Fachkräftemangel gibt es in vielen Bereichen, doch die Folgen sind besonders in der Kinderbetreuung der Gemeinden gravierend. Wenn Kitas ihre Öffnungszeiten verringern müssen und die Qualität der Betreuung leidet, hat das Folgen für die ganze Familie. Für das Kinder- und Jugendförderteam sei es ein Kampf, den Bedarf zu decken, erklärte Jasmin Kroner, die den Kindergartenbedarfsplan jüngst im Sozialausschuss vorstellte. Sie würden es aber gerade so schaffen.

Auch im laufenden Jahr habe der Fachkräftemangel in den Kitas Folgen gehabt. Diese würden die positive Nachricht überschatten, dass der Waldkindergarten der Johanniter im Oberholz mit zwei Gruppen und 40 Plätzen wie geplant eröffnet werden konnte und sich wachsender Beliebtheit erfreue, erklärte Jasmin Kroner.
Denn für viele Kitas bedeute der Fachkräftemangel Einschränkungen: Die Öffnungszeiten im Kindergarten St. Sebastian seien weiterhin aufgrund personeller Engpässe auf die verlängerte Öffnungszeit bis 13.30 Uhr reduziert worden.
Kinderkrippe stellt Ganztagsangebot ein
Außerdem wurde angekündigt, die Regelöffnungszeiten ab September 2025 grundsätzlich auf die verlängerte Öffnungszeit umzustellen. Die Kinderkrippe Rosenegg musste ihr Ganztagsangebot ab Oktober einstellen. „Allerdings haben nur drei Kinder das Angebot genutzt“, berichtete Jasmin Kroner, für diese falle das Angebot jetzt weg. Ein Ausfall von zwei Vollzeiterzieherinnen in einer Einrichtung, die gekündigt hätten, sei nicht zu kompensieren.
Auch das Kinderhaus St. Raphael reduzierte die Öffnungszeiten aufgrund von personellen Engpässen von 13.30 auf 12.30 Uhr für alle Familien, die aufgrund ihrer Berufstätigkeit nicht auf die verlängerte Öffnungszeit bis 13.30 Uhr angewiesen sind.
Zur personellen Situation wünschte sich Gemeinderat Reinhard Pröll (AfD) eine Übersicht über alle Kinderhäuser, wie viele Stellen es gebe und wie viele gebraucht würden. Er fragte auch nach, ob alle Möglichkeiten der Anwerbung von Personal genutzt würden. Jasmin Kroner versprach, beim nächsten Situationsbericht im kommenden Jahr eine Übersicht zusammenzustellen und es würden alle Möglichkeiten genutzt, Personal zu bekommen.
Die Quereinsteiger in die Ausbildung zur sozialpädagogischen Assistenz seien ein Weg, um neue Mitarbeiter zu bekommen. Allerdings würden die Kräfte im ersten Jahr nicht auf den Personalschlüssel angerechnet und bräuchten viel Ausbildung, weil sie aus anderen Berufen kämen, berichtete Jasmin Kroner. Um den Bedarf der Eltern besser zu ermitteln, will das Kinderförderteam in Zukunft die genauen Arbeitszeiten in der Arbeitsbescheinigung wissen. „Damit wollen feststellen, wie dringend der Platz gebraucht“, erklärte die Sozialpädagogin.
Verhaltensauffälligkeiten nehmen zu
Eine zusätzliche Herausforderung sei, dass es immer mehr Kinder mit erhöhtem Betreuungsbedarf gebe. Im Jahr 2023/2024 waren es laut des Förderteams 22 Kinder, die eine Eingliederungshilfe benötigten, im Jahr zuvor noch 14 Kinder. Das seien aber nur die vom Landratsamt geprüften und bewilligten Fälle, in der Realität seien es mehr, so Jasmin Kroner. Die Zahl der Verhaltensauffälligkeiten bei Kindern nehme allgemein zu und fordere das Kita-Personal.
Auch Kinder, die kein Deutsch sprechen, brauchten eine zusätzliche Förderung. Im Kinderhaus St. Raphael gibt es den größten Bedarf an Sprachförderung: 39 Kinder sprechen eine ausländische Sprache, das sind 49 Prozent der Kinder im Kinderhaus.
Die Wünsche der Eltern in Bezug auf einen Platz in ihrer Wunsch-Kita habe dagegen weitestgehend gedeckt werden können: In zehn Fällen konnte der Wunsch nicht erfüllt werden und es wurde ein Platz in einer anderen Kita angeboten. In Einzelfällen sei ein direkter Übergang zwischen Krippe und Kindergarten nicht möglich gewesen, doch meist habe es später dann doch noch mit einem Platz geklappt. In neun Fällen konnte der gewünschte Aufnahmetermin nicht eingehalten werden, mit einer Wartezeit von im Schnitt vier Monaten.
23 Plätze in 2025 zu wenig in Kindergärten
Der Blick ins kommende Jahr von April bis August zeige anhand der Vormerkungen, dass es im Bereich der Kinder unter drei Jahren noch 19 freie Plätze gibt, bei den über Dreijährigen seien es 23 Plätze zu wenig. Der Waldkindergarten schafft hier Entlastung, aktuell seien dort noch 20 Plätze frei und 2025 sollen es 16 freie Plätze sein.
Das Kinderförderteam regt an, weiter zu prüfen, wo es Möglichkeiten gibt, im Ü3-Bereich mehr Plätze zu schaffen. Auch Gemeinderat Reinhard Zedler (SPD) sprach sich dafür aus, sich im nächsten halben Jahr konkreter darüber Gedanken zu machen: Räume in den Kitas auszubauen, gehe aus seiner Sicht aus Platzgründen nicht, vielleicht wäre ein dritter Bauwagen für den Waldkindergarten möglich.
Neue Möglichkeiten für Kitas, flexibler zu reagieren, könnte der Erprobungsparagraf des Landes bieten, der seit Dezember 2023 gilt. Mit ihm könnten Kita-Träger passende Lösungen für die Bedürfnisse der Kinder, Eltern und des Kita-Personals entwickeln. Damit wären neue Modelle möglich, mit dem Personalmangel umzugehen. Aber: „Das ist für uns großes Neuland“, sagte Jasmin Kroner.