Der gelernte Landwirt Uli Graf erinnert sich an mindestens 15 Landwirte, die vor 50 Jahren im Voll- oder Nebenerwerb tätig waren. „Von denen sind heute nur noch sieben aktiv“, berichtet der Worblinger, der auch viele Jahre als Kommandant der Feuerwehr aktiv war. Worblingen habe ziemlich anders ausgesehen, als die Gemeindereform diskutiert wurde. Damals schlängelte sich die Ortsdurchfahrt noch durch das Unterdorf und wurde erst Ende der 1970er- Jahre so durchs Dorf geführt, wie man sie heute kennt. Lange ist es her: In diesem Jahr feiert Rielasingen-Worblingen das 50-Jährige der gemeinsamen Verwaltungsorganisation.
Vieles hat sich im Zuge der Ansiedlungen im Oberdorf und im Hard verändert oder ist ganz verschwunden. Manches habe man aber auch durch den Zusammenschluss dazu gewonnen.
Viele Gaststätten sind verschwunden
Lokale gab es damals noch in großer Anzahl. Graf erinnert sich beispielsweise an den „Engel“, die „Sonne“, das Tanzcafe „Royal“. Im Worblinger Hard lockte das „Santa Fee“, das Café „Graf“ und nicht zuletzt die beiden, die es heute noch gibt, nämlich der „Hardgarten“ und das damalige „Rössle“, das jetzt als „Akropolis“ bekannt ist. „Das ‚Rössle‘ war damals die zentrale Nachrichtenbörse, in der sich überwiegend die Männer sonntags nach dem Kirchgang trafen und alle Neuigkeiten verhandelten“, so Graf.
Auch die Einkaufsmöglichkeiten mit dem Sparladen Rosanka, dem damaligen Einkaufsladen Schuler, der später unter Ostheimer firmierte und heute Edeka ist, und der Bäckerei, die heute Schlegel heißt, waren vielfältig. „Die Post war früher im Unterdorf, aber es gab schon eine Zweigstelle der Sparkasse und den Friseur“, beschreibt Graf die alten Zeiten im Dorf.
Feuerwehr wurde zwangsverpflichtet
Auch viele Betriebe waren noch angesiedelt, wie die Firma Burnus, die Walzenmühle, das Sauerstoffwerk und viele Handwerksbetriebe, von der Zimmerei Unmuth über die Schlosserei Schnurr bis zum Sägewerk Bühler und kleineren mechanischen Werkstätten für Fahrräder und Mopeds.
Ein großer Einschnitt sei die Zusammenführung der beiden Feuerwehren Rielasingen-Arlen und Worblingen gewesen. „Es war die einzige Institution, die zur Zusammenarbeit zwangsverpflichtet wurde“, so der einstige Feuerwehrkommandant. Da gab es dann zwei Feuerwehrhäuser, aber nur noch einen Kommandanten.
Und eine Anekdote von den Anfängen macht heute noch die Runde: „Bei einem der ersten Einsätze stritten sich die Rielasinger und Worblinger Feuerwehren am Brandort beim Bauer Bach, wer denn nun löschen dürfe. ‚Des isch üser Für‘ wurde gerufen“, erinnert sich Uli Graf schmunzelnd und übersetzt: Das ist unser Feuer!
Ein besonderes Glanzlicht, vor allem für die Kinder, war das damals noch unbeheizte Worblinger Schwimmbad. Es war selbstverständlich, dass alle Kinder, also auch die Rielasinger, im Sommer dort schwimmen lernten. „Auf jeden Fall gab es ein aktives Vereinsleben, eine intensive Dorfgemeinschaft und ein großes Zusammengehörigkeitsgefühl, was sich auch bei den verschiedenen Veranstaltungen wie Gartenfesten, Konzerten des Musikvereins, Festivitäten der Fußballer und des Narrenvereins zeigte“, erinnert sich Graf.
Zur Fasnacht wird bis heute gestichelt
Allerdings gibt es an der Fasnacht immer noch die eine oder andere Stichelei mit Augenzwinkern – allerdings werde sie im Vergleich zu früher heutzutage nicht mehr ernst genommen. Und die Feuerwehr? Sie hat zu einer gut organisierten und stets einsatzbereiten Einheit zusammengefunden.