Die Personalnot in den Kitas macht allen Gemeinden zu schaffen. Im Kinderhaus Rosenegg in Rielasingen führt sie jetzt dazu, dass die Öffnungszeiten reduziert werden. Bei den Ganztagsplätzen wird ab März bis September rund sechs Stunden weniger pro Woche betreut. Bei den Kindern in der verlängerten Öffnungszeit bis 14.30 Uhr beginnt die Betreuung statt um 7.15 Uhr um 7.45 Uhr. Eltern des Kindergartens beschwerten sich in der jüngsten Sitzung des Gemeinderates über die Reduzierung und aus ihrer Sicht mangelnden Kommunikation.

Der Reduzierung ging eine Bedarfsumfrage voraus. Sie habe ergeben, dass von 30 möglichen Ganztagsplätzen 17 genutzt würden, neun Kinder seien nachweislich auf den Platz angewiesen. Diese Umfrage habe auch gezeigt, dass ab September kein ausreichender Bedarf an Ganztagsplätzen mehr da sei, legte die Kindergartenbeauftragte Jasmin Kroner im Gemeinderat dar. Die Gruppen werden dann mit verlängerter Öffnungszeit von 7.30 Uhr bis 14.30 Uhr betrieben.

Anna Mende ist Elternbeiratsvorsitzende des Kinderhauses. Sie möchte, dass die Eltern besser einbezogen werden.
Anna Mende ist Elternbeiratsvorsitzende des Kinderhauses. Sie möchte, dass die Eltern besser einbezogen werden. | Bild: mende

Der Elternbeirat des Kinderhauses fordert flexiblere Lösungen und hätte sich gewünscht, einbezogen zu werden. Die Eltern kritisieren, dass in der Bedarfsumfrage nur die Eltern befragt wurden, die einen Ganztagsplatz haben. Doch die Reduzierung beträfe auch die Kinder aus den Gruppen mit verlängerter Öffnungszeit, wie Elternbeiratsvorsitzende Anna Mende im Gemeinderat darlegte.

Eltern brauchen Betreuung ab 7.15 Uhr

Die Eltern kritisieren vor allem, dass sie ihre Kinder ab März morgens erst eine halbe Stunde später, um 7.45 Uhr, bringen können. Diese halbe Stunde sei entscheidend, um rechtzeitig zum Arbeitsplatz zu kommen, erklärte ein Vater. Der Elternbeirat hat selbst eine Umfrage gemacht, aus der hervorgeht, dass die 30 Eltern die Bringzeit 7.15 Uhr benötigten.

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Der Vorschlag der Eltern ist ein Gruppenraum, in den Kinder gruppenübergreifend bereits um 7.15 Uhr gebracht werden könnten. Es gebe, so die Eltern, Gruppen, die um 7.30 Uhr anfangen und in der Krippe könnten die Kinder auch um 7.15 Uhr gebracht werden. Laut der Kindergartenbeauftragten Jasmin Kroner sei das nicht möglich, weil eine Vollzeitkraft schon zwei Gruppen ab 7.30 Uhr betreue, mehr gehe da nicht.

Die neuen Öffnungszeiten stellten einen Kompromiss angesichts der Personalnot dar, erklärte Jasmin Kroner im Gemeinderat. Man habe morgens und mittags etwas von der Betreuungszeit weggenommen, aber versucht, möglichst viel zu erhalten. „Dass die neue Regelung Eltern trifft, war uns klar, wir haben alle Möglichkeiten geprüft“, sagte Jasmin Kroner. Das Kinder- und Jugendförderteam der Gemeinde sei für Ideen und Vorschläge offen und biete allen Eltern an, sich direkt an sie zu wenden, sagte die Kindergartenbeauftragte.

Die Eltern wünschen sich, dass die Gemeinde weitere Möglichkeiten prüft und kreativ wird. So könnten zum Beispiel Wohlfahrtsverbände wie Malteser, Rotes Kreuz oder ein rollierendes Elternsystem, in den Randzeiten bei der Betreuung einspringen. Gegen den Personalmangel könnten mehr Anreize für Mitarbeiter geschaffen werden und die Eltern zur Mitarbeiterwerbung angehalten werden. Auch sei laut den Eltern nicht kommuniziert worden, dass die Zubuchung von Betreuungszeiten ab März nicht mehr möglich sei.

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Die neuen Gebühren zum 1. März sehen die Eltern ebenfalls als ungerecht. Gebührenzahler mit einem hohen Einkommen würden dabei am meisten entlastet, Eltern mit niedrigem Einkommen am wenigsten. „Das sind Punkte, die noch im Raum stehen und die ich gerne geklärt haben möchte“, erklärt Anna Mende. Dazu will der Elternbeirat mit der Gemeinde nochmal ins Gespräch kommen.

3,1 Millionen für Kinderbetreuung

Die Gemeinde hat einen anderen Blick auf die Gebühren. Die Gemeinde und damit der Steuerzahler gebe nach Abzug der Kita-Gebühren von rund 660.000 Euro, die die Eltern bezahlen, und Zuschüssen rund 3,1 Millionen Euro für die Kitas aus, erklärte Kämmerin Verena Manuth. Familien mit niedrigem Einkommen würden zu 50 Prozent von den Gebühren entlastet. Das bedeute, die Gemeinde gebe sehr viel Geld für die Kinderbetreuung aus.

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Der Gemeinderat stimmte trotz der Einwände der Eltern der Kindergartensatzung, die die Gebühren für die neuen Betreuungszeiten enthält, mit einer Enthaltung von AfD-Gemeinderätin Janine Steiner zu. Sie hatte sich als Mutter selbst schon für den Rechtsanspruch auf einen Kita-Platz eingesetzt. SPD-Gemeinderat Reinhard Zedler war in der anschließenden Diskussion wichtig, dass wenn es keine Ganztagsbetreuung im Kinderhaus Rosenegg mehr gebe, dies in wenigstens einem Kindergarten der Gemeinde angeboten werde. Die grüne Gemeinderätin Jana Akyildiz ermutigte die Eltern, ihre Meinung im Rat vorzubringen. Sie erklärte, dass vielleicht auch Tagesmütter Interesse hätten, in die Betreuung einzusteigen. „Es gibt Dinge, die man mit Geld nicht heilen kann“, sagte CDU-Gemeinderat Volkmar Brielmann und meinte damit die Personalnot in den Kitas.