Das neue Parkhaus „Am Gleis“ in der Bahnhofstraße ist einen Schritt weiter. Am Freitag wurde bei dem Millionen-Projekt der Stadtwerke Singen der Spatenstich vollzogen. Für Oberbürgermeister Bernd Häusler stellt das neue Parkhaus einen wichtigen Baustein für die Verkehrswende in Singen dar, dem aber auch eine lange Diskussion im Gemeinderat vorausgegangen sei. Denn nicht alle Stadträte standen gänzlich hinter dem Bauvorhaben. Im November stimmten 18 Gemeinderäte für den Bau des Parkhauses, zwölf Stadträte sprachen sich dagegen aus.
Für OB Bernd Häusler steht die Wichtigkeit für die Stadt und deren Bewohner allerdings außer Frage: „Wir brauchen dieses Parkhaus, um das Thema oberirdisches Parken und Parksuchverkehr in der Innenstadt in den Griff zu bekommen.“ Gerade im Bereich Innenstadt Ost gebe es ein Stellplatzdefizit, was laut Häusler auch mit den baulichen Veränderungen am Herz-Jesu-Platz vor ein paar Jahren zusammenhänge.

Bevor dort nämlich die neue Tiefgarage gebaut worden sei, seien 120 Stellplätze zur Verfügung gestanden. Aktuell seien es – bedingt durch die Parkplätze für Anwohner – nur noch 75 Stellplätze in der Tiefgarage. „Das neue Parkhaus hat zwei Ziele: Es soll Langzeitparker anziehen, aber auch Kurzzeit-Besucher“, so Häusler weiter. Der Standort passe für beide zukünftigen Nutzer perfekt.
Das neue Parkhaus in der Bahnhofstraße wird laut OB Häusler rund 5,9 Millionen Euro kosten und später Platz für 325 Autos haben. Davon seien etwa 100 Stellplätze für Langzeitparker reservier, drei sollen für Elektro-Autos zur Verfügung stehen. Wie OB Häusler ausführte, könnte diese Zahl aber bei Bedarf auf insgesamt 24-E-Parkplätze anwachsen. Ein vergleichbares Parkhaus wurde 2013 von den Stadtwerken für das Krankenhaus in der Schaffhauser Straße mit 362 Stellplätzen errichtet.
Komplette Fassade soll begrünt werden
Laut Planer Volkmar Schmitt-Förster liege das Parkhaus strategisch gesehen günstig. In etwa 200 Metern Entfernung sei das Cano, an dessen Höhe sich das Objekt mit rund 20 Metern laut Schmitt-Förster orientieren werde. Die Zu- und Ausfahrt für Autos soll auf der Nordseite der Bahnhofstraße liegen. Ein besonderer Hingucker solle die Fassade und das Dach darstellen: Diese sollen laut Schmitt-Förster komplett begrünt werden. Fünf bis sieben Jahre werde es laut dem Planer dauern, bis das Grün dann am höchsten Punkt angelangt ist.
345 Tonnen Stahl werden verbaut
Vom neuen Parkhaus zu sehen, ist derzeit noch nicht viel. Die Baugrube wurde ausgehoben. Laut Jörg Parschat vom Generalunternehmen Goldbeck Süd soll mit dem Hochbau im Januar 2022 begonnen werden. Eine Fertigstellung sei dann für Juni 2022 vorgesehen. Nach der Fertigstellung sollen 345 Tonnen Stahl verbaut sein. Zudem werde das Parkhaus ein Treppenhaus mit Glasfassade und einen Fahrstuhl erhalten.

So optimistisch die Beteiligten beim Spatenstich waren, bei den nun begonnen Bauarbeiten lief nicht alles optimal, wie OB Bernd Häusler durchblicken ließ. Das Thema Altlasten im Boden habe das Vorhaben kurzzeitig ein wenig ausgebremst. „Wir haben Dampflokschlacke an zwei Stellen gefunden“, sagte er. Mit Blick auf die Historie des Grundstückes kein Wunder: Denn bis 1975 stand dort der alte Lokschuppen der Bahn.
Positive Stimmen zum neuen Parkhaus gab es von Stadträtin Kirsten Brößke (FDP): „Autos werden sich nicht in Luft auflösen, wir brauchen diese Parkplätze.“ Sie sehe Parkplätze lieber an zentralen und attraktiven Orten in der Stadt, als oberirdisch in der Stadt verteilt. Ralf Knittel (CDU) pflichtete ihr bei: „Der Parkverkehr in der Stadt muss entlastet werden. Die kreisenden Autos müssen aus der Stadt raus.“