Windkraftanlagen auf der Höri zu verhindern, ist ihr Ziel und darin haben sich die Mitglieder der Bürgerinitiative Freunde der Höri bei ihrer Versammlung mit rund 70 Besuchern in der Arlener Gems gegenseitig bestärkt. Diskussionen gab es dabei kaum. Die Freunde der Höri sprechen von bis zu geplanten 24 Windkraftanlagen auf dem Schienerberg. Tatsächlich sind dort derzeit bis zu fünf Windkraftanlagen in konkreter Planung, gleichzeitig prüft der Regionalverband mögliche Flächen für den Bau von weiteren Windkraftanlagen.
Wolfgang Engelmann, Johannes Ebbers und Johannes Wilhelm vom Organisationsteam der Initiative sehen sich in ihrem Engagement bestätigt: „Immer mehr Bürger werden sich bewusst, was da passiert und stoßen zur Bürgerinitiative“, sagte Wolfgang Engelmann. Johannes Wilhelm wertete den Energiedialog, den die Gemeinde Öhningen in Wangen zum Thema Windkraftanlagen veranstaltet hatte, als teilweise positiv. Es habe gute Gespräche mit dem Landratsamt gegeben. Gleichzeitig sei er erstaunt gewesen, wie viel Unwissenheit es bei Bürgern zu den geplanten Windkraftanlagen gebe.
Der Bauantrag für die fünf geplanten Windkraftanlagen der Firma Abo Energy solle im zweiten Halbjahr eingehen, gab Wilhelm einen Überblick über die Entwicklungen am Schienerberg. Die Bürgerinitiative wolle beim Landratsamt ein hydrogeologisches Gutachten anfordern, um die Auswirkungen des Anlagenbaus auf das Grundwasser untersuchen zu lassen. Die Initiative befürchtet, dass die Wasserversorgung auf der Höri, die aus Quellen des Wasserschutzgebiets Schienerberg gespeist wird, durch den Bau der Anlagen gefährdet sei.
Die Höri-Freunde beobachteten auch die Entwicklung am Chroobach der benachbarten Schweizer Gemeinde Hemishofen. Der Bauantrag für die vier Windkraftanlagen liege vor, berichtete Wilhelm vom Stand der dortigen Planungen. Hemishofen wehre sich dagegen, unter anderem mit dem Argument, dass die Gemeinde mit über 200 Tieren einer der größten Winterschlafplätze der Schweiz für die geschützten Rotmilane sei.
Wilhelm brachte erneut Argumente und Behauptungen der Gegner von Windkraft auf der Höri vor: Die Umweltverträglichkeitsprüfung des Regionalverbands stufe die Gebiete als sehr konfliktbehaftet ein, das Unesco-Weltkulturerbe Insel Reichenau werde durch Windkraftanlagen beeinträchtigt, der Tourismus breche um bis zu 30 Prozent ein, der Infraschall der Anlagen und der Abrieb der Rotorblätter schade Mensch und Tier.
Bürger sollen Antworten einfordern
Zum Stand der Ausweisung von Vorrangflächen für Windenergie des Regionalverbands Hochrhein-Bodensee erklärte Johannes Wilhelm, dass die Einwendungen, die bis 20. September eingebracht werden konnten, derzeit gesichtet würden und die Bürger eine Antwort auf ihre Stellungnahmen einfordern sollten.
Diskussionsteilnehmer Hans-Jürgen Weißenberger aus Stockach bekam für seine Aussage viel Zustimmung: Er sei nicht grundsätzlich gegen regenerative Energien. Doch Windkraftanlagen in der Bodenseeregion, das passe einfach nicht. „Mir geht es damit nicht gut und wir fühlen uns mit unserem Unmut von der Politik nicht ernst genommen“, erklärte er. Er bezweifelte auch, dass die Windkraftanlagen Verenafohren ohne Subventionen wirtschaftlich seien. Er habe dort noch nie gesehen, dass alle Anlagen laufen.

Gegenargumente fanden bei der Versammlung kaum Gehör. Bei kritischen Stimmen, wie der der grünen Gemeinderätin Dagmar Eisenhart aus Rielasingen-Worblingen, wurde dazwischengeredet und gelacht. Sie erklärte, dass es beim Ausbau der Windenergie darum gehe, den Klimawandel zu stoppen. Dieser Aspekt werde von den Höri-Freunden komplett ignoriert und der menschengemachte Klimawandel teilweise geleugnet. Sie vermisste bei der Diskussion, aus welchem Material und wie schädlich der Abrieb der Rotorblätter sei, auch die Sachkenntnis.
Otterbach macht Wahlkampf
Thorsten Otterbach, der als unabhängiger Kandidat für die Bundestagswahl antritt, nutzte die Versammlung für seinen Wahlkampf. Er kämpft in der Initiative Gegenwind im Gemeinderat in Öhningen ebenfalls gegen Windkraft auf der Höri. Mit Fotovoltaik auf den Dächern lasse sich auf der Höri genug Energie gewinnen: „Wir müssen die Landschaft nicht verschandeln“, sagte Otterbach. Er vertritt als ehemaliges AfD-Mitglied in Sachen Migrationspolitik viele Positionen seiner Ex-Partei, wie in Arlen deutlich wurde. „Ich würde jedes Jahr 100.000 abschieben“, wurde er in den Gems konkret.
Bei seiner Wahlkampfrede zeigte sich allerdings, dass viele Besucher hauptsächlich wegen des Windkraftthemas gekommen waren. Denn rund die Hälfte verließ nach diesem Thema den Saal.