Herr Baumert, die Gemeinde hat einige Projekte auf der Agenda? Was wird in diesem Jahr noch fertig?
In diesem Jahr wird auf jeden Fall im Oktober die Sanierung der Leichtathletikanlage in der Talwiese fertig und eingeweiht. Wir haben die Anlage mit einer Bande ausgestattet, dass der Naturrasenplatz zukünftig auch vom FC Rielasingen-Arlen für Liga-Spiele genutzt werden kann.
Welche Projekte werden die Gemeinde noch in den kommenden Jahren beschäftigen?
Ein Thema ist der Neubau des Feuerwehrhauses: Da gibt es jetzt eine Neuausschreibung der Architektenleistung, nachdem die Zusammenarbeit mit dem ersten Architekten nicht optimal funktioniert hatte. Dass wir jetzt erst anfangen können, kann auch den Vorteil haben, dass es kostengünstiger wird, weil der Hochbau gerade nicht so viel zu hat. Nach dem neuesten Bauzeitenplan soll es dann Mitte 2027 fertig sein. Außerdem haben wir noch das Sanierungsgebiet Rielasinger Ortsmitte, also eine Neugestaltung der Ortsmitte, in Planung. Da spielt einiges mit rein: Ein Mobilitätskonzept wird erstellt und das Land redet als Straßenbaulastträger mit, da zum Beispiel die Busbuchten verändert werden sollen.
Wie geht es bei der geplanten Sanierung oder einem Neubau des Rathauses weiter?
Nachdem die sechs Architekturbüros ihre Entwürfe abgegeben haben, findet demnächst eine Klausurtagung unter Beteiligung eines Gestaltungsrats des Gemeinderats statt. Dort wird über die Entwürfe beraten. Ich selbst kenne die Vorschläge noch nicht. Das Rathaus wurde in den 70er-Jahren gebaut. Wir haben es brandschutztechnisch zwar schon nachgerüstet, die Elektrik und IT-Anbindung sind aber nicht mehr auf dem neuesten Stand und die Büroaufteilung zum Teil nicht mehr zeitgemäß.
Ein weiteres Thema ist die Anschlussunterbringung? Kann die Umsetzung eines Neubaus bis Ende 2025 gelingen?
Die Landkreisverwaltung hat uns zugesichert, dass sie die Notunterkunft Leichtbauhalle bis Ende März 2025 stehen lassen. Die Halle steht seit Juni leer, weil die Geflüchteten Plätze in festen Unterkünften bekommen haben. Wir haben einen Pachtvertrag bis Ende 2025, weil es sein kann, dass im Herbst wieder mehr Flüchtlinge kommen. Wir geben beim Thema Neubau für die Anschlussunterbringung jetzt wirklich Gas und haben dazu einen Projektausschuss gegründet. Zumindest einen Neubau könnten wir bis Mitte 2025 fertig haben.

Gibt es schon Grundstücke, die für einen Neubau infrage kommen?
Der Ausschuss hat sechs Grundstücke bewertet und zwei Grundstücke, eins in Rielasingen und eins in Worblingen für gut geeignet befunden. Ich kann mir einen Neubau in Beton- oder Holzmodulbauweise wie in Radolfzell vorstellen. Das wird alles noch mit dem Gemeinderat abgestimmt und wir informieren die Bürger in einer Veranstaltung. Wenn die Neubauten nicht mehr zur Anschlussunterbringung gebraucht werden, wird damit sozialer Wohnraum frei.
Beim Glasfaserausbau machen jetzt einige Firmen Werbung in der Gemeinde. Wie gehen Sie damit um?
Es sind gerade viele Unternehmen unterwegs, die in Rielasingen-Worblingen Werbung machen. Lila Connect, UGG und Partner von Vodafone haben wohl Interesse. Die Gemeinde hätte gern einen weiteren Ausbau, obwohl wir jetzt nicht die großen, weißen Flecken haben: Niemand ist bei uns unter 50 Megabit pro Sekunde. Trotzdem wollen wir den Ausbau, weil die Entwicklung fortschreitet. Aber es muss ein Unternehmen sein, in das man Vertrauen kann. Die Koordinierung der Baustellen und die Bauausführung müssen stimmen und die Zusammenarbeit mit unserem Tiefbau.
Ist das alles machbar? Viele Gemeinden klagen ja, dass die Pflichtaufgaben zunehmen und sie sich nicht mehr alles leisten können.
Auch Rielasingen-Worblingen muss sich den veränderten Voraussetzungen stellen, denn die Einnahmen sinken und wir wollen eigentlich keine Mehrbelastungen der Bürger. Wir sind als Kommunen überfordert, können uns in Zukunft wahrscheinlich nicht mehr alles leisten und müssen uns auf unsere Pflichtaufgaben konzentrieren. Ein großer Posten sind zum Beispiel die Personalkosten, obwohl ich es jedem Mitarbeiter gönne. Wir haben dort eine Kostensteigerung von über einer Million Euro und sind jetzt bei etwa neun Millionen Euro an Personalkosten im Jahr.
Weshalb kann und will die Gemeinde trotzdem große Investitionen angehen?
Wir haben aber einen Riesenvorteil in Rielasingen-Worblingen: In meinen 17 Jahren Amtszeit hat die Gemeinde auch in finanziell starken Jahren immer vorsichtig gewirtschaftet. Dafür bin ich auch dem Gemeinderat sehr dankbar. Deshalb können wir jetzt den Bau des Feuerwehrhauses mit etwa 14 Millionen Euro komplett aus den Rücklagen bestreiten. Schulen und Kindergärten haben wir bereits saniert oder neu gebaut. Jetzt stehen tatsächlich nur noch Rathaus und Bauhof an. Aber in Zukunft werden wir, um Großprojekte anzugehen, um Kreditaufnahmen nicht herumkommen.
Im neuen Gemeinderat hat die AfD jetzt drei, statt bisher einen Sitz. Wie wird sich das Ihrer Meinung nach auf die Arbeit im und mit dem Rat auswirken?
Bis jetzt und auch in der ersten, konstituierenden Sitzung haben sich die Gemeinderäte der AfD ordentlich verhalten. AfD-Gemeinderat Reinhard Pröll, der seit 2023 im Rat sitzt, hat sich mit den Themen auseinandergesetzt und sachlich argumentiert. Ich wünsche mir wie bisher einen respektvollen Umgang miteinander und dass man sach- und themenorientiert diskutiert. Und wenn das nicht funktioniert, bin ich als Vorsitzender in der Pflicht, dem Einhalt zu gebieten. Das werde ich dann auch tun.
Im kommenden Jahr steht Rielasingen-Worblingen ein großes Jubiläum ins Haus: Die Doppelgemeinde feiert 50-jähriges Bestehen. Was ist in Planung?
Wir freuen uns natürlich auf diese goldene Hochzeit und werden sie gebührend feiern. Los geht es mit dem Neujahrsempfang am 14. Januar, bei der unser Kreisarchivar über die Geschichte der Gemeinde spricht. Alle Vereine stellen ihre Veranstaltungen unter das Motto „Goldene Hochzeit“. Am 27. April gibt es ein großes Bahnhofsfest mit vielen historischen Loks und Wagen.
Wir planen mit allen Vereinen am 3. August eine große Vereins- und Gewerbeschau vom Rathaus zur Ten-Brink-Schule. Außerdem gibt es eine Sonderausstellung im Dorfmuseum und die in unserer Gemeinde lebende Künstlerin Roberta Mincone wird zusammen mit unserem Ortshistoriker Ottokar Graf drei bleibende Kunstwerke auf Alucobond für den Rathauspark schaffen.