnung gewesen, die verlangte, von den noch vorhandenen 16 Doppelzimmern 14 Zimmer abzubauen und damit mehr Einzelzimmer zu schaffen, berichtet Gisela Meßmer, Leiterin des Pflegezentrums. Außerdem sollten die Stationen in Wohneinheiten mit Wohngruppen von maximal 15 Bewohner umgebaut werden, um die Lebensqualität von alten und behinderten Menschen zu erhöhen. „Für uns war von Anfang an klar, dass wir das umsetzen, weil es ein Gewinn für die Bewohner ist“, erklärt die Leiterin.

„Wir haben dann geplant und angesichts der Wartelisten für einen Pflegeplatz haben wir uns dazu entschieden, nicht nur umzubauen und zu modernisieren, sondern auch zu erweitern“, berichtet Gisela Meßmer, die das Heim seit dem Bau 1996 leitet. Träger des Pflegezentrums ist die katholische Seelsorgeeinheit Aachtal mit fünf Kirchengemeinden. Aus ihnen kommen auch die Bewohner und Kunden des Pflegezentrums. Ab 2020 startete der Bau eines Anbaus mit 35 zusätzlichen Einzelzimmern und jeweils eigenem Bad und damit auch eine große Umzugsaktion im Pflegeheim. Denn die Erweiterung und der Umbau erfolgten im laufenden Betrieb.

Der Anbau wurde an das Bestandsgebäube angebaut, im Hof stehen die E-Fahrzeuge der Sozialstation.
Der Anbau wurde an das Bestandsgebäube angebaut, im Hof stehen die E-Fahrzeuge der Sozialstation. | Bild: Jacqueline Weiß

Doppelzimmer wurden zu Einzelzimmern

Nachdem der Erweiterungsbau 2023 fertig war, seien die Bewohner vom bestehenden Gebäude in den Neubau gezogen, damit die Doppelzimmer im Bestandsbau zu Einzelzimmern umgebaut und das Wohngruppenkonzept umgesetzt werden konnten. Der Umzug von einem Trakt in den anderen sei ein Kraftakt für alle Beteiligten gewesen. „Ohne die Mithilfe von Ehrenamtlichen und Angehörigen hätten wir das nicht geschafft“, berichtet Vera Zinsmayer-Keller, stellvertretende Leiterin. Im Herbst 2023 starteten die Demontage-Arbeiten im Ostabschnitt, im Frühsommer 2024 war dieser Bauabschnitt fertig.

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So wurden nach und nach alle Gebäudeteile umgebaut und modernisiert, der letzte Abschnitt ist die Sanierung von Haus Klara, dessen Bewohner für die Umbauzeit in den Mittelabschnitt umgezogen sind. Bis Ende dieses Monats sollen die Sanierungen abgeschlossen sein. Am 27. und 28. Juni werden die Räume mit einem Tag der offenen Tür der Öffentlichkeit präsentiert.

Die Wohngruppen hätten sich jetzt schon bewährt, sind die beiden Heimleiterinnen überzeugt. Der Trend gehe weg von der Funktionspflege, hin zu mehr Selbstbestimmung und Aktivierung. „Mit dem Wohngruppenkonzept kann man alle Bewohner integrieren“, ist Vera Zinsmayer-Keller überzeugt. Die offenen Küchen seien so gebaut, dass die Bewohner beim Kochen und Backen mithelfen, sich an Haushaltsarbeiten beteiligen und so Kompetenzen trainieren können.

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Pflegezentrum ist größter Arbeitgeber

Mit 270 Mitarbeiterinnen auf 150 Stellen sei das Pflegezentrum der größte Arbeitgeber in der Gemeinde. Es seien zu 85 Prozent Frauen, die in vielen Schicht- und Teilzeitmodellen arbeiten. 26 Auszubildende lassen sich derzeit zu Pflegefachkräften ausbilden. „Wir sind personell eigentlich gut aufgestellt, könnten durch die Erweiterung aber drei bis vier zusätzliche Fachkräfte brauchen“, erklärt Pflegezentrumsleiterin Gisela Meßmer. Der Pflegeberuf habe ihrer Meinung nach ein besseres Image verdient. ‚Es ist auf jeden Fall eine Arbeit, die Sinn macht und bei der man viel von den alten Menschen zurückbekommt‘, erklärt sie.

Nach der Umbauzeit von vier Jahren werde das Pflegezentrum jetzt erst einmal nicht mehr erweitert. Mit stationärer Pflege, Kurzzeitpflege, Tagespflege mit 30 Plätzen, Sozialstation mit 350 Kunden, Essen auf Rädern und betreutem Wohnen sind am Standort alle Möglichkeiten der Betreuung von alten und behinderten Menschen vereint.